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Entlassung: Wann und wie kommt Uli Hoeneß wieder raus?

Entlassung

Wann und wie kommt Uli Hoeneß wieder raus?

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    Ende Februar wird der frühere FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß wieder ein freier Mann sein.
    Ende Februar wird der frühere FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß wieder ein freier Mann sein. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Für Uli Hoeneß sind endgültig die letzten Tage hinter Gittern angebrochen. Ein paar Daten stehen fest. Offiziell ist sein letzter Hafttag der 29. Februar. Sein erster großer öffentlicher Auftritt dürfte die Laudatio auf seinen Freund, den früheren Fußballtrainer Jupp Heynckes am 13. März sein. Heynckes erhält dann im „Haus Erholung“ in Mönchengladbach den Ehrenring der Stadt. Die Journalisten stehen schon Schlange, weil es nur 40 Plätze für Medien gibt.

    Was aber noch ein Geheimnis ist: An welchem Tag genau wird Hoeneß seine Zeit in Haft beenden? Nach Recherchen unserer Redaktion wird es wohl vor dem 29. Februar sein, also Ende kommender Woche. Und auf welche Weise wird er das Gefängnis verlassen? Manche Medien liegen jetzt schon auf der Lauer. Doch das Vollzugsgesetz gibt für die Entlassung verschiedene Möglichkeiten her. Und die Justizbehörden haben so ihre Tricks. Wir stellen vier Szenarien vor und bewerten ihre Wahrscheinlichkeit.

    Szenario 1: Er wird mit dem Hubschrauber heimgeflogen

    Theoretisch möglich, um lauernden Boulevard-Reportern zu entgehen. Doch die bayerische Justiz wird nach der ganzen Diskussion um eine angeblich bevorzugte Behandlung von Uli Hoeneß, 64, sicher nicht in so eine Falle tappen, dem prominenten Häftling am Ende tatsächlich eine VIP-Entlassung zukommen zu lassen. Allein die Kosten für solch eine Aktion wären nicht zu rechtfertigen.

    Szenario: sehr unwahrscheinlich

    Szenario 2: Er bleibt länger, um den Medien zu entgehen

    Das ist denkbar und kommt gar nicht so selten vor, wie man vielleicht meinen möchte. Wenn zum Beispiel noch eine wichtige Therapie läuft und der Häftling die fortsetzen möchte, kann er freiwillig länger im Gefängnis bleiben. Das gilt freilich nur für eine verkürzte Haftzeit. Bei der sogenannten Endstrafe, wenn also die gesamte Haftzeit verbüßt ist, muss der Delinquent pünktlich das Gefängnis verlassen. Uli Hoeneß ist schon seit mehr als einem Jahr Freigänger und verbringt nur die Nächte in der Landsberger JVA-Außenstelle Rothenfeld nahe Andechs. Von einer Therapie ist nichts bekannt. Ein Mann von seiner Prominenz und seinem Naturell wird wohl keinen Tag länger im Gefängnis verbringen. Also:

    Prognose: sehr unwahrscheinlich

    Szenario 3: Er verlässt am 29. Februar die JVA Rothenfeld

    Rein rechnerisch ist am 29. Februar genau die Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Haftstrafe abgelaufen. Hoeneß war am 13. März 2014 vom Landgericht München wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro verurteilt worden. Am 2. Juni 2014 trat er die Haft im Landsberger Gefängnis an. Seit Januar 2015 ist er Freigänger und arbeitet tagsüber in der Jugendabteilung des FC Bayern München. Er wird morgens in der JVA Rothenfeld abgeholt und abends wieder gebracht. Er könnte also wie jeden Tag am 29. Februar einfach in ein Auto steigen und heim nach Bad Wiessee am Tegernsee fahren.

    Artikel 18 des Bayerischen Strafvollzugsgesetzes besagt, dass der Gefangene „am letzten Tag der Strafzeit möglichst frühzeitig, jedenfalls noch am Vormittag entlassen werden“ soll. Dagegen spricht, dass Hoeneß kaum sofort nach der Entlassung die Öffentlichkeit suchen wird. Und die wird vor der JVA in Form von Medienvertretern warten.

    Prognose: unwahrscheinlich

    Szenario 4: Er beendet die Haft früher und in einer anderen JVA

    In vergleichbaren Fällen prominenter Haftentlassener haben sich die Justizbehörden immer wieder als kreativ erwiesen. Das Vollzugsgesetz gibt ihnen Spielräume. So fallen für die Arbeit des Gefangenen sogenannte Freistellungstage an. Genauer: Hat ein Häftling zwei Monate lang zusammenhängend gearbeitet, erhält er dafür einen Werktag frei.

    Das Besondere daran ist, dass diese Freistellungstage bis zum Ende der Haftzeit aufgespart werden können. Hoeneß soll nach Recherchen unserer Zeitung noch zwei oder drei Freistellungstage haben. Das würde die Möglichkeit einer Entlassung vor Montag, dem 29. Februar eröffnen. Da an den Wochenenden normalerweise nicht entlassen wird, ist es durchaus möglich, dass Uli Hoeneß Ende kommender Woche ein freier Mann ist.

    So viel zum Zeitpunkt. Bleibt die Frage, wo er entlassen wird. Auch da gibt es Spielräume, zumal der Fußballmanager Freigänger ist. Denkbar wäre ohne Probleme, dass er die Anweisung erhält, sich kurz vor dem Entlassungstag in irgendeinem anderen bayerischen Gefängnis einzufinden. Von dort aus könnte er unbemerkt in die Freiheit fahren.

    Nun ist es aber so, dass in den Justizbehörden erstens keine Unmenschen sitzen und zweitens dieses Thema vorher mit Hoeneß erörtert wird. Er darf also vielleicht auch einen Wunsch äußern. Das macht es unwahrscheinlich, dass er seine Freiheit, sagen wir, in Aschaffenburg antreten wird. Vielmehr kämen „heimatnahe“ Gefängnisse infrage wie zum Beispiel Bernau am Chiemsee. Oder eine Gefängniseinrichtung in München. Von Stadelheim aus sind es jedenfalls nur 1,9 Kilometer Fußweg zum Trainingsgelände des FC Bayern... Prognose: wahrscheinlich

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