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Coronavirus: Erste Partys nach Corona-Lockerungen geraten außer Kontrolle

Coronavirus

Erste Partys nach Corona-Lockerungen geraten außer Kontrolle

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    In vielen bayerischen Städten kontrollierten Polizeibeamte am Wochenende, ob die bestehenden coronabedingten Regelungen eingehalten wurden.
    In vielen bayerischen Städten kontrollierten Polizeibeamte am Wochenende, ob die bestehenden coronabedingten Regelungen eingehalten wurden. Foto: Bernd Hohlen (Symbolbild)

    Im Biergarten das erste Radler genießen und endlich mal wieder abends ausgehen, anstatt zu Hause vor dem Fernseher zu lümmeln. Nach den strengen coronabedingten Auflagen im April und Mai nutzten viele Menschen in Bayern die vergangenen Tage, um mal wieder auf andere Gedanken zu kommen und etwas Spaß zu haben. Doch nicht überall blieb es dabei friedlich – bayernweit kam es teils zu massiven Auseinandersetzungen im Nachtleben.

    Menschenmassen nach Lockdown: 45 Festnahmen nach Schlägerei in Nürnberg

    Am Freitagabend sammelten sich in der Münchner Innenstadt trotz Infektionsschutzgesetzes mehrere hundert Menschen an verschiedenen zentralen Plätzen, die Polizei musste mehrere hundert Platzverweise aussprechen. In Nürnberg wurden nach einer Massenschlägerei am Sonntagmorgen 45 Personen festgenommen. Die Beamten waren alarmiert worden, weil sich an einer Steintribüne auf dem Reichsparteitagsgelände etwa 200 bis 300 Personen aus der Tuning-Szene getroffen hatten, die laut Musik hörten und tanzten. Die Polizei rückte mit mehr als zwei Dutzend Streifenwagen an.

    In Königsbrunn meldete die Polizei in der Nacht auf Samstag drei größere und einige kleinere Auseinandersetzungen und Schlägereien. Und in Augsburg sind bei einer Schlägerei zwischen drei Männern mehrere Menschen verletzt worden. Wie ein Sprecher am Sonntag mitteilte, wollten die Beamten unter den Männern schlichten. Ein 19-Jähriger habe sich den Polizisten gegenüber aber sehr aggressiv verhalten und wurde in Gewahrsam genommen. Dabei spuckte und trat er nach den Beamten und verletzte drei Polizisten leicht. Einem vierten fügte er eine blutende Bisswunde am Bein zu.

    Nach Corona-Lockerungen: Auseinandersetzung in der Maxstraße in Augsburg

    Besondere Aufmerksamkeit zog eine Auseinandersetzung zwischen einer Wirtin und der Polizei in der Augsburger Innenstadt auf sich. In der Maxstraße, die als Weggehmeile bekannt ist, hielten sich am Freitagabend viele junge Menschen auf. An die Einhaltung des Mindestabstandes war vor allem am beliebten Herkulesbrunnen nicht zu denken. Allein in diesem Bereich hielten sich laut Polizei zeitweise über hundert Menschen auf. Auch vor der Kneipe einer 30-jährigen Wirtin war dem städtischen Ordnungsdienst offenbar zu viel los. Nachdem die Frau aufgefordert worden war, ihren To-go-Verkauf von Getränken zu stoppen, eskalierte die Situation.

    Was dann geschah, darüber gehen die Schilderungen auseinander. Laut Polizei kam die Wirtin den Aufforderungen des Ordnungsdienstes nicht nach, die Polizei wurde hinzugerufen. Die Wirtin habe die wachsende Menschenmenge gegen die städtischen Mitarbeiter aufgehetzt, schließlich sei eine Polizeibeamtin angegriffen worden. Trotz „massiven Widerstands“ habe man die Wirtin und ihre Mutter unter Kontrolle bringen können. Mehrere Polizeibeamte erlitten Verletzungen. Auch die Gastronomin wurde verletzt, sie schildert die Vorgänge in dieser Nacht ganz anders als die Polizei: Sie sei plötzlich zu Boden geworfen und unter anderem mit Pfefferspray attackiert worden.

    Zeugen machen in Augsburger Maximilianstraße Video von Polizeieinsatz

    Der Vorfall liegt nun bei der Augsburger Staatsanwaltschaft. Wie Sprecher Michael Nißl bestätigte, wurde ein Ermittlungsverfahren „gegen zwei Personen“ wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte eingeleitet. Dass es sich dabei um die Wirtin und ihre 62-jährige Mutter handelt, liegt auf der Hand. Es gibt aber auch ein sogenanntes Vorermittlungsverfahren gegen den Polizeieinsatz in Augsburg. Dabei wird geprüft, ob überhaupt ein Anfangsverdacht für eine mögliche Straftat vorliegt.

    Laut einem Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes, das in den Fall eingebunden wurde, wurde das Vorermittlungsverfahren proaktiv angegangen. Grund dafür sei die Medienwirksamkeit des Geschehens aufgrund vorhandener Videos. Augenzeugen hatten den Polizeieinsatz gefilmt und im Internet veröffentlicht. Die Aufnahmen verbreiteten sich schnell. Die Stadt Augsburg will nun gemeinsam mit städtischem Ordnungsdienst und Polizei den Vorfall evaluieren. In gemeinsamer Abstimmung mit der Gastronomie soll ein gangbares Konzept entwickelt werden, heißt es.

    Kaum Verstöße gegen Corona-Regeln von Gastronomen

    Ist es ein Einzelfall, dass im Zuge der Kontaktbeschränkungen Konfrontationen zwischen Gastronomen und Polizeibeamten ausarten? Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt wurden seit dem 18. Mai – seitdem gastronomische Außenbereiche wieder öffnen dürfen – 1638 Gaststättenkontrollen durchgeführt und dabei zwölf Verstöße festgestellt, von denen vier angezeigt wurden. Auf die Frage, ob es ähnliche Auseinandersetzungen wie in der Augsburger Maxstraße auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord gegeben habe, antwortete ein Sprecher schlicht mit dem Wort: „Fehlanzeige“.

    Im Polizeipräsidium Schwaben Nord zog man ebenfalls ein positives Fazit: „Insgesamt sind die Gaststättenbetreiber sehr darum bemüht, die Bestimmungen ordnungsgemäß einzuhalten“, sagte eine Sprecherin. Gerade zu Beginn der letzten Woche habe man feststellen können, dass die Außenbewirtung bei sommerlichen Temperaturen stark angenommen worden sei. Am Montag, dem Beginn der Lockerungen, seien teilweise noch Hinweise an einzelne Betreiber nötig gewesen. Seit Donnerstag habe es dann kaum noch Beanstandungen im Bereich der Gastronomie gegeben.

    Im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West wurden seit dem 18. Mai rund 750 Kontrollen in der Gastronomie durchgeführt. 20 Verstöße wurden festgestellt, acht davon angezeigt. Überwiegend ging es dabei um Verstöße gegen die Öffnungszeiten; zum Teil trugen Angestellte keinen Mund-Nase-Schutz. Fälle von Gewalt gegen Beamte im Zusammenhang mit Corona-Kontrollen in der Gastronomie liegen nicht vor – und das seit März.

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