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Dachau: Von KZ-Gedenkstätte gestohlenes Tor wohl in Norwegen entdeckt

Dachau

Von KZ-Gedenkstätte gestohlenes Tor wohl in Norwegen entdeckt

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    Unbekannte haben in dem ehemaligen Konzentrationslager Dachau die historische Tür mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen.
    Unbekannte haben in dem ehemaligen Konzentrationslager Dachau die historische Tür mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Gut zwei Jahre nach dem Diebstahl eines historischen Eisentors in der Dachauer KZ-Gedenkstätte ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit in Norwegen aufgetaucht. In Bergen sei ein eisernes Tor mit dem bekannten Schriftzug "Arbeit macht frei" sichergestellt worden, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord am Freitag mit. Der Fund löste bei Verantwortlichen der Gedenkstätte Begeisterung aus.

    Anonymer Hinweis zum Verbleib des bekannten Tores

    Nach Polizeiangaben hatten die norwegischen Kollegen einen anonymen Hinweis zum Verbleib des Tores bekommen. Die zuständige Staatsschutzdienstelle der Kripo Fürstenfeldbruck hat bisher zwar nur ein Foto aus Norwegen vorliegen, geht aber "mit hoher Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass es sich um das Tor aus Dachau handelt. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. "Nähere Umstände der Auffindung werden derzeit länderübergreifend zwischen den Dienststellen geklärt", teilte die Polizei mit.

     Mit Genugtuung reagierte der Präsident des Internationalen Dachaukomitees, General Jean Michel Thomas, auf den Fund: "Auch wenn die Hintergründe für diese abscheuliche Tat noch nicht bekannt sind, so danke ich im Namen des Überlebendenverbandes für die Aufdeckung des Verbrechens und die internationale Anteilnahme nach dem Diebstahl des Lagertors. Dieser bedeutete letztlich eine Entweihung dieser wichtigen Gedenkstätte".

    Das KZ Dachau

    Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nazis und wurde zum Modell für die vielen später errichteten Lager. Als Ausbildungsstätte für die Nazi-Schergen war Dachau eine "Schule der Gewalt".

    Schon am 22. März 1933 - wenige Wochen nach dem Machtantritt Adolf Hitlers - wurden dort politische Gegner des NS-Regimes eingesperrt. Später folgten Kriminelle, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie vor allem Juden.

    Im Dachauer KZ und seinen 140 Außenlagern waren von 1933 bis 1945 mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert.

    Arbeitsfähige Häftlinge wurden als Arbeitssklaven im Straßenbau oder in Kiesgruben eingesetzt, nach Kriegsbeginn vor allem in der Rüstungsindustrie. Die Lagertür mit der Inschrift "Arbeit macht frei" gilt als zynisches Symbol des Leidensweges der Häftlinge.

    Als das Lager am 29. April 1945 von US-Soldaten befreit wurde, lebten mehr als 30.000 Häftlinge aus 31 Nationen in den Baracken.

    Nach Angaben des Deutschen Historischen Museums waren mindestens 30.000 von der Lagerverwaltung registrierte Gefangene ums Leben gekommen. Die KZ-Gedenkstätte geht von rund 41.500 Ermordeten aus.

    Auch Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, zeigte sich erleichtert. "Selbstverständlich wird es nach einer Restaurierung wieder der Öffentlichkeit präsentiert", sagte sie. Ob es an dem historischen Standort oder als Teil einer Dauersausstellung zu sehen sein wird, werde mit den Gremien der Stiftung Bayerische Gedenkstätten entschieden. Karl Freller, Direktors der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, sagte: "Es ist für mich eine große Erleichterung, dass dieser Originalbeweis für den Zynismus und die Menschenverachtung der Nazis wiedergefunden wurde."

    Dachau: Verschwundenes Tor Thema bei "Aktenzeichen XY"

    Das Verschwinden des schmiedeeisernen Tores am 2. November 2014 hatte für großes Aufsehen gesorgt. Einem Sicherheitsmann auf Patrouille war damals am frühen Morgen das Fehlen aufgefallen. Das rund 100 Kilogramm schwere Eisentor misst knapp ein mal zwei Meter und war Bestandteil des großen Haupteingangstors. Um das Tor zu stehlen, mussten die Täter ein Flügeltor übersteigen. Die Polizei ging damals davon aus, dass die Tür mit einem Fahrzeug abtransportiert wurde. Die Suche nach dem Tor - unter anderem auch über die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" - blieb über Jahre erfolglos.

    Das Lager im oberbayerischen Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nazis und wurde zum Modell für die vielen folgenden Konzentrationslager. Das gestohlene Tor war etwa ein halbes Jahr nach dem Diebstahl durch eine Nachbildung ersetzt worden. dpa/AZ

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