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Deggendorf: Spurlos verschwunden: Die Suche nach dem 86-jährigen Millionär

Deggendorf

Spurlos verschwunden: Die Suche nach dem 86-jährigen Millionär

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    Den 15. Dezember 2010 vergisst Tochter von Georg L. nie mehr. An jenem Tag stand ihr Vater vor ihr und erkannte sie nicht mehr, berichtet sie. Und an jenem Tag hat sie ihren Vater zum letzten Mal gesehen.

    Seit fast einem Jahr gilt Georg L. offiziell als spurlos verschwunden. Der 86-Jährige aus Deggendorf in Niederbayern ist wahrscheinlich dement. Anfangs vermutete die Polizei noch, die Krankheit könnte etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben. Inzwischen gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass der Rentner irgendwo eingesperrt wird. Die Spur führt zu seiner Lebensgefährtin und deren Sohn. Das mögliche Motiv: Geld. Denn L. ist reich, er ist Millionär.

    Partnerin hat umfangreiche Vollmachten

    Die Verdachtsmomente gründen auf der Tatsache, dass der Rentner seiner langjährigen Partnerin Maria S., 76, und deren Sohn umfangreiche Vollmachten in Vermögens- und persönlichen Angelegenheiten erteilt hat. Auch mehrere Immobilien hat L. übertragen. Laut Polizei gibt es aber Zweifel daran, dass er zum Zeitpunkt der jeweiligen Verfügungen deren Tragweite noch überblicken konnte. So hat er zum Beispiel auch auf das Wohnrecht in seiner – ehemals eigenen – Penthouse-Wohnung in einer Wohnanlage verzichtet.

    Freiheitsberaubung: Polizei und Staatswanwaltschaft ermitteln

    Die Tochter hat Mitte 2011 Anzeige wegen des Verdachts der Untreue erstattet. Die Staatsanwaltschaft und die Kripo Deggendorf ermitteln inzwischen aber auch wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung. Halten die Partnerin und deren Sohn den dementen Rentner irgendwo gefangen und bedienen sich derweil an seinem beträchtlichen Vermögen? Dieser ungeheuerliche Verdacht steht im Raum. Aber warum werden die Verdächtigen dann nicht einfach überwacht?

    So einfach liegt der Fall nicht. Denn auch die Lebensgefährtin ist seit vielen Monaten unauffindbar. Die Ermittlungen konzentrieren sich daher auf den Sohn der Frau. Dieser hat nach Angaben der Leitenden Oberstaatsanwältin Kunigunde Schwaiberger lediglich angegeben, dass es beiden gut gehe. Ansonsten beruft sich der Mann auf sein Aussageverweigerungsrecht, weil er sich als Angeschuldigter nicht selbst belasten muss.

    Mehrere Durchsuchungen in der Wohnung des Verschwundenen und in den Wohnungen der Verdächtigen brachten keine Spuren auf den Aufenthaltsort des 86-Jährigen. Es wurden lediglich Unterlagen sichergestellt, die für das weitere Verfahren relevant sein könnten.

    Fall wird bei "Aktenzeichen XY" gezeigt

    Die Ermittler müssen daher auf die Hilfe der Bevölkerung setzen. Ein Zeuge hat im Frühjahr 2012 behauptet, er habe L. und seine Freundin in einem Supermarkt im tschechischen Zelezna Ruda (Böhmisch Eisenstein) gesehen. Doch der Hinweis ließ sich nicht bestätigen. Nun soll der Fall am kommenden Mittwoch in der Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ (20.15 Uhr, ZDF) vorgestellt werden. Mit Bildern soll die Fahndung nach Georg L. – und auch nach seiner Partnerin Maria S. – intensiviert werden. Die Polizei erhofft sich vor allem Hinweise aus dem überregionalen Raum.

    Erbschaftsstreit ging bis vor den Bundesgerichtshof

    Der Fall hat auch ein juristisches Vorspiel, das ihn zu einem gewöhnlichen Erbschafts- und Familienstreit zu machen scheint. Die beiden Töchter des Millionärs, der in einen Obstgroßhandel in Deggendorf eingeheiratet hatte, erstatteten die Anzeige, als sie von der Übertragung des Vermögens gehört hatten. Sie versuchten mit allen Mitteln, ihren Vater unter eine sogenannte Kontrollbetreuung zu stellen.

    Bis vor den Bundesgerichtshof ging es. Mit Erfolg: Das Landgericht bestellte den Kontrollbetreuer und bescheinigte „Gefahr im Verzug“ und „konkrete Zweifel an der Redlichkeit der Bevollmächtigten“, also der Partnerin und ihrem Sohn. Doch der Betreuer kann seine Aufgabe nicht wahrnehmen, weil der Betroffene verschwunden ist.

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