Uli Hoeneß, ehemaliger Präsident des FC Bayern München, kommt nach Verbüßen der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Haftstrafe auf freien Fuß. Das hat die Landsberger Richterin Simone Zwiener entschieden. Geplanter Freilassungstermin ist demnach der 29. Februar.
Hoeneß, 64, war im März 2014 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu der Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er hat rund 40 Millionen zurückgezahlt. Seit Anfang 2015 war Hoeneß Freigänger und arbeitete tagsüber in der Jugendabteilung des FC Bayern.
Uli Hoeneß: Die Geschichte der Steueraffäre
Uli Hoeneß: Vor vielen Jahren begann er an der Börse eine Zockerei, die ihn 2013 ins Visier der Justiz brachte.
2001: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überweist Hoeneß in Form eines Kredits und einer Bürgschaft 20 Millionen D-Mark (10,23 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz.
2002 bis 2006: In diesen Jahren handelt Hoeneß nach eigenen Worten teilweise Tag und Nacht an der Börse und macht weltweit Geschäfte.
2008: Hoeneß machte nach eigenen Angaben schon in den Vorjahren zu viele Verluste. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise sei es «endgültig in den Keller» gegangen, und er habe seine Geschäfte stark reduziert.
August 2011: Nach langen Verhandlungen einigen sich Deutschland und die Schweiz darauf, dass in der Schweiz gebunkerte unversteuerte deutsche Vermögen nachversteuert werden. Das Abkommen, das später noch präzisiert wird, soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten.
November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Länder lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern - damit kann Hoeneß seine Gewinne nicht nachträglich steuerrechtlich legalisieren.
Am 17. Januar 2013 reicht Hoeneß nach eigenen Angaben Selbstanzeige bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim ein.
März 2013: Das Finanzamt hat die Selbstanzeige schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Am 20. März kommt es zur Hausdurchsuchung in Hoeneß' Anwesen am Tegernsee. Ihm wird der Haftbefehl eröffnet, dieser wird gegen eine Kaution und Auflagen außer Vollzug gesetzt.
April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich.
Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft erhebt am 30. Juli Anklage gegen Hoeneß. Diese wird im November vom Landgericht München II unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen.
März 2014: Hoeneß wird wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
Juni 2014: Hoeneß tritt seine Haft in der JVA Landsberg an.
September 2014: Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.
Januar 2015: Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.
Januar 2016: Die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde.
Februar 2016: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt mit 64 Jahren vorzeitig aus der Haft frei.
Am 8. August 2016 teilt der FC Bayern auf seiner Homepage mit, dass Hoeneß wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Sein Nachfolger Karl Hopfner verzichtet auf eine weitere Amtszeit. Im November wird Hoeneß wiedergewählt.
Die Kammer betonte in ihrer Entscheidung, Hoeneß sei trotz seiner Position stets bereit gewesen, sich in die Gefangenengemeinschaft zu integrieren. Bei seinen zahlreichen Regel- und Freigängerausgängen sei es zu keinen Beanstandungen gekommen.
Trotz des hohen Gesamtschadens weise der Fall erhebliche Besonderheiten auf, so das Gericht weiter. So habe Hoeneß sich letztlich durch eine Selbstanzeige selbst den Ermittlungen ausgeliefert. Zudem habe er den Schaden wieder gutgemacht.
"Unter Berücksichtigung der Persönlichkeit des Verurteilten, seines Vorlebens, der Umstände seiner Tat, des Gewichts des bei einem Rückfall bedrohten Rechtsgutes, seines Verhaltens im Vollzug, seiner Lebensverhältnisse und der Wirkungen, die von der Aussetzung für ihn zu erwarten sind, hat die Kammer entschieden, dass es verantwortet werden kann zu erproben, ob sich der Verurteilte künftig straffrei führen wird", hieß es in einer Mitteilung der Justiz.
Uli Hoeneß schon Ende Februar frei
Nach der Entscheidung der sogenannten auswärtigen Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg in Landsberg ist Hoeneß schon Ende Februar frei. Die zuständige Staatsanwaltschaft München II kann gegen die Gerichtsentscheidung Beschwerde beim Oberlandesgericht München II einlegen. Die Bewährungszeit wurde auf drei Jahre festgesetzt.
FC-Bayern-Sprecher Markus Hörwick wollte sich auf Anfrage nicht zu einem möglichen Comeback von Uli Hoeneß äußern. Der FC Bayern habe die Causa Hoeneß in der gesamten Zeit nicht kommentiert, sagte Hörwick. Bei der Hauptversammlung 2014 hatte der FC Bayern den Nachfolger von Hoeneß, Karl Hopfner, nur für zwei statt der üblichen vier Jahre zum Präsidenten gewählt. Hopfer hatte zudem wiederholt gesagt, nicht gegen Hoeneß antreten zu wollen, falls dieser wieder eine Führungsposition anstreben sollte. (mit dpa)