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Katholische Kirche: Eichstätter Finanzskandal: Prüfbericht wird Brisantes enthalten

Katholische Kirche

Eichstätter Finanzskandal: Prüfbericht wird Brisantes enthalten

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    Wer war für was verantwortlich? Im Bistum Eichstätt spielt einer der größten Finanzskandale der Kirche.
    Wer war für was verantwortlich? Im Bistum Eichstätt spielt einer der größten Finanzskandale der Kirche. Foto: Armin Weigel, dpa

    Zweifelhafte Geschäfte mit Kirchenvermögen, ein Schaden in mutmaßlich zweistelliger Millionenhöhe – und ein Bischof, der in den letzten Monaten nicht müde wurde zu beteuern: Nun müsse „alles auf den Tisch“ gelegt werden; der sich gegen interne Widerstände für Aufklärung und Umstrukturierungsmaßnahmen einsetzt, sich aber gleichsam kritische Fragen zu einer möglichen Mit-Verantwortung gefallen lassen muss. Die Finanz-Affäre im Bistum Eichstätt ist einer der größten Skandale der katholischen Kirche – vor fast genau einem Jahr wurde sie öffentlich.

    Während die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II andauern, wird das Bistum am Dienstag einen „Prüfbericht“ vorstellen, den es bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben hat, und damit über den Stand der eigenen Aufarbeitung unterrichten. Auch für die Staatsanwaltschaft wird das von Interesse sein.

    Nach Informationen unserer Redaktion ist dieser Prüfbericht sehr umfassend und dürfte es in sich haben. Denn in ihm werden unter anderem Verantwortliche und Verantwortlichkeiten benannt. Zudem wird die Rolle von Bischof Gregor Maria Hanke beleuchtet. Er wird am Dienstag bei der Pressekonferenz anwesend sein. Und, einmal mehr, um seine Glaubwürdigkeit und die der gesamten katholischen Kirche kämpfen. Denn das Versagen der Institution ist ebenso mit Händen greifbar wie die bundesweite Verärgerung über den Umgang mit Kirchenvermögen.

    Bistum Eichstätt: Bestechung, Verdacht auf Untreue und riskante Immobiliendeals

    Es geht um die höchst riskanten US-Immobiliendeals des früheren stellvertretenden Finanzdirektors des Bistums und einen seiner Geschäftspartner, einen „Projektentwickler im Immobilienbereich“, sowie um den Verdacht auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Beide befanden sich bereits in Untersuchungshaft, wurden im Mai 2018 aber nach mehr als drei Monaten entlassen. Seit Dezember ist bekannt, dass es zwei weitere Beschuldigte gibt; seit Januar, dass im Rahmen internationaler Rechtshilfe Unterlagen aus den USA bei der Münchner Staatsanwaltschaft eingegangen sind.

    Von den 31 ungesicherten Darlehen mit einem Gesamtvolumen von rund 60 Millionen US-Dollar (48,2 Millionen Euro) an Projektentwicklungsgesellschaften sind bislang nur sechs Millionen Dollar ans Bistum zurückgeflossen. Der Großteil der Forderungen ist fällig, ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag muss offenbar in diesem und im nächsten Jahr zurückgezahlt werden. Vertreter des Bistums waren im Herbst in Dallas, um über weitere Rückzahlungen zu verhandeln. Ob sie etwas erreichen konnten, ist fraglich. Ob und wann Geld fließt: ungewiss.

    Skandal im Bistum Eichstätt: Wer ist Täter? Wer ist Opfer?

    Noch vor einem Jahr sagte der Sprecher des Bistums, dass alle Anzeichen darauf hindeuteten, dass der ehemalige stellvertretende Finanzdirektor und sein Geschäftspartner den Schaden zu verantworten hätten – „sonst niemand.“ Der frühere Vorgesetzte des stellvertretenden Finanzdirektors, der Leitende Finanz- und Baudirektor der Diözese, sei „offensichtlich getäuscht“ worden. Damals sah sich das Bistum als Opfer eines kriminellen Mitarbeiters – und nicht auch auf der Täterseite. Doch schon mit Bekanntwerden des Skandals stand die Frage im Raum: Wie glaubhaft ist das?

    Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, setzt auf Aufarbeitung und mehr Transparenz - muss sich aber auch mit seiner eigenen möglichen Mit-Verantwortung auseinandersetzen.
    Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, setzt auf Aufarbeitung und mehr Transparenz - muss sich aber auch mit seiner eigenen möglichen Mit-Verantwortung auseinandersetzen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Der Finanzchef, als Domdekan ein hochrangiger Geistlicher, hatte Ende 2016 sein Amt niedergelegt und sich als Domdekan zurückgezogen. Er gab „persönliche, nicht zuletzt auch gesundheitliche Gründe“ dafür an. Wie sich herausstellte, trugen jedoch alle 31 Darlehen zwei Unterschriften – die seines Stellvertreters und seine. In einer Strafanzeige des Bistums hieß es dennoch, er habe „ohne tiefergehende wirtschaftliche Kenntnis“ gehandelt. Ein getäuschter, naiver, überforderter Kirchenmann?

    Staatsanwaltschaft erhält anonyme Strafanzeige gegen Bischof Hanke

    An dieser Version bestehen seit Monaten erhebliche Zweifel, die sich inzwischen erhärtet haben könnten. Menschen, die ihn näher kannten, verwiesen früh darauf, dass er als Caritasdirektor – das war er vor seiner Zeit als Leitender Finanz- und Baudirektor – für fast 3000 Mitarbeiter Verantwortung trug. Und das nicht nur in Angelegenheiten der Seelsorge. Nach wie vor ist er laut der Unternehmenshomepage eines von drei Aufsichtsratsmitgliedern der BHB Brauholding Bayern-Mitte AG mit Sitz in Ingolstadt, die im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 17,3 Millionen Euro machte. Zu der Holding gehört die Brauerei Herrnbräu GmbH.

    Als Beschuldigter wird er bislang gleichwohl nicht geführt – wie auch Bischof Hanke nicht, dem qua Amt eine „Letztverantwortung“ zukommt. Auf Anfrage erklärte die Staatsanwaltschaft München II am Freitag, dass gegen den Ex-Finanzchef und Hanke eine anonyme Strafanzeige eingegangen sei, die von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt weitergeleitet wurde. Es werde „noch geprüft, ob ein Anfangsverdacht besteht“. Zur Frage, ob die beiden vernommen wurden, wollte die Staatsanwaltschaft München II keine Angaben machen.

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