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Europawahl: Gestörter Weihnachtsfrieden bei der CSU

Europawahl

Gestörter Weihnachtsfrieden bei der CSU

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    Er würde gerne auf's CSU Plakat: Markus Ferber.
    Er würde gerne auf's CSU Plakat: Markus Ferber.

    München/Augsburg Von wegen besinnliche Vorweihnachtszeit - in der CSU herrscht schon wieder helle Aufregung. Horst Seehofer, der neue starke Mann an der Spitze der Partei, sorgt intern mächtig für Wirbel: Minister werden in

    Die CSU-Spitzenkräfte in Brüssel und Berlin, Markus Ferber und Peter Ramsauer, werden als Spitzenkandidaten für die 2009 bevorstehenden Wahlen infrage gestellt. Und in Oberfranken wird die frühere bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier in einer streng geheim eingefädelten Aktion als Kandidatin für das Europaparlament installiert - möglicherweise sogar als Konkurrenz zum Chef der CSU-Europagruppe und schwäbischen CSU-Bezirksvorsitzenden Ferber.

    Nach dem Debakel bei der Landtagswahl treibt den CSU-Chef offenkundig die Sorge vor weiteren Wahlniederlagen im kommenden Jahr um. Paradebeispiel für den Mangel an politisch talentierten jungen Frauen und die Personalprobleme, die Seehofer auf allen Ebenen seiner Partei erkennt, ist Oberfranken: Die angeblich einzige Frau, die dort fürs Europaparlament infrage kam, hatte abgesagt. Von den vier Männern, die sich daraufhin beworben hatten, hatte keiner wirklich überzeugt. Zur entscheidenden Vorstandssitzung am vergangenen Wochenende brachte CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg, der zugleich CSU-Bezirksvorsitzender in Oberfranken ist, eine prominente Überraschungskandidatin mit: Monika Hohlmeier.

    Die lokalen CSU-Größen waren überrumpelt. "Wir hatten keine andere Wahl", sagt einer. "Wir waren fassungslos, wie sie in oberbayerischer Tracht aufgetaucht ist und sich zur Wahl gestellt hat", berichtet ein anderer. Doch nachdem Guttenberg klar gemacht hatte, dass das die einzige Chance auf einen sicheren Listenplatz für Oberfranken sei, stimmten die Vorstandsmitglieder zu - "allesamt, aber zähneknirschend", wie es heißt.

    In der CSU-Landtagsfraktion wird die "Hau-Ruck-Aktion" sehr kontrovers diskutiert. Die Abgeordnete Christa Matschl (Mittelfranken) spricht offen aus, was viele nur hinter vorgehaltener Hand sagen: "Das trägt schon diktatorische Züge." Seehofer habe einen neuen Stil versprochen. "Den vermisse ich bisher." Der Oberfranke Jürgen Heike dagegen steht zur Entscheidung für Hohlmeier: "Für mich gibt es keine Alternative."

    In der Partei freilich wird jetzt darüber gerätselt, welche Überraschungen Seehofer noch parat hat. Erst Glos, dann Ramsauer und Ferber - Seehofer gehe "ganz schön ruppig" mit den Leuten um, sagt ein Parteivorderer. Dies sei "unmöglich". "Am Ende bleiben da womöglich nicht mehr allzu viele übrig." Ein anderer bezeichnet den Kurs des CSU-Chefs als "nachvollziehbar". Seehofer sehe mit Blick auf das schwere Wahljahr 2009 "das Ganze". Einzelinteressen müssten da hinten anstehen.

    Das bekam auch Markus Ferber zu spüren, als er seinen Führungsanspruch bei der Europawahl bekräftigte. Manchen sei der eigene Listenplatz wohl wichtiger als der Erfolg, ächzte Seehofer. Ohne den Namen zu nennen, hat er Ferber damit offen brüskiert.

    Der 43-Jährige betonte gestern nochmals, die CSU-Europagruppe sei gut positioniert, habe maximalen Einfluss, eine hervorragende Bilanz und sei das Sprachrohr Bayerns in Brüssel. Ferber: "Daraus leite ich meinen Führungsanspruch ab." Monika Hohlmeier versichert: "Ich führe keine Spitzenplatzdiskussion. Und ich habe keinen Dissens mit Markus Ferber."

    Der CSU-Landtagsabgeordnete Alfred Sauter vertraut darauf, "dass es eine einvernehmliche Lösung bei der Aufstellung der Europamannschaft gibt". Es wäre "mehr als sinnvoll, Ferber zum Spielführer zu machen. Selbstverständlich müsse jedoch auch der Parteivorsitzende Seehofer im Wahlkampf eine herausgehobene Rolle einnehmen.

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