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Franz-Josef Strauß: Der Kini und sein Hofstaat: Die Affären des Franz Josef Strauß

Franz-Josef Strauß

Der Kini und sein Hofstaat: Die Affären des Franz Josef Strauß

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    Verehrt wird Franz Josef Strauß in Bayern trotz seiner zahlreichen Affären. Hier zu sehen ist seine Büste in der Bayerischen Staatskanzlei in München.
    Verehrt wird Franz Josef Strauß in Bayern trotz seiner zahlreichen Affären. Hier zu sehen ist seine Büste in der Bayerischen Staatskanzlei in München. Foto: Gambarini Maurizio (dpa)

    Franz-Josef Strauß mag vieles gewesen sein: hochintelligent, wortgewaltig, charismatisch, trinkfest. Eine Eigenschaft wird ihm dagegen selten nachgesagt: Integrität. Kein Spitzenpolitiker der Nachkriegszeit war in so viele Affären verwickelt wie Franz Josef Strauß. Am Anfang steht ein Zwischenfall mit dem Bonner Verkehrspolizisten Siegfried Hahlbohm 1958. Der hält Strauß' Dienstwagen während einer Verkehrssperrung an, doch Strauß befiehlt seinem Fahrer, weiterzufahren. Auf der Rückfahrt hält Strauß, damals Verteidigungsminister, neben Hahlbohm an. Der Verkehrspolizist sagte später in Interviews, Strauß habe ihm zu verstehen gegeben, dass er bald "von dieser Kreuzung verschwinden" werde.  Es kommt zum Prozess, Strauß lädt unzählige Zeugen - und verliert. Hahlbohm wird vom Gericht bestätigt, korrekt gehandelt zu haben. Allerdings wird nur Strauß' Fahrer zu einer Geldstrafe verurteilt, der Minister selbst kommt mit einem Imageschaden davon.

    1962 - Die Spiegel-Affäre: Am 10. Oktober 1962, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, erscheint im Spiegel  ein Artikel unter dem dem Titel "Bedingt abwehrbereit". Darin werden Interna aus Nato-Manövern ausgebreitet und das Abschreckungspotenzial des Verteidigungsbündnisses gegen die Sowjetunion angezweifelt. Daraufhin beginnt die Bundesanwaltschaft wegen Landesverrats zu ermitteln. Strauß, damals Bundesverteidigungsminister, lässt den stellvertretenden Chefredakteur Conrad Ahlers in Spanien festnehmen. Die Pressefreiheit schien in Gefahr: Die Affäre eskaliert in der Öffentlichkeit, es folgen tumultartige Szenen in Pressekonferenzen und ein Sturm der Entrüstung in den Medien. Schließlich muss Strauß das Kabinett von Konrad Adenauer verlassen. Das zementiert die jahrzehntelange Feindschaft zwischen Strauß und der Spiegel-Redaktion.

    1966 - Lockheed-/Starfighter-Affäre: Ende der 50er Jahre kauft Strauß als Verteidigungsminister 300 Lockheed Starfighter. Das Flugzeug ist technisch nicht ausgereift, was durch zahlreiche Abstürze schnell offensichtlich wird. Der Kampfjet wird unter Spitznamen wie  "fliegender Sarg" und "Witwenmacher" bekannt. 1966 gerät Strauß in Bestechungsverdacht; der Hersteller Lockheed soll in mehreren Ländern Schmiergeld bezahlt haben. Einen Beweis gibt es nicht. Bis zur Ausmusterung 1987 verliert die Bundeswehr 269 Starfighter durch Abstürze, fast ein Drittel der insgesamt georderten über 900 Maschinen.

    1976 - Heubl-Affäre: In der Presse tauchen Einzelheiten eines "Dossiers" über den CSU-Politiker Franz Heubl auf, einen Gegenspieler des Parteichefs. Darin heißt es unter anderem, Heubl arbeite nur acht Stunden die Woche. Als Urheber gilt Strauß. Der verweigert vor einem Untersuchungsausschuss des Landtags die Aussage. 

    1990 - Zwick-Steueraffäre: Eine Affäre, die erst nach dem Tod von Strauß 1988 ins Rollen kommt. Strauß ist seit den 60er Jahren mit "Bäderkönig" Eduard Zwick befreundet. Der macht Bad Füssing zum bekannten Kurort, zahlt jedoch ungern Steuern. Dennoch lassen die bayerischen Finanzbehörden Zwick jahrelang auffallend offen gewähren. Erst zwei Jahre nach dem Tod von Strauß wird Zwicks Steuerschuld 1990 auf über 70 Millionen Mark geschätzt. Der damalige bayerische Finanzminister Gerold Tandler gibt sich mit acht Millionen Nachzahlung zufrieden, was ihn später die Karriere kostet. (mit dpa/lby)

    Die besten Zitate von Franz Josef Strauß

    "Everybody's darling is everybody's Depp". So ließ sich Strauß über nach Aufmerksamkeit heischende Politiker aus.

    "Man muss einfach reden, aber kompliziert denken - nicht umgekehrt." So beschrieb Strauß seine Ansichten zu einer gelungenen Rede.

    "Es ist reizvoller, in Alaska eine Ananasfarm zu errichten, als Bundeskanzler zu werden." Das waren Strauß' Gedanken zu einer Kandidatur.

    "Wenn's schon kein Hirn haben, dann halten Sie's Maul wenigstens. Dieses dämliche Gequatsche eines politisierenden Beatles. Sie Pilzkopf!" Mit Zwischenrufern bei seinen Reden und Wahlkampfveranstaltungen ging Strauß nie zimperlich um.

    "Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder." Mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften hatte Strauß so seine Probleme.

    "Helmut Schmidt und ich kennen uns sehr gut. Wenn er mich anredet 'Alter Gauner' und ich sage 'Alter Lump', so ist das durchaus eine von gegenseitiger Wertschätzung und realistischer Kennzeichnung getragene Formulierung." Mit dem Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte Strauß stets ein gutes Verhältnis...

    "Der wird nie Kanzler werden. Der ist total unfähig; ihm fehlen alle charakterlichen, geistigen und politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles." ... mit Altkanzler Helmut Kohl dagegen weniger.

    "Solange die Liberalsozialisten an der Regierung sind, kann ich nur sagen: Eher legt sich ein Hund einen Salamivorrat an, als dass die eine einmal eingeführte Steuer wieder abschaffen." Spitzen gegen die rot-gelbe Koalition unter Helmut Schmidt ließ sich Strauß selten nehmen.

    "Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören - in ihre Löcher." Gegen Kommunisten und deren Sympathisanten wurde er noch deutlicher.

    "Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was er schreibt." Franz Josef Strauß war Herausgeber des "Bayernkurier". Chefredakteur Wilfried Scharnagl war da, wenn man Strauß' Zitat wörtlich nimmt, nur Beiwerk.

    "In Bayern gehen die Uhren anders. Wenn in Bayern die Uhren wirklich anders gehen, dann haben wir, soweit die Politik es vermag, diesen Beitrag zur geistigen Führung unseres Landes geleistet, damit in Bayern die Uhren richtig gehen und nicht nach Zeitgeist jeweils verschieden eingestellt werden." Und die Liebe zu seiner Heimat Bayern drückte Franz Josef Strauß oft auf seine sehr eigene Art aus.

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