Sie wollten "Gotteskrieger" werden: Drei junge Männer aus Kempten im Allgäu haben versucht, sich islamistischen Terrorgruppen anzuschließen, um an ihrer Seite in Syrien zu kämpfen. Einer von ihnen, David G. aus Kempten, kam dabei vermutlich ums Leben. Ein zweiter Kemptener wird derzeit in Anatolien vermutet. Seine Eltern versuchen offenbar, ihn zur Rückkehr nach Deutschland zu bewegen. Beim dritten Kemptener, es handelt sich um einen Minderjährigen, wurde die Ausreise in die Türkei bereits zweimal verhindert.
Der Fall David G. belegt, wie schnell und wie dramatisch sich islamistische Radikalisierungen vollziehen können. Mit 17 hatte der Jugendliche den Sinn des Lebens im Islam gesucht. Mit 19 Jahren war er bereits tot.
Vor allem im Internet sind die jungen Radikalen gut vernetzt. Bei Behörden und Familien herrscht dagegen oft Hilflosigkeit. Dazu kommt ein Behörden-Wirrwarr mit unterschiedlichen Zuständigkeiten und Rechtsauffassungen.
Fahnder überwachten David G. monatelang
Während in Bayern David G. und seine Freunde monatelang überwacht wurden, begannen in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen), wo die Radikalisierung stattfand, erst viel später Ermittlungen. Dabei waren eigentlich Erkenntnisse aus beiden Bundesländern im Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrum in Berlin gelandet.
Exklusive Recherchen der Allgäuer Zeitung (sie erscheint im Verbund mit der Augsburger Allgemeinen), Report München (Video) und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeichnen den Fall David G. nach, der vermutlich in die Hände einer islamistischen Zelle in Dinslaken geriet und dann im syrischen Bürgerkrieg starb.
Bundesweit sind nach Angaben des bayerischen Innenministeriums mittlerweile mehr als 270 Islamisten nach Syrien gereist, um sich dort an Kämpfen zu beteiligen. Etwa 30 davon stammen aus dem Freistaat Bayern. Und nicht nur der Kemptener ist gestorben. Auch 15 weitere deutsche Islamisten sollen in Syrien umgekommen sein. Behördliche Bestätigungen gibt es in keinem Fall.