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Erste Hilfe: Ein Leitfaden soll Leben am Telefon retten

Erste Hilfe

Ein Leitfaden soll Leben am Telefon retten

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    Markus Hannweber, BRK, Bayerisches Rotes Kreuz, Leitstelle Hof, Rettungsdienst, Feuerwehr, Integrierte Leitstelle.
    Markus Hannweber, BRK, Bayerisches Rotes Kreuz, Leitstelle Hof, Rettungsdienst, Feuerwehr, Integrierte Leitstelle. Foto: Fotoservice Nuetzel

    120 Sekunden. So viel Zeit vergeht zwischen dem Klingeln des Telefons in der Rettungsleitstelle und dem Alarm, sagt Markus Hannweber, der Leiter der integrierten Leitstelle Hochfranken des Roten Kreuzes. Der Ansprechpartner am Telefon muss erkennen, ob der Patient bewusstlos ist und ob er atmet. Liegt gar ein Herzstillstand vor, „zählt jede Sekunde“, sagt Hannweber. Ein einheitlicher Leitfaden soll – wie berichtet – helfen, dass der Anrufer präzise Anleitungen zur Wiederbelebung eines Notfall-Patienten bekommt. Hannweber hat den

    Herr Hannweber, wie sinnvoll und wie wichtig ist so ein Leitfaden?

    Hannweber: Bei einer Schulung haben wir gesehen: Nur in Ausnahmefällen klappt eine Reanimation ohne diese Anleitung. Selbst sehr erfahrene Kollegen am Notruf-Telefon hatten Probleme. Haben sie sich an den Leitfaden gehalten, hatten sie in 99 Prozent aller Fälle Erfolg.

    Und wie sieht die Praxis aus?

    Hannweber: Das Rote Kreuz betreibt acht der insgesamt 26 Leitstellen in Bayern. Dort wird der Leitfaden durchwegs positiv angenommen. Allein in Hof mussten wir bereits um die 200 Mal in die Reanimation einsteigen, weil es zum Atemstillstand kam. In den ersten zehn Monaten, in denen wir den Leitfaden hatten, wurden zehn Menschenleben dadurch gerettet – und alle ohne Schäden am Gehirn.

    Wie gut ist unsere Region mit dem einheitlichen Leitfaden ausgestattet?

    Hannweber: Die Leitstellen, die vom Roten Kreuz betrieben werden, arbeiten alle mit dem Rettungs-Leitfaden. Auch fast alle der restlichen Leitstellen in Bayern haben ihn eingeführt oder stehen kurz davor. Er kommt zum Beispiel schon in Raum Donau-Iller, Augsburg und Kempten zum Einsatz.

    Für einen Mitarbeiter am Telefon bedeutet es viel Stress, wenn von seinen Anweisungen ein Leben abhängt. Ist der Leitfaden eine Erleichterung?

    Hannweber: Geht ein Notruf ein, ist das immer eine Stresssituation. Am Anfang ging es nur darum, möglichst schnell zu wissen, welche Retter alarmiert werden müssen. Jetzt kommt die Entscheidung dazu: Muss man eine Reanimation anleiten? Da ist die Herausforderung natürlich größer. Am Anfang wurde der Leitfaden vielleicht kritisch gesehen. Aber die Erfolge zeigen, wie wichtig er ist.

    Wie oft wird der Leitfaden benötigt?

    Hannweber: Eigentlich brauchen wir ihn mehrmals am Tag. Hat der Mitarbeiter erkannt, um welchen Notruf es sich handelt, übernimmt ein Kollege die Alarmierung. Der Mitarbeiter am Telefon arbeitet die Anleitung Schritt für Schritt ab. Aber es werden hier nicht alle Punkte durchgegangen. Es gibt verschiedene Ein- und Ausstiegsstellen.

    Wie viele Mitarbeiter arbeiten in einer Leitstelle?

    Hannweber: Das ist unterschiedlich. In Hof sind es vier am Tag, drei in der Nacht. Augsburg zum Beispiel ist viel größer. Da sind es etwa sechs bis zwölf Kollegen am Telefon.

    Wie lange wird ein Mitarbeiter ausgebildet, bis er in eine Leitstelle kommt? Und was muss er alles können?

    Hannweber: Es gibt verschiedene Ausbildungswege. Beim BRK ist es so, dass man zwei Jahre lang die Ausbildung zum Rettungsassistent macht. Dann folgen Qualifikationen im Feuerwehrdienst. Das dauert etwa 20 Wochen. Dazu kommen noch eine mehrwöchige Disponentenausbildung, weitere Schulungen und eine praktische Ausbildung. Ein Disponent muss medizinisches Wissen haben, am besten praktische Erfahrung und er muss vor allem einen Notruf qualifiziert abfragen können. Er muss sich im Einzugsbereich der Leitstelle auskennen und wissen, wo welche Rettungseinheit ist. Dazu kommen: Stressresistenz und Teamfähigkeit. Interview: Bettina Buhl

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