Eine Zukunft ohne Atomstrom und Kohlestrom in Bayern verkündete Horst Seehofer noch im Frühjahr. Nun räumt er ein, dass Kohle zur Energieerzeugung bis auf weiteres doch unverzichtbar ist.
Seehofer: Ohne Kohle geht es nicht
60 Prozent der Energieversorgung im nächsten Jahrzehnt müssten durch konventionelle Kraftwerke sichergestellt werden, weil es bis dahin wohl noch keine Speichermöglichkeiten für erneuerbare Energien geben werde, sagte der CSU-Chef der Mediengruppe "Straubinger Tagblatt"/"Landshuter Zeitung". "Das wird ohne Kohle nicht gehen - und auch nicht ohne Gaskraft." Seehofer fügte hinzu: "Alles andere ist ein Märchen, das uns viele bei den Grünen zu lange erzählt haben, weil sie an die Erneuerbare-Energien-Subventionstöpfe heran wollen."
Stromtrassen sollen keinen Kohlestrom transportieren
Seehofer stellte sich damit an die Seite von SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der ebenfalls bis auf Weiteres an der Kohlekraft festhalten will. Im Frühjahr hatte Seehofer noch angekündigt, die bayerische Stromversorgung in Zukunft ohne Kohle- und Atomstrom aus dem Ausland oder anderen Bundesländern sicherstellen zu wollen. Ein Hauptargument bei seinem Kampf gegen neue Stromtrassen ist, dass damit Kohlestrom aus Ländern wie Sachsen-Anhalt in den Freistaat transportiert werden solle.
Seehofer: Der große Ahnungslose?
Die Landtags-Grünen griffen Seehofer scharf an. "Seehofer ist der große Ahnungslose der Energiepolitik. Er nimmt offensichtlich die Einflüsterungen der Kohlelobby für bare Münze", erklärte Fraktionschef Ludwig Hartmann. Seehofer rede die Energiewende tot und diskreditiere die erneuerbaren Energien. "Erst hat er für Gas geworben, jetzt wirft er sich für die Kohle ins Zeug", klagt der Grünen-Politiker, "und als Nächstes kommt dann vermutlich die Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke in Bayern." lby