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Fall Ursula Herrmann: Die Polizei sucht jetzt nach einem Komplizen

Fall Ursula Herrmann

Die Polizei sucht jetzt nach einem Komplizen

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    Im Mordfall Ursula Herrmann wurde nach 27 Jahren ein Verdächtiger festgenommen.
    Im Mordfall Ursula Herrmann wurde nach 27 Jahren ein Verdächtiger festgenommen.

    Augsburg l peri, skro, kold l Im Entführungsfall Ursula Herrmann gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass der festgenommene Tatverdächtige einen Helfer gehabt haben muss.

    "Es ist für uns völlig klar", heißt es beim bayerischen Landeskriminalamt, "dass ihm jemand beim Transport der Kiste geholfen haben muss." Doch wer war es, vorausgesetzt Werner M. war wirklich ihr Entführer? Sollte es jemand aus seinem Bekannten- und Freundeskreis gewesen sein, haben die Ermittler, 27 Jahre nach der Tat, ein Problem.

    Zwei von drei Zeugen, die ihm damals ein Alibi gaben, leben nicht mehr. Einer von ihnen ist ein früherer Kommunalpolitiker der FDP aus Eching. 1996 verstarb ein Freund von Werner M. Im Januar 1982, vier Monate nach dem Tod des Mädchens, hatte dieser bei einer Vernehmung der Polizei gestanden, im Auftrag von Werner M. im "Weingarten", wo die Leiche der Zehnjährigen in einer Holzkiste gefunden worden war, eine große Grube ausgehoben zu haben. Später widerrief er die Aussage. Zeugen hatten ihn jedoch damals häufig in das Waldstück auf einem Mofa fahren sehen. Im Gepäck einen Spaten.

    Noch immer ist unklar, was die Fahnder des bayerischen Landeskriminalamtes bewog, ausgerechnet im Oktober 2007 den inzwischen an die Ostseeküste verzogenen Tatverdächtigen aufzusuchen, mit einem richterlichen Dursuchungsbeschluss in der Tasche.

    Eine Gen-Spur an der Kiste, in der Ursula Herrmann qualvoll erstickte, stellten die Ermittler des LKA schon im Oktober 2005 sicher. Doch erst zwei Jahre später, im Herbst 2007, holten sie sich eine Speichelprobe von dem jahrelang Hauptverdächtigen Werner M. - und machten bei der Gelegenheit gleich eine Hausdurchsuchung.

    "Wir wollten abwarten, bis alle Tatmittel nach DNA-Spuren untersucht sind", erklärt Detlef Puchelt vom LKA: die Todeskiste samt Ausstattung und die Kleidung der kleinen Ursula. Erst als alle Labor-Ergebnisse vorlagen, hätten sich die Ermittler den "Kreis der Tatverdächtigen" noch einmal vorgenommen.

    Man habe zuvor auch andere Verdächtige aufgesucht, so der Augsburger Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Durchsucht habe man, um sich auch in Werner M.s neuem Haus umzusehen. Bei der Durchsuchung hätten die Ermittler nicht gezielt nach dem Tonbandgerät gesucht, sagt Nemetz. Nach Abgleichen mit anderen alten Geräten, die teils über Ebay ersteigert wurden, kam man zum Ergebnis, dass es sich "wahrscheinlich" um das Gerät handelte, mit dem damals auch bei den Erpresseranrufen gearbeitet wurde.

    Einen mehr oder weniger stichfesten Beweis - etwa eine DNA-Übereinstimmung - gibt es aber nicht. Werner M. bestreitet jede Beteiligung und macht einen gelassenen Eindruck. Sein Mandant glaube, schon bald wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden, sagt Walter Rubach, der Augsburger Verteidiger des Verdächtigen. Seit in der JVA bekannt ist, um wen es sich bei Werner M. handelt, wird er von Mitgefangenen bedroht. Er verlässt deshalb seine Zelle nicht mehr.

    Die Vernehmungen sind momentan ausgesetzt, nachdem Werner M. sich nicht mehr äußert. Die Staatsanwaltschaft ist von seiner Schuld überzeugt. Bereits im Sommer könnte Anklage erhoben werden. "In dieser Massierung ist es eine gute Indizienkette. Jeder Stein für sich sagt nichts, aber wichtig ist das Gesamtbild bei dem Mosaik", so Nemetz.

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