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Fall Ursula Herrmann: So soll Werner M. überführt werden

Fall Ursula Herrmann

So soll Werner M. überführt werden

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    Im Mordfall Ursula Herrmann wurde nach 27 Jahren ein Verdächtiger festgenommen.
    Im Mordfall Ursula Herrmann wurde nach 27 Jahren ein Verdächtiger festgenommen.

    Von Holger Sabinsky, Augsburg Werner M. hat es in der Untersuchungshaft nicht leicht: Beinahe hätte er eine Blutvergiftung bekommen, er wird abgeschottet von den anderen Häftlingen. Schon nach wenigen Tagen war der 57-Jährige bedroht und zum Suizid aufgefordert worden.

    Werner M. ist der Hauptverdächtige in einem der spektakulärsten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte: der Entführung der zehnjährigen Ursula Herrmann aus Eching am Ammersee. Vor 50 Tagen wurde M. verhaftet. Und die Ermittler tun alles, um den früheren Nachbarn der Familie Herrmann zu überführen.

    Die Augsburger Staatsanwaltschaft ließ sogar einen früheren Zeugen exhumieren. Der Mann hatte zugegeben, das Loch für die Holzkiste gegraben zu haben, in dem Ursula erstickte. Später widerrief er diese Aussage. Aus den Knochen des Toten ließen die Ermittler DNA-Material nehmen.

    Der Augsburger Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai berichtete in der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" über den Fall. Der Verdacht gegen M. beruht weiter nur auf Indizien. Und neue sind seit M.`s Verhaftung offenbar nicht dazugekommen.

    Die Staatsanwaltschaft stützt sich vor allem auf das Grundig-Tonbandgerät vom Typ TK 248, das Ermittler im Oktober 2007 bei einer Hausdurchsuchung gefunden haben. Dieses Tonbandgerät hat M. nach Ansicht der Ermittler 27 Jahre lang zu Hause gehortet. Auf dem Apparat sei das Band mit der Verkehrsmelodie des Radiosenders "Bayern 3" abgespielt worden, mit dem sich die Entführer telefonisch bei Ursulas Eltern gemeldet hatten.

    Werner M. behauptet freilich, er habe das Grundig-Gerät erst zwei Wochen vor der Hausdurchsuchung auf einem Flohmarkt gekauft.

    Oberstaatsanwalt Nickolai zählte die weiteren Indizien der Kette auf: Der Fernseh-Elektriker Werner M. war handwerklich geschickt und hätte die Gefängnis-Kiste locker bauen können. M. hörte regelmäßig Polizeifunk und war hoch verschuldet.

    Vor Ursulas Entführung soll er einem Bekannten mal gesagt haben, man müsse mal zwei Millionen Mark auf einmal machen, um alle Sorgen los zu sein. Die Lösegeldforderung gegenüber Ursulas Eltern betrug dann genau zwei Millionen Mark. Über die Beweiskraft der Indizien wollte Nickolai nicht im Fernsehen diskutieren. Das könne die Ermittlungen gefährden.

    Werner M.`s Augsburger Anwalt Walter Rubach hat bereits Haftbeschwerde eingelegt. Er glaubt, dass sein Mandant freigelassen werden muss. Es gebe keinen Sachbeweis. Rubach: "Es wurden nur alte Indizien neu bewertet."

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