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Drogen: 500 Kilo Kokain in Neu-Ulm: Das sind die spektakulärsten Drogenfunde in Bayern

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500 Kilo Kokain in Neu-Ulm: Das sind die spektakulärsten Drogenfunde in Bayern

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    Eine aufgebrochene Reifehalle in Neu-Ulm: In den Kisten waren Drogen gefunden worden.
    Eine aufgebrochene Reifehalle in Neu-Ulm: In den Kisten waren Drogen gefunden worden. Foto: Bayerisches Landeskriminalamt, dpa

    Wer in Deutschland in eine Bananenkiste greift, findet dort mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit Obst aus Ecuador – das südamerikanische Land ist schließlich der größte Bananenlieferant für den deutschen Markt. Als jedoch ein Mitarbeiter eines Fruchthofes in Neu-Ulm im Dezember des vergangenen Jahres in eine frisch aus Ecuador angelieferte Bananenkiste griff, hatte er statt krummer Früchte plötzlich ein Päckchen mit Kokain in der Hand. Und als er genauer nachsah, fand er davon noch mehr. Knapp 500 Kilo der Droge waren in den Kisten versteckt. Wie sich später herausstellte, war es von Ecuador aus über den Seeweg nach Vlissingen in den Niederlanden gelangt und von dort per Lastwagen nach Bayern.

    Drogenfund in Neu-Ulm: Die Polizei hatte die Kokain-Päckchen ausgetauscht

    Nicht ganz ein Jahr später stehen ab diesem Donnerstag in Memmingen sechs Albaner vor Gericht. Sie waren in der Nacht nach der Anlieferung der Kokain-Kisten in die Reifekammern des Neu-Ulmer Fruchthofes eingebrochen und bargen die dort liegenden Drogenpäckchen – nicht wissend, dass diese inzwischen von der Polizei ausgetauscht worden waren und sie selbst von den Drogenfahndern beobachten wurden. Wenig später saßen sie dann auch schon im Gefängnis. Nun wird ihnen bandenmäßiger und unerlaubter Anbau von und Handel mit Betäubungsmitteln in, so die juristische Bezeichnung, „nicht geringer Menge“ vorgeworfen.

    Es ist nicht das erste Mal, dass in der Region enorme Mengen an Drogen gefunden wurden. So ließ ein Fall Anfang des Jahres 2018 selbst erfahrenen Beamten der Kriminalpolizei in Neu-Ulm den Atem stocken. Ein Fingerabdruck auf einer Tüte mit Rauschgift brachte die Ermittler auf die Spur eines 31-Jährigen, der offenkundig in Saus und Braus lebte. „Er führte einen Lebensstil, der mit seinem Einkommen als normaler Arbeiter nicht vereinbar war“, formulierte es ein Neu-Ulmer Polizeisprecher damals, nachdem der Mann über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet worden war. Urlaubsreisen und ausgedehnte Shoppingtouren waren für den 31-Jährigen keine Seltenheit, zuhause sammelte er Goldbarren und teure Uhren. Als die Polizei den Mann schließlich in seinem Auto anhielt und kontrollierte, lagen mehr als 30 Kilo Marihuana im Kofferraum offen herum. Bei der folgenden Durchsuchung mehrerer Wohnungen wurden die Beamten ebenfalls fündig. Am Ende zeigte die Rauschgiftwaage 117 Kilogramm an – was damals als größter Drogenfund der vergangenen zehn Jahre gefeiert wurde. Ein Rekord, der von den nun vor Gericht landenden fast 500 Kilo Kokain in Bananenkisten quasi pulverisiert wurde.

    Größter Drogenfund des LKA: Ein Schreinermeister war der Drahtzieher

    In einer – nach offiziellen Polizeiangaben nicht existenten – Rangliste des Landeskriminalamtes schafft es der Neu-Ulmer Fall allerdings nicht einmal in die Nähe des Spitzenreiters. Dort dürfte nach unseren Recherchen immer noch „El Maestro“ thronen, ein europaweites Drogenhändler- und Schmugglernetzwerk, von den Behörden benannt nach einem 61-jährigen deutschen Schreinermeister, der in Spanien lebt und als Drahtzieher galt. Als größten Rauschgiftfall in der Geschichte des Landeskriminalamtes wurde dieser Ende 2017 der Öffentlichkeit präsentiert. Zusammenfassung: 23 Festnahmen und 5,3 Tonnen Cannabis.

    Dabei müssen es gar nicht immer die ganz großen Mengen sein, die Aufmerksamkeit erregen. Diese leidvolle Erfahrung musste die Allgäuer Polizei machen, als sie 2014 selbst in den Fokus geriet. Genauer: Der ehemalige Chef der Drogenfahndung in Kempten, der in seinem Spind 1,8 Kilo Kokain hortete. Er war wohl über die Jahre hinweg nach und nach im Drogensumpf versunken und flog schließlich wegen Gewalttätigkeiten gegen seine Frau auf. Dass auch Polizisten nicht davor gefeit sind, selbst auf die schiefe Bahn zu geraten, wird derzeit auch in München deutlich. Dort wird aktuell gegen 21 Beamte verschiedener Dienststellen ermittelt. Sie sollen Drogen und Dopingmittel besessen, konsumiert und teilweise auch verkauft haben.

    Kokain in Neu-Ulm: Die Masche mit den Bananenkisten ist nicht neu

    Was die sechs Albaner aus Neu-Ulm mit ihren hunderten Kilo Kokain anstellen wollten, soll der am Donnerstag beginnende Prozess klären. Ihre Masche mit den Bananenkisten ist im Übrigen nicht neu, zeigt ein Blick ins Archiv der bayerischen Drogenfunde. Doch nicht immer gelingt es der Polizei, das Rauschgift rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. So meldeten beispielsweise vor drei Jahren an einem Freitag gleich mehrere Supermärkte in Schwaben, Ober- und Niederbayern, dass ihnen bei der jüngsten Obstanlieferung braune Päckchen in die Hände fielen: gefüllt mit Kokain. Und vor ziemlich genau einem Jahr standen in Landshut fünf Männer, ebenfalls aus Albanien, vor Gericht, weil sie in mehrere Obsthallen eingebrochen waren, um dort Kokain aus Bananenkisten zu bergen. Sie wurden zu bis zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. (mit mru)

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