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Doppelmord von Krailling: Der Onkel aus Peißenberg

Doppelmord von Krailling

Der Onkel aus Peißenberg

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    In Krailling und Peißenberg herrscht Entsetzen nach der Festnahme des Onkels der beiden ermordeten Mädchen Chiara und Sharon. Die Menschen können die Tat nicht verstehen.
    In Krailling und Peißenberg herrscht Entsetzen nach der Festnahme des Onkels der beiden ermordeten Mädchen Chiara und Sharon. Die Menschen können die Tat nicht verstehen. Foto: dpa

    Zwei Mädchen wurden im oberbayerischen Krailling nahe München heimtückisch ermordet. Eine ganze Woche lang stand der kleine Ort unter Schock. Dann wurde der Onkel der ermordeten Mädchen Chiara und Sharon als mutmaßlicher Täter gefasst, im etwa 50 Kilometer entfernten Peißenberg. Dort herrscht Entsetzen.

    Die Rollläden und Vorhänge an dem rosafarbenen Haus im Neubaugebiet von Peißenberg sind geschlossen, die Türen versiegelt von der Polizei. Hier wohnt der mutmaßliche Mörder der beiden im oberbayerischen Krailling ermordeten Mädchen Sharon (11) und Chiara (8). Er ist ihr eigener Onkel. Der 50 Jahre alte Mann wurde am Abend des gestrigen Freitags von der

    Verdächtiger hatte im Ort keinen guten Ruf

    In Peißenberg hatte der wohl als Postbote arbeitende Onkel der beiden ermordeten Mädchen keinen besonders guten Ruf. Nachbarn schildern ihn als keinen angenehmen Menschen, viele Kinder in der Gegend hätten Angst vor ihm gehabt. Auf der Straße vor dem Haus ist am Samstag nicht viel los. Nur selten kommen Kinder vorbei. Drei junge Frauen in einem Auto sind extra gekommen, um sich das Haus anzusehen. Anwohner berichten, dass der 50-Jährige nicht in Peißenberg gearbeitet habe, sondern in einem Nachbarort.

    Krailling: ein Ort steht unter SchockDas Grundstück sei seit längerer Zeit eine Baustelle, weil dem Bauherrn das Geld ausgegangen sei, erzählt der Mann, der im Haus gegenüber wohnt. Viele Freiwillige hätten der Familie beim Hausbau geholfen. Persönlich kennen der Nachbar und seine Frau den 50-Jährigen nicht. Das Ehepaar habe sehr zurückgezogen gelebt. Man kenne ihn lediglich vom Sehen. "Und wenn Du Glück hattest, hat er zurückgegrüßt." Nur die Kinder hätten häufig draußen zusammen gespielt.

    Die Familie des 50 Jahre alten Tatverdächtigen soll in Geldnöten gesteckt haben. Einem der Kinder musste eine Leber transplantiert werden, die Frau soll an Krebs leiden. Mit der Mutter der getöteten Mädchen, seiner Schwägerin, soll der Mann nach Informationen verschiedener Zeitungen um Geld gestritten haben. Es sei dabei um Nachforderungen aus einem gemeinsamen Erbe gegangen. Die Polizei bestätigte diese Information bisher nicht.

    Er soll verschlossen und unfreundlich gewesen sein

    Auch andere Nachbarn beschreiben den Mann und seine Frau als verschlossen und unfreundlich, man habe kaum Kontakt gehabt. Auch Gerüchte über Gewalt gegenüber seinen Kinder machen unter den Nachbarn die Runde. Man habe einen der Söhne einmal mit einem blauen Auge gesehen. Auch soll der Vater ein Kind die Treppe hinuntergestoßen haben.

