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Dachau: Nach Diebstahl: Neue Tür für die KZ-Gedenkstätte ist fast fertig

Dachau

Nach Diebstahl: Neue Tür für die KZ-Gedenkstätte ist fast fertig

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    Michael Poitner fertigt eine Nachbildung der Tür an, die in der KZ-Gedenkstätte Dachau gestohlen wurde.
    Michael Poitner fertigt eine Nachbildung der Tür an, die in der KZ-Gedenkstätte Dachau gestohlen wurde. Foto: Karl Freller

    „Die Tür“, verspricht Seniorchef Anton Poitner, „wird fristgerecht fertig.“ Fristgerecht bedeutet: Bis spätestens 29. April ist die Nachbildung (1,80 Meter hoch, 93 Zentimeter breit, gut zwei Zentner schwer) wieder in das Tor eingehängt, durch das auch die Gefangenen des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau gingen. Die „Schlupftür“ war in der Nacht vom 1. auf den 2. November 2014 von Unbekannten gestohlen worden. Bis heute konnte die Polizei nicht ermitteln, wer diese Tat begangen hat.

    Eine exakte Rekonstruktion der Tür ist eine Herausforderung

    „Sollte die Tür irgendwann einmal auftauchen, dann wird es wohl ein Zufallsfund sein“, sagt Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Gestern hat er sich in der Kunstschlosserei Poitner aus Röhrmoos (Landkreis Dachau) davon überzeugt, wie weit die schmiedeeisernen Arbeiten sind.

    „Es ist schon eine Herausforderung, das exakt zu rekonstruieren“, sagt der Seniorchef. Sohn Michael hat sich ans Werk gemacht, sich zuvor viele Fotografien angesehen und mit der Geschichte des früheren KZ beschäftigt, das als Modell für andere Konzentrationslager der Nazis galt. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren in Dachau und in den 140 Außenlagern mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 wurden ermordet.

    Der symbolische Wert der KZ-Tür ist unschätzbar

    Für Michael Poitner ist es „eine Ehre“, diesen Auftrag erhalten zu haben. Die Tür wird für 4.920 Euro gefertigt – ihr symbolischer Wert aber ist unschätzbar. Jedes Jahr passieren rund eine Million Besucher der Gedenkstätte diesen Eingang, in dem bis zum Diebstahl vor über fünf Monaten der zynische Spruch „Arbeit macht frei“ stand. Mit der Neuanfertigung werde ein Wunsch vieler Dachau-Überlebender erfüllt, das menschenverachtende System der Nationalsozialisten anhand dieser drei Worte deutlich zu machen. Die Tür sollte unbedingt bis 29. April das Tor wieder komplett schließen. An diesem Tag wurde vor 70 Jahren das Konzentrationslager befreit.

    Freller kann zwar den Beschluss des wissenschaftlichen Beirats der Gedenkstätte durchaus nachvollziehen, diesen Ort des Schreckens authentisch zu belassen. Die Tür zu ersetzen sei aber notwendig im Sinne der Opfer gewesen – zumal die Inschrift gar kein Original mehr war: vermutlich kurz nach Kriegsende gestohlen.

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