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Elternzeit: Studie belegt: Bayerns Väter gehen nur kurz in Elternzeit

Elternzeit

Studie belegt: Bayerns Väter gehen nur kurz in Elternzeit

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    Immer mehr Männer nehmen eine Elternzeit, um sich um ihre Kinder zu kümmern. In Bayern bleiben Väter vergleichsweise kurz zu Hause. (Symbolbild)
    Immer mehr Männer nehmen eine Elternzeit, um sich um ihre Kinder zu kümmern. In Bayern bleiben Väter vergleichsweise kurz zu Hause. (Symbolbild) Foto: Arno Burgi (dpa)

    Väter, die in Elternzeit gehen, haben eine engere Bindung zu ihren Kindern. Das belegt eine Studie, die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung erstellt wurde. Bayerische Väter scheinen das zu wissen.

    Das Bundesland liegt im deutschen Vergleich auf Platz zwei, wenn es darum geht, wie viele Väter – bezogen auf die Geburtenrate – Elterngeld beantragen. Und immer mehr Papas trauen sich: Waren es 2009 nur 31000 Männer, stieg die Zahl 2012 bereits auf 41 000 an. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

    Doch der erste positive Eindruck wird getrübt. Denn Bayerns Väter gehen im bundesweiten Vergleich zwar oft, aber nur relativ kurz in Elternzeit. Im ersten Quartal 2015 beantragten sie für durchschnittlich 3,7 Monate Elterngeld. Der deutschlandweite Schnitt liegt bei 4,3 Monaten; in Bremen, dem Spitzenreiter, sogar bei über sechs Monaten.

    Studie: Väter profitieren richtig, wenn sie länger in Elternzeit gehen

    Dabei, das zeigt die Studie der Hans-Böckler-Stiftung, profitieren Papas eben erst dann richtig, wenn sie länger in Elternzeit gehen. Zum einen wird die Bindung zu ihren Kindern stärker und auch der Partnerschaft tut es gut. Denn die Partner können die Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung gerechter aufteilen.

    So funktioniert das Elterngeld

    Das Elterngeld wurde im Jahr 2007 eingeführt und löste das Erziehungsgeld ab.

    Elterngeld kann zunächst einmal für zwölf Monate beantragt werden. Beantragen beide Elternteile die finanzielle Unterstützung, kann es auf 14 Monate verlängert werden – vorausgesetzt, der zweite Partner geht für mindestens zwei Monate auch in Elternzeit.

    Seit 1. Juli gibt es das sogenannte Elterngeld plus. Es läuft doppelt so lang wie das reguläre Elterngeld, dafür ist der ausbezahlte Geldbetrag geringer. Es kann von Eltern auch neben einer Teilzeitbeschäftigung beantragt werden.

    Warum also bleiben die bayerischen Papas trotzdem nur so kurz daheim? Den Grund vermuten die Autoren der Studie bei den Arbeitgebern. Viele sähen es nicht so gerne, wenn Männer zu lange nicht da sind. Und die Väter selbst befürchten nach einer längeren Auszeit nicht mehr in den Beruf zurückzufinden oder geringere Aufstiegschancen zu haben.

    Der Verband der Bayerischen Wirtschaft sieht da kein Problem. Verbandschef Bertram Brossardt sagt, dass es viele Unternehmen in Bayern gebe, die „spezielle Wiedereinstiegskurse oder Kontakt-Halte-Programme anbieten.“ Außerdem betont er, dass die Entscheidung von Eltern „zur Aufteilung der Erziehungsaufgaben immer respektiert werden muss“.

    Frauen beziehen im Schnitt 11,8 Monate lang Elterngeld

    Dennoch sind es in einer Partnerschaft meist die Frauen, die beruflich zurückstecken, sobald ein Kind da ist. Frauen beziehen im bayerischen Durchschnitt 11,8 Monate lang Elterngeld. Und eine Studie der Universität Bamberg zeigt, dass die Frauen nach der Geburt ihres Kindes meistens in Teilzeit arbeiten oder geringfügig beschäftigt sind. Nur acht Prozent der befragten Mütter hatten eine Vollzeitstelle.

    Bei der Einführung im Jahr 2007 hatte das Elterngeld zwei Ziele: Frauen sollten nach der Geburt schneller wieder anfangen zu arbeiten. Das scheint zu gelingen, wie die Studie der Universität Bamberg zeigt. Denn etwas mehr als 50 Prozent der Mütter arbeiten zwei Jahre nach der Geburt ihres Kindes wieder. Das zweite Ziel, nämlich, dass Männer sich mehr um ihre Kinder kümmern können, ist im Freistaat allerdings nicht erreicht.

    Ein Sprecher des bayerischen Sozialministeriums, Maximilian Griebl, sagt, die Politik habe das Problem erkannt. Deshalb gebe es in Bayern seit kurzem den Familienpakt, eine Abmachung zwischen Staatsministerium und verschiedenen Arbeitgeberverbänden. Das Ziel: Familie und Beruf sollen sich leichter vereinbaren lassen.

    Doch es könnte zäher vonstattengehen, als sich das viele wünschen: Das Ziel sei noch weit entfernt, betont die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Simone Strohmayr (Neusäß). Sie sagt: „Es muss öffentlich erheblich mehr über das Thema diskutiert werden.“ Auch deshalb hat sie eine Anfrage zum Thema „Elternzeit“ im Landtag gestellt, die all diese Zahlen bestätigt hat. Strohmayr: „Um etwas zu verändern, muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden.“

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