    In Krailling, dem Heimatort der getöteten Mädchen, macht sich am Samstag Erleichterung breit. "Die Stimmung war ziemlich düster nach dem schrecklichen Ereignis", erzählt die Inhaberin eines Zeitungskiosks. "Die Leute hatten Angst, ihre Kinder nach draußen zu lassen. Vor allem, wer selbst Kinder hat, war verunsichert. Der Täter hätte ja von hier sein können." Eine Frau, die in der Nähe des Tatorts den Wochenendeinkauf erledigt, sagt: "Natürlich ist man erleichtert, wenn man weiß, wer es war. Ich habe selbst drei Kinder." Verstehen könne man diese schreckliche Tat nicht.

    Bürgermeisterin von Krailling entsetzt

    Die Bürgermeisterin von Krailling, Christine Borst, hat entsetzt und zugleich erleichtert auf die Festnahme eines Tatverdächtigen nach dem zweifachen Kindermord in der Gemeinde reagiert. Wenn sich der Verdacht gegen den festgenommenen Schwager der Mutter bestätige, "wäre das für die Familie ganz schlimm", sagte Kraillings Bürgermeisterin

    Was genau in der Nacht auf den 24. März im ersten Stock des Hauses in der Kraillinger Margaretenstraße geschehen ist, können die Ermittler auch zehn Tage nach dem Verbrechen nicht sagen. Ein Geständnis hat der 50-Jährige bislang nicht abgelegt. Er wurde jedoch zweimal von den Ermittlern vernommen und verstrickte sich dabei in Widersprüche darüber, wo er zur Tatzeit war.

    Bei der Trauerfeier am Freitag in München war der Mann nach Angaben der Polizei nicht dabei. Seine Frau - sie soll die Patentante der getöteten Mädchen sein - hielt nach Informationen des "Münchner Merkur" eine bewegende Rede. Anschließend wurden die Kinder in Gräfelfing bei München beigesetzt.

    Nach Mord an Mädchen: Krailling trauert

    Vor dem Haus der ermordeten Kinder ringen die Menschen noch immer um Fassung. An einer Mauer: ein Meer aus Kuscheltieren, Blumen und Lichtern. Viele Eltern kommen mit ihren Kindern hierher, um eine Kerze anzuzünden oder einfach nur stumm dazustehen und die vielen Abschiedsbriefe zu lesen.

    "Warum?", fragt eine junge Mutter am Samstag in Krailling unter Tränen und zieht ihre Tochter an sich. Während sie die Kleine an sich drückt, schüttelt sie den Kopf und sagt: "Unfassbar. Und warum immer Kinder?"

    Gegen den Onkel der beiden im oberbayerischen Krailling getöteten Mädchen ist Haftbefehl wegen zweifachen Mordes erlassen worden. Der 50-jährige mutmaßliche Täter sitzt nun im Münchner Untersuchungsgefängnis Stadelheim, wie ein Polizeisprecher am Samstag sagte.

    Das Motiv bleibt weiter unklar: Nach dem Doppelmord an der elfjährigen  Sharon und der achtjährigen Chiara aus Krailling hat sich die  Münchener Polizei am Samstag überzeugt davon gezeigt, dass der 50-Jährige der Mörder ist. Ein Geständnis legte der Mann, der selbst vier kleine Kinder hat, aber nicht ab.

    Dringender Tatverdacht, DNS-Spur führte zum mutmaßlichen Mörder

    Die Mutter hatte in der Nacht zum Donnerstag vergangener Woche ihre tödlich verletzten Töchter bei der Rückkehr nach Hause in ihre Wohnung in Krailling bei München entdeckt.

    Bei dem Festgenommenem bestehe "dringender Tatverdacht", gab die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II,  Andrea Titz, an. Der Mann wurde noch am Samstag dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen des Verdachts auf zweifachen Mordes aus Heimtücke erlassen. "Wir  gehen davon aus, dass er die Arglosigkeit und Wehrlosigkeit  ausgenutzt hat", sagte Tietz. Weil die Mutter wie üblich und in ihrem Umfeld  bekannt die Wohnung während ihrer Arbeit in der benachbarten  Gastwirtschaft ihres Lebensgefährtin nicht abgeschlossen hatte, kam  der Täter ohne Weiteres hinein.

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