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Einzelhandel: Modegeschäft verkauft Klopapier, um öffnen zu dürfen

Einzelhandel

Modegeschäft verkauft Klopapier, um öffnen zu dürfen

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    In Freyung öffnete ein Geschäftsmann seinen Modeladen - und verkauft fortan auch Klopapier.
    In Freyung öffnete ein Geschäftsmann seinen Modeladen - und verkauft fortan auch Klopapier. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa (Symbolfoto)

    Ein Modegeschäft im niederbayerischen Freyung öffnet mit einem besonderen Trick: Statt nur Mode zu verkaufen, bietet es neuerdings "systemrelevante Drogerieartikel und Lebensmittel" an. Vor einer Woche hat das Modegeschäft "Trendline" unter dem neuen Namen "Klopapier&Fashion Store" geöffnet.

    Das Geschäft habe in den 17 Jahren seines Bestehens einen großen Wandel in der Branche hinnehmen müssen, schreibt Inhaber Norbert Kremsreiter auf der Facebook-Seite des Geschäfts. Das habe man gut geschafft. "Corona und der politische Umgang damit bringen uns aber jetzt zum Ende unserer Möglichkeiten."

    Das Problem: In Bayern ist die Öffnung von Ladengeschäften untersagt, wenn die Inzidenz vor Ort über 100 steigt - ausgenommen sind nach den Regeln des Freistaats nur Branchen wie der Lebensmittel-Einzelhandel, Baumärkte oder Versicherungsbüros. Im Landkreis Freyung-Grafenau liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert-Koch-Instituts derzeit bei rund 152 und damit deutlich über dem Wert der sogenannten Notbremse.

    Chef des "Klopapier&Fashion Store" in Freyung stört Ungleichbehandlung

    "Es scheint Sortimente und Geschäftsmodelle zu geben, die für den Kunden epidemiologisch weniger gefährlich sind als andere", schreibt der Fachhändler aus Freyung dazu. "Unsere Beobachtungen der letzten Monate haben uns zu der Erkenntnis geführt, dass der Verkauf von Textilien, Sportartikeln, Haushaltswaren bei zahlreichen Discountern, Bau,- und Lebensmittelmärkten wohl bei der Virusausbreitung keine große Rolle spielt, sonst müsste es bei diesen Geschäften stärkere Regulierungen geben." Er sehe keinen Sinn darin, dass der Fachhandel geschlossen wird, während bei Discountern Modeartikel gekauft werden könnten.

    Deshalb verändere er das Sortiment seines Geschäfts - sodass das Geschäft nun auch Klopapier verkauft. "Mit unserem neuen Angebot wollen wir die wichtigsten Bedürfnisse unserer Mitmenschen abdecken." Der Anteil der Frühjahrsmode betrage weniger als die Hälfte des Sortiments, was wohl aus rechtlichen Gründen wichtig für die Öffnung sein dürfte. Nach der Öffnung schreibt Kremsreiter, endlich könnte sein Team wieder seiner Leidenschaft nachgehen. "Euer Zuspruch ist immens. Mit so etwas hätten wir nie gerechnet." Bundesweit berichteten Zeitungen und Fernsehsender über die Ladenöffnung.

    Landratsamt Freyung-Grafenau entscheidet über Schließung

    Doch ob der Trick einen dauerhaften Erfolg beschert, ist äußerst fraglich. Das zuständige Landratsamt Freyung-Grafenau geht gegen die Öffnung des Geschäfts vor. Es sei zweifelhaft, ob tatsächlich ein dauerhafter Mischbetrieb geplant sei, sagte ein Sprecher der Behörde unserer Redaktion. "Aufgrund der uns derzeit bekannten Tatsachen gehen wir nicht davon aus." In der Nacht auf diesen Donnerstag habe die Frist geendet, bis zu der das Geschäft den Schritt näher begründen konnte. Die Behörde prüfe nun, ob ein sogenannter Sachvortrag eingegangen sei und entscheide, wenn möglich, noch an diesem Tag über eine mögliche Schließung.

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