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"Seelische Grausamkeit": Das Weihnachtslied als Nervensäge

"Seelische Grausamkeit"

Das Weihnachtslied als Nervensäge

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    Ausschnitt aus dem Video "Last Christmas" von "Wham". Links im Bild der junge George Michael. Das Lied landet jedes Jahr im Advent unter den Top Ten.
    Ausschnitt aus dem Video "Last Christmas" von "Wham". Links im Bild der junge George Michael. Das Lied landet jedes Jahr im Advent unter den Top Ten. Foto: youtube

    In Bayerns Kaufhäusern ist am Samstag wieder adventlicher Hochbetrieb. Tausende von Menschen werden unter der Dauerberieselung mit Weihnachtsmusik von "Stille Nacht" und "Jingle Bells" bis zu "Last Christmas" nach Geschenken suchen.

    Einer aktuellen Studie von TNS-Emnid zufolge genießt das die Mehrheit der Kunden. 58 Prozent finden das gut. Nur knapp jeder Dritte (37 Prozent) lehnt die akustische Dauerberieselung ab.

    Was aber ist mit den Verkäuferinnen und Verkäufern, die wochenlang tagaus, tagein mit immer denselben Liedern beschallt werden? Die oberösterreichische Gewerkschaft der Privatangestellten (GdP) behauptet, die Dauerberieselung in Kaufhäusern mit Weihnachtsmusik macht krank. Dies führe zu einer "psychischen Überfrachtung", die am Ende aggressiv mache, heißt es. Die Angestelltenlobby macht darauf aufmerksam, dass die Kaufhaus-Mitarbeiter bis zum Heiligen Abend eine Aversion gegen Weihnachtslieder, wenn nicht sogar gegen Weihnachten überhaupt entwickeln.

    Auch bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wurde dies in den vergangenen Jahren bereits als "seelische Grausamkeit" gebrandmarkt. Dies könne zu einer schweren Belastung der Gesundheit führen. Verdi forderte zusätzliche Pausen für das Personal. Ludger Visse vom Deutschen Arbeitsring für Lärmbekämpfung sprach sich bereits vor Jahren für einen finanziellen Ausgleich aus: "Musik bedeutet einen zusätzlichen Stressfaktor für die Verkäufer, für den sie einen Lohnzuschlag bekommen müssten."

    "Da wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht", hält der Sprecher des bayerischen Einzelhandelsverbandes, Bernd Ohlmann, entgegen. Er habe noch nie davon gehört, dass sich Einzelhandelsmitarbeiter wegen der Musik-Beschallung beschwert hätten. Außerdem werde das von den Unternehmen individuell geregelt.

    Das ein oder andere ist in dieser Hinsicht tatsächlich schon besser geworden. Manche Handelsketten nahmen Beschwerden der Gewerkschaften ernst: In den Häusern der Karstadt AG beispielsweise wurde die Beschallung mit Weihnachtsliedern reduziert, obwohl bislang keine seriöse Studie zur Auswirkung von Weihnachtsliedern auf die Seele vorliegt.

    Allerdings wird im Tierreich gerade untersucht, wie sich Weihnachtshits auf Haie auswirken. Im Sea-Life-Center Hannover bekommen die Raubfische täglich zwei Stunden lang Weihnachtsmusik zu hören. Damit sollen sie zur Paarung animiert werden. Eine ähnliche Aktion hatte bereits Erfolg. Es handle sich um ein ernsthaftes biologisches Experiment, betont eine Sprecherin von Sea Life.

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