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Explosion bei Gessertshausen: 15 Jahre Gefängnis für „Autobomber“

Explosion bei Gessertshausen

15 Jahre Gefängnis für „Autobomber“

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    Der 50 Jahre alte Mann, der im August vergangenen Jahres in Unterknöringen (Kreis Günzburg) eine Bank überfallen und sich anschließend auf der Flucht vor der Polizei bei Gessertshausen (Kreis Augsburg) in die Luft gesprengt hat, ist zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt worden.
    Der 50 Jahre alte Mann, der im August vergangenen Jahres in Unterknöringen (Kreis Günzburg) eine Bank überfallen und sich anschließend auf der Flucht vor der Polizei bei Gessertshausen (Kreis Augsburg) in die Luft gesprengt hat, ist zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt worden. Foto: Angela Effenberger, Marcus Merk, Bernhard Weizenegger

    15 Jahre muss der Serienbankräuber ins Gefängnis, der sich auf seiner Flucht im vergangenen Jahr bei Gessertshausen (Kreis Augsburg) in die Luft gesprengt hat. Das Münchner Landgericht verurteilte den als „Autobomber“ bekannt gewordenen 50-Jährigen gestern unter anderem wegen 13 Raubüberfällen und versuchten Totschlags in fünf Fällen. Die Verteidigung will in Revision gehen.

    Gesundheitlich angeschlagen und mit einem Schuldenberg von fast einer halben Million Euro setzte sich der gebürtige Augsburger Wolfgang M. im Januar 2008 nach Süditalien ab. Dort kam er auf die Idee, seinen Lebensunterhalt durch Überfälle zu finanzieren.  Schon damals fasste er den Plan, sich mit einer Propangasflasche in die Luft zu jagen, sollte ihm die Polizei auf die Spur kommen.

    Zwei Jahre lang reiste er immer wieder nach Schwaben und Oberbayern. Wolfgang M. überfiel Tankstellen und Optikergeschäfte unter anderem in Augsburg, Friedberg und Bad Wörishofen, sowie schließlich im August 2010 eine Bank in Unterknöringen (Kreis Günzburg). Dabei kam ihm die Polizei auf die Spur. Auf der B 300 bei Gessertshausen wurde er von vier Streifenwagen eingekeilt. Sieben Beamte umstellten den Wagen und forderten ihn auf, auszusteigen. In dieser für ihn ausweglosen Situation setzte er seinen Plan in die Tat um: Er drehte die Propangasflasche hinter seinem Sitz auf und zündete das Gas-Luft-Gemisch mit einem Feuerzeug.

    Durch die Explosion wurde er schwer entstellt: Mehr als 30 Prozent seiner Haut verbrannten. Zwölf Operationen folgten, bei denen ihm teilweise Finger amputiert werden mussten. Auch die umstehenden Beamten wurden durch die Druckwelle und die Feuerwalze verletzt: Sie erlitten Verbrennungen, Hörstörungen und trugen psychische Schäden davon.

    Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 50-Jährige den Tod der Beamten „zumindest billigend in Kauf“ genommen habe, sagte der Vorsitzende Richter Michael Höhne in der Urteilsbegründung. Zumindest fünf Polizisten, die vor dem Fahrzeug standen und ihn zum Aussteigen bewegen wollten, habe er wahrgenommen. Auch weil er seine Tat bereits Jahre lang geplant hatte, seien ihm die Folgen einer Gasexplosion bewusst gewesen.

    „Die Beamten waren ihm gleichgültig“, begründete Höhne und sprach von einer „erheblichen kriminellen Energie“ des Angeklagten. Reue und Einsicht habe er nicht gezeigt. Stattdessen suchen der Angeklagte die Schuld immer bei anderen, rügte der Richter. In einem Schreiben habe er die Beamten sogar verhöhnt und ihre Verletzungen mit einem Sonnenbrand verglichen. Das Schwurgericht folgte mit seinem Urteil von 15 Jahren Gesamtfreiheitsstrafe dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Zu seinen Lasten wertete die Strafkammer die erheblichen Folgen für die Opfer der Überfälle: Insgesamt sechs Angestellte können seither ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben. Zu Gunsten des Angeklagten sprach jedoch, dass er die Raubüberfälle von Beginn an gestand.

    Sein Wahlverteidiger Karl-Heinz Seidl kündigte nach dem Urteil an, in Revision gehen zu wollen. Er plädierte zuvor auf fahrlässige Körperverletzung. Die Unterbringung in einer normalen Haftanstalt könne dem Angeklagten nicht zugemutet werden. Sollte das Urteil bestehen bleiben, „wird der Mann in wenigen Jahren tot sein“, prophezeite Seidl.

    Die Verfolgungsjagd mit dem 50 Jahre alte Mann, der im August vergangenen Jahres in Unterknöringen (Kreis Günzburg) eine Bank überfallen hatte, nahm damals ein dramatisches Ende: Der Flüchtige sprengte sich laut Anklage in einem VW-Bus, der mit Gasflaschen beladen war, bei Gessertshausen (Kreis Augsburg) in die Luft. Sieben Polizisten, die ihn damals umstellt hatten, wurden dabei verletzt. Er selbst trug bei der Explosion schwerste Verbrennungen davon und ist seither ein Pflegefall.

    Autobomber auch wegen 13 Raubüberfällen verurteilt

    Im Prozess gegen den Mann ist der Angeklagte nun zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt worden. Das Landgericht München sprach ihn am Donnerstag schuldig, insgesamt 13 Überfälle begangen zu haben. Außerdem wurde der 50-Jährige wegen versuchten Totschlags in fünf Fällen verurteilt. Mit dem Urteil folgte das Gericht der Strafforderung der Staatsanwaltschaft. dpa/lby/AZ

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