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Ermittlungsstand: Das sind die bisherigen Fakten zum Amoklauf in München

Ermittlungsstand

Das sind die bisherigen Fakten zum Amoklauf in München

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    Der Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum hat nicht nur die Münchner erschüttert.
    Der Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum hat nicht nur die Münchner erschüttert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

    Der 22. Juli 2016 wird ein schwarzer Tag für München. Es ist der Tag, an dem der 18 Jahre alte Amokläufer David S. kurz vor 18 Uhr am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen erschießt und später selbst die Waffe gegen sich richtet.

    Was war das Motiv des Täters?

    David S. muss einen unglaublichen Hass verspürt haben. Doch woher kam dieser? Eine Erklärung ist, dass der Junge in seiner Schulzeit längere Zeit von anderen Schülern gemobbt wurde. Der Deutsch-Iraner befand sich in psychiatrischer Behandlung. Dass David S. in rechtsextreme Netzwerke verstrickt gewesen sei, dafür gebe es laut Innenminister Joachim Herrmann bislang keine Hinweise.

    Klar ist, dass der 18-Jährige wohl Sympathien für den rechtsextremen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik hatte. Auch habe er seinen Geburtstag am 20. April, derselbe wie bei Adolf Hitler, als "besonders positives Schicksal" angesehen, sagte Herrmann. In einem Video, das David S. am Abend des Amoklaufs zeigt, ist zu hören, wie er "Scheiß Türken" schreit. Die Ermittlungen insbesondere zum Motiv sind noch nicht abgeschlossen.

    Suchte David S. bewusst ausländische Opfer aus?

    Die Ermittler glauben nicht daran. Sie gehen von Zufallsopfern aus. Allerdings hatte David S. über einen falschen Facebook-Account versucht, junge Menschen zum Mc Donald's ans OEZ zu locken.

    Warum haben die Eltern nichts von der Radikalisierung mitbekommen?

    Der Vater des Amokläufers, Masoud S., gab an, dass er von den Plänen seines Sohnes keine Ahnung hatte. "Von einer Waffe habe ich nichts gewusst." Der Sohn hatte sich die Pistole offenbar heimlich im Internet besorgt. Sein Sohn habe ihm nie erzählt habe, wie er in der Schule gemobbt wurde. Vor vier Jahren erfuhr er jedoch über einen Mitschüler davon. "Ich habe Ali von der Bild am Sonntag. "Einige der mobbenden Mitschüler habe ich angezeigt." Doch seien die Ermittlungen eingestellt worden. "Mir geht es schlecht. Wir bekommen Morddrohungen. Meine Frau weint seit einer Woche. Unser Leben in München ist erledigt", sagte Masoud S. der BamS.

    Woher hatte der 18-Jährige die Waffe?

    David S. hat sich bei der Wahl seiner Waffe nach Erkenntnissen der Ermittler bewusst für eine Glock-Pistole entschieden. Er suchte im sogenannten Darknet, einem abgeschotteten Bereich des Internets, nach einer Glock. Aus den wiederhergestellten WhatsApp-Gesprächen mit einem mutmaßlichen Mitwisser ging hervor, dass es wohl die "Lieblingswaffe" des 18-Jährigen gewesen sei.

    War David S. ein Einzeltäter?

    Ja, dessen sind sich die Ermittler sicher. Allerdings gibt es einen möglichen Mitwisser. Ein 16-Jähriger hat sich kurz vor der Tat mit dem Amokläufer im Bereich des Tatorts getroffen - und möglicherweise von dessen Waffe gewusst. Der 16-Jährige habe zudem einen Chat mit dem Täter gelöscht, so die Staatsanwaltschaft. Die Polizei habe den Verlauf der Kommunikation über den Dienst WhatsApp aber wiederhergestellt. Die SZ Haftbefehl beantragt, über den das Landgericht entscheidet. Derzeit sitzt der 16-Jährige wohl in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung.

    Welche Rolle spielte der Anwohner, der sich - wie ein Video zeigt - mit David S. stritt?

    In dem Video, das in den sozialen Netzwerken geteilt wurde, ist zu sehen, wie der Anwohner von seinem Balkon herab mit dem Amokläufer streitet und ihn beschimpft. Das Video wurde von den Ermittlern bald als echt bewertet. Es half somit bei einer schnellen Identifzierung des Täters. Zu dem Streit kam es nach den tödlichen Schüssen auf neun Menschen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Anwohner mit seiner direkten Ansprache an David S. womöglich Schlimmeres verhindert hat. Der 18-Jährige hatte nämlich noch 300 Schuss Munition.

    Übrigens ist der Nachbar laut der tz wegen Beleidigung angezeigt worden. Wer für die Anzeige verantwortlich ist, sei zunächst nicht bekannt gewesen. Wer die Anzeige erstattete, werde aktuell ermittelt. Da die im Video festgehaltenen Beschimpfungen nach bisherigen Erkenntnissen erst nach der Tat passierten, hätten sie "nach vorläufigen Bewertungen keinen Einfluss auf die Tat", so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber der tz. Von der Anzeige bliebe dann "Beleidigung zum Nachteil eines Toten" Da sei die gerichtliche Bewertung schnell abgeschlossen.

    Welche Frage steht noch offen?

    Die Ermittler interessiert, wo sich der Amokläufer zwischen seinen Taten und seinem Suizid aufgehalten hatte. Bei ihren Ermittlungen zur Aufklärung des Amoklaufs befragt spricht die Polizei auch mit Anwohnern. Mitglieder von bis zu 1000 Haushalten in der Umgebung des Tatorts sollen befragt werden. Ziel ist es, den genauen zeitlichen Ablauf der Tat zu rekonstruieren. "Wir möchten herausfinden, wo sich der Täter zwischen dem Verlassen des OEZ-Parkdecks und dem Aufgreifen durch die Polizei aufgehalten hat", heißt es von Seiten der Polizei. Hinweise über Personen, die dem Täter möglicherweise Unterschlupf gewährt haben könnten, gibt es bisher nicht.  AZ

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