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Das Projekt "Mittelschule&#8220: "Wir können auf kein Talent verzichten"

Das Projekt "Mittelschule&#8220

"Wir können auf kein Talent verzichten"

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    Bayerns Kultusminister Spaenle will Mittelschulen
    Bayerns Kultusminister Spaenle will Mittelschulen Foto: dpa

    München Sebastian ist stolz auf das, was er geschaffen hat. "Eine Lampe", sagt er, und strahlt. Der Hauptschüler aus Durach (Kreis Oberallgäu) hat am "Sterne-Projekt" seiner Schule teilgenommen - und mehrere Tage lang nach dem Unterricht ein freiwilliges Praktikum bei einer Elektrofirma absolviert. Seine Volksschule ist Vorzeigeschule. Unter dem Motto "Wir greifen nach den Sternen" bietet sie ihren Schülern in Zusammenarbeit mit 34 Betrieben Praktika an, die bei der Suche nach dem richtigen Beruf helfen sollen.

    Projekte wie dieses sollen, so will es Kultusminister Ludwig Spaenle, Hauptschulen zu Mittelschulen machen. Ab dem kommenden Schuljahr soll dieser Verwandlungsprozess beginnen. Schulen, die die vorgegebenen Merkmale (siehe Artikel unten) erfüllen, dürfen sich dann Mittelschule nennen.

    Um den Beginn dieser Bildungsreform zu verkünden, lud Spaenle gestern in die Münchner Allianz-Arena - und präsentierte dort gleich den "ersten Botschafter der bayerischen Mittelschulen", Uli Hoeneß. "Tausend ehemalige Hauptschüler", erklärte der vor den Weiten der Fußballarena, "haben beim Bau dieses Stadions mitgeholfen." Er selbst, Kind einer Metzgerfamilie und ehemaliger Volksschüler, wisse, "dass man auch aus kleinsten Verhältnissen mit einer guten Ausbildung etwas werden kann."

    "Das mit der ,Restschule' ist üble Nachrede, das gilt in Bayern nicht", sagt auch Randolf Rodenstock, der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Und: "Wir können auf kein Talent verzichten."

    Rund 30 Prozent der bayerischen Schüler besuchen laut Kultusministerium eine Hauptschule. Die Umwandlung in Mittelschulen soll helfen, diese Jugendlichen besser auf das Arbeitsleben vorzubereiten - auf fachliche Herausforderungen durch neue Technologien, aber vor allem auch auf die nötigen sozialen Kompetenzen. "Viele der Schulabsolventen sind es nicht gewohnt, pünktlich aufzustehen oder sich gegenüber Kollegen und Kunden entsprechend zu verhalten", beklagt Lothar Semper, Geschäftsführer des Bayerischen Handwerkstages. "Die Lehrer müssen den jungen Menschen dabei helfen, zu Persönlichkeiten zu werden", fordert auch vbw-Präsident Rodenstock.

    Das Klassenlehrer-Prinzip, das die Hauptschule von anderen Schultypen unterscheidet, soll deshalb auch in der Mittelschule beibehalten werden. Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieben und Unterrichtsstunden, in denen gezielt auf die Stärken und Schwächen der Schüler eingegangen wird, sind weitere Kennzeichen der neuen Mittelschule. Wer das Ziel Hauptschulabschluss nicht erreicht, soll zumindest mit Zertifikaten ausgezeichnet werden - mit einer Art Urkunden, wie sie auch Sebastian von der Volksschule Durach für sein "Sterne-Praktikum" bekommen hat. "Da konnte ich zeigen, was ich kann", sagt der Schüler. "Und nach den Noten hat keiner gefragt."

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