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Doppelmord von Krailling: So grausam mussten Chiara und Sharon sterben

Doppelmord von Krailling

So grausam mussten Chiara und Sharon sterben

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    Der Doppelmord von Krailling hat die Menschen bundesweit erschüttert.  Der Onkel von Chiara (8) und Sharon (11) muss sich jetzt vor Gericht wegen Mordes verantworten.
    Der Doppelmord von Krailling hat die Menschen bundesweit erschüttert. Der Onkel von Chiara (8) und Sharon (11) muss sich jetzt vor Gericht wegen Mordes verantworten. Foto: Frank Leonhardt, dpa

    Vom kommenden Dienstag an muss sich Thomas S., der Onkel der getöteten Schwestern, wegen Mordes vor dem Landgericht München II verantworten. Der Postbote aus Peißenberg, selbst Vater von vier Kindern, soll sich in der Nacht zum 24. März 2011 in die unverschlossene Wohnung geschlichen und seine acht- und elfjährigen Nichten brutal getötet haben. Seine Tatwerkzeuge: eine Hantelstange, ein Messer und ein Strick.

    Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage davon aus, dass der 51-Jährige in finanziellen Schwierigkeiten geraten war. Deshalb habe er seine Schwägerin und deren beiden Kinder töten wollen - um so an ihr Erbe zu kommen.  Das Ganze wollte er demnach als erweiterten Suizid tarnen - es sollte so aussehen, als habe die Frau erst ihre Kinder, dann sich selbst getötet.

    Doch Ermittlungen und Spurensicherung zeigen, dass die Tat zu einem regelrechten Gewaltexzess wurde - ein grausamer Mord an zwei wehrlosen Kindern.

    Der Anklage zufolge griff der Mörder in jener Nacht zunächst Chiara an, versuchte, die schlafende Achtjährige mit einem Seil zu erdrosseln. Als dadurch die elfjährige Sharon wach wurde, ging der Täter nun auch sie los. Erst schlug er sie mehrfach mit einer Hantelstange. Weil sich das Kind trotzdem heftig wehrte, habe Thomas S. ein Küchenmesser genommen und fünfmal auf das Mädchen eingestochen. Sharon erlitt dadurch tödliche Verletzungen und starb.

    Chiara musste miterleben, wie ihre Schwester starb

    Chiara musste offenbar in ihrem Zimmer miterleben, wie ihre Schwester grausam umgebracht wurde. Dann wandte sich der Täter auch ihr zu. Den Ermittlungen zufolge schlug der Täter der Achtjährigen mit der Hantelstange den Kopf ein. Dann stach er mit dem Messer zu - elf Mal.

    Das ermordete Kind soll Thomas S. dann  ins Schlafzimmer der Mutter gebracht und dort ins Bett gelegt haben. Anschließend, so die Tatrekonstruktion der Ermittler, putzte Thomas S. sorgfältig den Tatort, wischte das Blut der Kinder auf, und manipulierte die Stromleitung. Wohl sein Plan: Er wollte seiner heimkommenden Schwägerin in der Dunkelheit auflauern. Als die jedoch  über Stunden auf sich warten ließ, flüchtete der Mörder in den frühen Morgenstunden.      

    Onkel durch freiwillige Speichelprobe belastet

    Der Onkel, der bis dahin nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war, wurde im Zuge der Ermittlungen als Zeuge vernommen und gab sogar freiwillig eine Speichelprobe ab - ein Treffer: Seine DNA fand sich vielfach in der Wohnung - unter anderem an den Leichen der Kinder sowie an der Hantelstange, dem Messer und dem Seil. Ehe sie starben, hatten sich die Mädchen verzweifelt gegen ihren Mörder gewehrt.

    Als am 1. April die Polizei kam, bestritt der Mann die Tat. Er sagte, die DNA-Spuren in der Wohnung der Schwägerin stammten von einem Nasenbluten bei einem Besuch zwei Wochen vor der Tat. Später schwieg er - zumindest gegenüber den Ermittlern. Denn die Staatsanwaltschaft nannte auch einen Mithäftling als Zeugen, der aus Gesprächen mit dem Angeklagten berichtet hatte.

    Der Vorsitzende Richter am Landgericht München II, Ralph Alt, wird den Prozess führen. Alt hatte im Frühjahr 2011 den Nazi-Helfer John Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 28 060 Juden zu fünf Jahren Haft verurteilt - ein Indizienprozess, wie es auch das Verfahren im Fall Krailling werden könnte.

    Ehefrau des Angeklagten könnte wichtige Zeugin sein

    Bisher sind 13 Prozesstage bis zum 27. März angesetzt. Eine wichtige Zeugin dürfte die Ehefrau des Angeklagten sein, die sich inzwischen von ihm scheiden ließ. Im Sommer sagte sie dem Magazin "Stern", sie glaube an seine Schuld. "Für mich gibt es keinen Zweifel, dass er es war", sagte sie in dem Interview. "Das wären zu viele Zufälle." Anfangs hatte die Frau ausgesagt, ihr Mann sei in der Tatnacht bei ihr gewesen - was sie später revidierte. Ihr Mann habe sie früh morgens angerufen, dass er wegen Zahnschmerzen nicht habe schlafen können und schon an seine Arbeitsstelle nach Feldafing gefahren sei, weil er so viel zu tun habe.

    Die Ankläger haben für den Prozess um den Doppelmord von Krailling 63 Zeugen und neun Sachverständige benannt. AZ, dpa

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