Die Figur würde sogar sein Vorbild, die berühmte Christus-Statue von Rio de Janeiro, um fast 20 Meter überragen. Doch noch fehlen Genehmigungen und Geld. Um das Zwei-Millionen-Projekt zu realisieren, hat der Hamburger Unternehmer Harry Vossberg (59) mit drei Mitstreitern in Dresden die Christliche Initiative Predigtstuhl (CIP) gegründet. Er führt Gespräche mit potenziellen Spendern, auch mit Stiftungen in Augsburg habe er schon gesprochen. In einem Jahr will er einen Bauantrag bei den zuständigen Behörden stellen.
Der Hanseat meint es ernst: Nach 500 Jahren ist wieder ein Deutscher Papst, Kirchentage und Weltjugendtage locken Hunderttausende an, Pilgern ist zur Mode geworden und die Christus-Statue von Rio wurde im Internet zu einem der "Sieben Neuen Weltwunder" gewählt. Gründe genug für so ein Monument in Bayern. "In Rio sammeln sich Millionen unter der Figur, warum nicht auch in Reichenhall?", fragt Vossberg. Der beschauliche Kurort mit 17 000 Einwohnern würde automatisch zum Wallfahrtsort.
Ganz zufällig ist der Ort nicht gewählt. Auf die Idee mit der Jesus-Statue war Investor und Projektentwickler Vossberg gekommen, als ihn sein Dresdner Büronachbar Gernot Glatz um einen Rat bat. Glatz ist Miteigentümer von Seilbahn und Hotel auf dem 1613 Meter hohen Predigtstuhl und suchte ein Werbekonzept für seine dahindümpelnden Unternehmen. Vossberg, ein "getaufter Protestant", brachte ihn auf die Idee, den christlichen Namen des Predigtstuhls zu nutzen.
Das Jesus-Monument soll nach der Vorstellung der Initiatoren ein "Leuchtturm" sein, um den sich andere Einrichtungen gruppieren, wie zum Beispiel Kinderbetreuung, Veranstaltungsorte. Und wenn dann dereinst die Jugend dieser Welt, Pilger und Touristen strömen sollten und in Reichenhall viel Geld in Hotellerie und Infrastruktur investiert werden müsste, dann wären die Projektentwickler und Immobilienhändler der CIP mit im Boot. Der spirituelle Ansatz bekäme dann schnell einen handfesten geschäftlichen Hintergrund.
Doch ob die Jesus-Statue kommt, ist völlig unklar. "Eine solche Christusfigur ist viel zu bombastisch und passt überhaupt nicht in die oberbayerische Landschaft, sagt der Münchner evangelische Dekan Mathis Steinbauer. Ähnlich äußerte sich das erzbischöfliche Ordinariat München. Mit dem Vorhaben würden "offensichtlich vor allem kommerzielle Ziele verfolgt". Auch dem evangelischen Pfarrer von Bad Reichenhall, Hans-Georg Bredull, ist die Vorstellung ein Graus: "Das ist mir zu künstlich."