Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Fall Peggy Knobloch: Polizei findet Knochenteile bei der Suche nach Peggy

Fall Peggy Knobloch

Polizei findet Knochenteile bei der Suche nach Peggy

    • |
    Ein Polizeibeamter sichert am 24.04.2013 das für die Suche nach der Leiche des Mädchens Peggy in einem Hinterhof in Lichtenberg (Bayern) aufgebaggerte Loch.
    Ein Polizeibeamter sichert am 24.04.2013 das für die Suche nach der Leiche des Mädchens Peggy in einem Hinterhof in Lichtenberg (Bayern) aufgebaggerte Loch. Foto: David Ebener dpa

    Die Suche der Polizei auf einem Anwesen in Lichtenberg war erfolgreich. Die

    Hausbesitzer war wegen Kindesmissbrauchs im Gefängnis

    Der Rentner Robert E. ist wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft und hat deshalb schon eine Haftstrafe verbüßt. Sein Anwesen liegt in der Nähe des Hauses, in dem die damals neunjährige Peggy im Mai 2001 nach der Schule nie angekommen war. Seit Montag hatten die Ermittler Haus und Hof durchsucht.

    Gerichtsmedizin untersucht die Knochen nach Peggys DNA-Spuren

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    Jetzt müssten die Knochenfragmente - insgesamt sind es neun Stück - von der Gerichtsmedizin untersucht werden, kündigte der Sprecher an. Polizei und Staatsanwaltschaft rechnen damit, dass die Überprüfung, ob es sich um Peggys Knochen handelt, innerhalb einer Woche abgeschlossen sein könnte.

    Möglich sei auch, dass die Skelett-Teile von einem alten Friedhof stammen, der direkt neben dem durchsuchten Grundstück liegt.

    Selbst wenn sich aber herausstellen sollte, dass man sterbliche Überreste von Peggy gefunden habe, bedeute dies noch nicht automatisch, dass man auch einen neuen Täter habe, betonte Schmalz. Viele Varianten seien dann denkbar - "bis hin zu der These, dass Peggy beim Spielen hineingefallen ist."

    Die Sickergrube auf dem durchsuchten Gelände ist heute mit einem Wintergarten überbaut. 2001 allerdings war dieser noch nicht vorhanden. In den Innenhof konnte jeder gelangen. Noch wisse man auch nicht, wie die Knochen in die Grube gelangt sein könnten, sagte Schmalz. Dass es sich um Knochenteile und -splitter handle, könne man möglicherweise damit erklären, dass Wasser durch die Grube geleitet wurde - und weitere Knochen weggespült worden seien.

    Seit 2012 ermittelt die Staatsanwaltschaft wieder im Fall Peggy

    Die Ermittlungen im Fall Peggy kamen wieder ins Rollen, nachdem im Jahr 2012 ein Hauptbelastungszeuge seine Aussage aus dem Prozess widerrufen hatte. Neue Erkenntnisse führten die Polizei jetzt zum Grundstück Robert E.s. Auch der Verteidiger des geistig-behinderten Ulvi K., der drei Jahre nach Peggys Verschwinden als deren Mörder verurteilt worden war, hatte Anfang dieses Monats die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt. Er warf den Ermittlern - wie viele weitere Kritiker - vor, Zeugenaussagen ignoriert zu haben. Ulvi K.s Verurteilung blieb bis zuletzt umstritten.

    Der Fall Peggy zählt zu einem der spektakulärsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre in Deutschland. Die damals Neunjährige kam im Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule nicht nach Hause. Eine der größten Suchaktionen in der deutschen Geschichte begann - und blieb erfolglos. (mit dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden