Von Manuela Mayr Harburg. Die Wohnmobile mit den italienischen Kennzeichen sind ein untrügliches Zeichen: Harburg (Kreis Donau-Ries) ist ein ganz besonderer Ort. Das zauberhafte Städtchen an der Romantischen Straße, über der die mächtige Burg thront, bietet perfekte Postkarten-motive. Drei Jahre war das idyllische Bild ein wenig verfremdet.
Die baufällige Steinerne Brücke über die Wörnitz musste restauriert werden. Jetzt ist das Ensemble wieder intakt. Am Freitag wird mit Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) Einweihung gefeiert, ein Brückenfest schließt sich bis Sonntag an.
Dass Fachleute das Bauwerk schon in einem Atemzug mit der Steinernen Brücke in Regensburg und der in Prag nannten, hat Bürgermeister Wolfgang Kilian mit Genugtuung aufgenommen. "Sehr bedeutend" sei es schon deshalb, weil es nur noch wenige historische Steinbrücken gebe, bestätigt Markus Weis vom Landesamt für Denkmalpflege. "Die Verlustrate" bei solchen Verkehrsbauten sei hoch, weil sie starkem Verschleiß ausgesetzt sind und oft abgerissen wurden, weil sie vielerorts modernen Anforderungen nicht mehr genügen.
Die Harburger Steinbrücke ist jetzt so stabil, dass künftig an Wochentagen sogar wieder Autos darüber fahren sollen. Die direkte Verbindung zu den Ortsteilen auf der anderen Flussseite sei wichtig, sagt der Bürgermeister - zum Leidwesen von Lydia Decker und Karl Göttle. Sie haben die drei kleinen, ebenfalls denkmalgeschützten Häuschen auf der Brücke liebevoll renoviert und würden die Autos lieber verbannen.
Eines der Gebäude beherbergt ein winziges Café, im zweiten - der ehemaligen "Fleischbank" - sind Ferienwohnungen eingerichtet und das dritte - einst das "Badhaus" - bewohnen sie selbst. Zum Fest öffnen sie sogar ihren Garten, der sich auf einer Insel direkt anschließt. Wasser, Seerosen, Kiesbänke, Enten, die in aller Ruhe ihr Gefieder putzen - alles liegt im Blickfeld der Brückenbewohner und ihrer Gäste.
Aber nicht nur ihnen und anderen Gastronomen im Umkreis liegt die Brücke am Herzen. Das zeigte sich bei der Unterstützung des "Fördervereins Steinerne Brücke Harburg". Mindestens 25 000 Euro wollte er zu den Sanierungskosten von 1,8 Millionen Euro beisteuern - 33 000 kamen zusammen. Ein Brückentaler wurde aufgelegt, Postkarten wurden verkauft, Schlachtspeckessen veranstaltet und vieles mehr.
Vorbilder waren die Eltern und Großeltern, die nach dem Krieg gleichfalls fleißig gespendet hatten, um die zerstörte Brücke wieder aufzubauen. Deutsche Truppen hatten sie im April 1945 bei ihrem Rückzug gesprengt, um den Durchmarsch der Amerikaner zu verhindern.
Zurück blieben dabei auch Minen, die vier Buben im Alter von acht bis zwölf Jahren zum tödlichen Verhängnis wurden. Bei der jetzigen Sanierung kam wieder eine Mine zum Vorschein - zum Glück ohne Zünder. "Das hat mir schlaflose Nächte bereitet", gesteht der Bürgermeister, denn es hatten viele Kinder in dem trockengelegten Fluss gespielt. Was, wenn da noch mehr Minen herumlagen? Aber es ging alles gut. Selbst von Hochwasser blieb die Wörnitz während der Brückensanierung von 2005 bis 2008 verschont. "Es grenzt an ein Wunder", sagt Kilian dankbar.
Das "Brückenbuch", das 1946 angelegt wurde, ist jedenfalls um ein Kapitel reicher. Die nächste Generation soll es fortschreiben. Aber es gibt auch Bürger, die schon an zwei Sanierungen beteiligt waren: etwa Klaus Lembeck, einer der heutigen Förderer. Er und seine Schwester Pia sind bereits 1946 als Spender von 200 Reichsmark vermerkt. Die beiden waren damals vier und zwei Jahre alt. Ihre Eltern hatten im Namen der Kinder gezahlt - als Investition in ihre Zukunft sozusagen.