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Experten schlagen Alarm: Den Störchen fehlt der Nachwuchs

Experten schlagen Alarm

Den Störchen fehlt der Nachwuchs

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    Den Störchen fehlt der Nachwuchs
    Den Störchen fehlt der Nachwuchs Foto: Thorsten Jordan

    Augsburg - 36 Weißstorch-Paare haben dieses Jahr in Schwaben gebrütet. Eigentlich eine sensationelle Zahl. Dennoch schlägt Anton Burnhauser Alarm. Lediglich gut 60 Junge sind ausgeflogen. Und das, obwohl die Witterung optimal war - die Schafskälte fiel diesmal aus und es war nie lange trocken.

    In günstigen Jahren wie diesem müssten mindestens 80 Junge flügge werden und mehr Brutpaare vier oder fünf Jungstörche durchbringen, sagt der Weißstorch-Experte. Doch gerade mal drei Paare schafften vier Junge.

    Die Störche finden nicht genügend Nahrung, um mehr Junge groß zu ziehen. Und die Lage verschlechtert sich weiter. Durch den Straßenbau und Gewerbegebiete geht in den Auen viel Fläche verloren. Immer mehr Wiesen werden in Äcker verwandelt. "In den Flusstälern fährt man heute durch Mais-Wälder." Das passt dem Storch überhaupt nicht. Er braucht weite Wiesenlandschaften, wo er einen freien Blick hat und ungestört den Tag mit seiner "Familie" verbringen kann.

    Ein weiteres Problem hat Burnhauser ausgemacht: Angesichts knapper Futterwiesen kommt es zunehmend zum Gerangel zwischen den benachbarten Horst-Bewohnern. So geschehen im Bereich Scheppach, Jettingen, Burgau (Kreis Günzburg). Ähnlich ist es in Gundelfingen und Bächingen (Kreis Dillingen). "Wir sind an der Kapazitätsgrenze angelangt." Burnhauser ist überzeugt, dass so mancher Horst wieder verlassen wird, weil der Lebensraum nicht reicht.

    Er denkt an kuriose Neuansiedlungen wie in Scheppach. Dort hat sich ein Paar auf dem Reklameturm einer Tankstelle an der Autobahn eingerichtet. Standorte, wo der Storch Kilometer fliegen muss, bis er Futter findet, werden auf Dauer nicht zu halten sein. Thannhausen ist so ein Problemfall. Ideal ist dagegen Rudelstetten im Ries: Dort schwebt der Storch nur vom Kirchturm und landet in der nächsten Auenwiese.

    Gemeinden und Bürger haben es in der Hand, ob "ihr" Storch auch in den nächsten Jahren den Horst auf der Kirche oder auf dem Rathaus bezieht, sagt Burnhauser. "Es reicht nicht, nach dem Staat zu rufen." Zumal es bislang keine geeigneten Förderprogramme gibt, die für den Storch wirklich etwas bringen und ihm die notwendigen Feuchtwiesen verschaffen. Für den Landwirt muss es sich aber finanziell lohnen, Wiesen unter erschwerten Bedingungen zu bewirtschaften.

    Deshalb steht für Burnhauser fest: Die Gemeinden müssen sich etwas einfallen lassen und Anreize schaffen. Er hätte schon Ideen, was man machen könnte. "Storchen-Revier" oder "Storchen-Heu" könnte man die Programme nennen. Wenn ein Bauer wieder Heu macht, sollte er belohnt werden. Denn die Silagewirtschaft ist der Tod der Wiesenbewohner. "Wenn alle fünf Wochen ein Grasschnitt erfolgt, kann sich keine Nahrungskette aufbauen", sagt Burnhauser. Viele Blumen kommen nicht zum Blühen, Insekten bleiben aus. "Für den Storch ist da nicht viel zu holen."

    Burnhauser steht den Gemeinden gern zur Seite. Er ist in Kontakt mit Diedorfs Bürgermeister Otto Völk. Dort wurde ein "Storchenpfad" eingerichtet. Die Bürger finden Infos, was sie Gutes für ihre "Mitbürger" tun können. In Balzhausen (Kreis Günzburg), wo seit über 20 Jahren endlich wieder ein Bruterfolg zu vermelden ist, wird im Herbst darüber geredet, wie Wiesengräben optimiert werden können. Damit dort Grasfrösche laichen können, eine Delikatesse für den Storch. Ebenso wie Heuschrecken, die sich in feuchten Wiesen tummeln. "Wenn man dem Storch hilft, tut man was für die ganze Beutetier-Palette."

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