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Augsburg: Exklusiv - Neue Anklage gegen bundesweit bekannten Laborarzt Schottdorf

Augsburg

Exklusiv - Neue Anklage gegen bundesweit bekannten Laborarzt Schottdorf

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    Der Augsburger Laborarzt Bernd Schottdorf stand schon mehrfach vor Gericht.
    Der Augsburger Laborarzt Bernd Schottdorf stand schon mehrfach vor Gericht. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat erneut Anklage gegen den umstrittenen, bundesweit bekannten

    Der langjährige Anwalt des Großlabors, Martin Imbeck, bestätigte unserer Redaktion den Eingang der Anklage. „Der Vorwurf lautet, Herr Schottdorf habe in seiner Firma Kurierfahrer scheinselbstständig beschäftigt.“ Zu Details wollte sich Imbeck nicht äußern. Bernd Schottdorf, 78, ist inzwischen aus dem Unternehmen ausgeschieden. Auch Schottdorfs geschiedene Ehefrau ist angeklagt. Sie ist Geschäftsführerin des Großlabors.

    Bernd Schottdorf steht seit Jahrzehnten im Visier der Justiz

    Die Anklage betrifft vor allem die Schottdorf-Firma Syscomp, die den Fahrdienst betreibt. Die Kuriere fahren Laborproben, Untersuchungsmaterial und Befunde zwischen Labor und Arztpraxen sowie Krankenhäusern hin und her. Syscomp selbst wirbt auf der Internet-Seite damit, dass täglich etwa 10.000 Praxen und medizinische Einrichtungen angefahren würden. Dafür bestehe ein „Netzwerk aus 450 Abholtouren“ im gesamten Bundesgebiet. Anfang 2015 hatte es eine bundesweite Razzia gegeben, bei der 142 Büros und Wohnungen von Schottdorf und seinen Fahrern durchsucht wurden. Die Ermittler beschlagnahmten seinerzeit umfangreiches Beweismaterial. Die Auswertung dauerte drei Jahre. Ausgangspunkt der Ermittlungsverfahrens war die Verdachtsmeldung eines oberbayerischen Gewerbeamtes.

    Bernd Schottdorf steht seit Jahrzehnten im Visier der Justiz. Immer wieder geht es um den Verdacht des Abrechnungsbetrugs im ganz großen Stil. Doch verurteilt wurde Schottdorf deshalb nie. Zuletzt sprach das Landgericht Augsburg im Jahr 2016 ihn und seine Ex-Frau vom Vorwurf des Abrechnungsbetrugs in Millionenhöhe frei. Die Richter urteilten, wie zuvor schon andere Kollegen, dass Schottdorf lediglich rechtliche Lücken im Gesundheitssystem ausgenutzt habe, was ihm nicht anzulasten sei. Scharfe Kritik übte die 9. Strafkammer aber an der mangelnden Kontrolle durch die Kassenärztlichen Vereinigungen. Das Urteil hielt auch vor dem Bundesgerichtshof und ist somit rechtskräftig.

    Noch immer laufen im Fall Schottdorf Verfahren

    Zuletzt hatte sich ein Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags mit Schottdorf beschäftigt. Er prüfte, ob Politiker die Ermittlungen beeinflusst und zum Stillstand gebracht haben. Schottdorf pflegt enge Kontakte zur CSU. Es ging um die Frage, ob Schottdorf und tausende Ärzte, die mit ihm zusammenarbeiteten, von der Augsburger Staatsanwaltschaft geschont worden sind. Der Laborunternehmer hatte den Ärzten günstige Preise für seine Leistungen angeboten. Die Ärzte konnten den üblichen, höheren Satz mit ihren Privatpatienten – und den Differenzbetrag als Gewinn einstreichen. Eigentlich dürfen Ärzte aber nur Leistungen abrechnen, die sie auch selbst erbracht haben. Ein Millionenbetrug? Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) bewerteten das so, in Augsburg sah man das anders. Die Staatsanwälte konnten keinen Schaden erkennen.

    Die Affäre ist noch nicht ausgestanden, noch immer laufen Verfahren. So muss seit Neuestem die Staatsanwaltschaft Würzburg prüfen, ob die Kollegen in München zu Unrecht gegen die LKA-Beamten ermittelt haben, weil die zu hartnäckig an dem Fall arbeiteten.

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