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Coronavirus: Wirte in Bayern bangen um ihre Existenz

Coronavirus

Wirte in Bayern bangen um ihre Existenz

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    Der Aufbau für das Gögginger Frühlingsfest lief schon.
    Der Aufbau für das Gögginger Frühlingsfest lief schon. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Zeltgerüst war schon aufgebaut, die Bodenbretter lagen gestapelt parat: Der Aufbau für das Frühlingsfest im Augsburger Stadtteil Göggingen lief bereits auf Hochtouren. Jetzt ist es abgesagt, genauso wie der Frühjahrsplärrer, der eigentlich am 12. April hätte starten sollen. Doch wegen des Coronavirus und des Beschlusses, dass bis 19. April keine Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern stattfinden dürfen, sind die beiden Volksfeste abgesetzt.

    Josef Diebold, Vorsitzender des Schwäbischen Schaustellerverbandes, klingt geknickt, als er über die Entscheidung spricht. Der Augsburger, der ein Kinderkarussell betreibt, beginnt normalerweise zwei Wochen vor Beginn des Plärrers mit dem Aufbau. Das ist jetzt hinfällig. Ganz ausgefallen sei der Plärrer zuletzt kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Stadt von den Alliierten bombardiert wurde, sagt er.

    Mehrere Volksfeste wegen des Coronavirus von Absage bedroht

    Nach der Absage des Plärrers richtet sich der Blick auf andere Volksfeste in Bayern. In Nürnberg sollte das Frühlingsfest am 11. April beginnen, fiele also in den relevanten Zeitraum. Noch ist nicht entschieden, ob die Stadt das Fest absagt, es laufen Gespräche mit den Schaustellern.

    Das Frühlingsfest in München steht auf der Kippe.
    Das Frühlingsfest in München steht auf der Kippe. Foto: Felix Hörhager, dpa (Archiv)

    Und auch in München beschäftigt man sich mit dem Virus. Das Münchner Frühlingsfest steht auf der Kippe, selbst die Organisatoren des Oktoberfests beobachten die Entwicklung von Corona. Noch sind die Organisatoren entspannt. Wirtesprecher Peter Inselkammer sagte, er sei optimistisch, dass bis dahin das Gröbste überstanden ist. Sollte das Fest verschoben oder abgesagt werden, würden wohl Versicherungen greifen. Die Wirte sind individuell gegen Betriebsunterbrechung versichert.

    Gastgewerbe leidet schwer unter dem Coronavirus

    Neben den Schaustellern leidet vor allem das Gastgewerbe erheblich unter den Auswirkungen des Virus. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bayern, bezeichnet die Lage am Rande eines Krisentreffens in Bamberg als „dramatisch und existenzbedrohend“. Laut einer Umfrage, die der Verband in der vergangenen Woche unter knapp 2000 bayerischen Betrieben durchgeführt hatte, verzeichnen 78 Prozent davon Umsatzeinbußen in Folge der Coronakrise. Im Schnitt brächen die Umsätze um 29 Prozent ein, heißt es.

    Was wir über das neue Coronavirus wissen

    Was bedeutet die Epidemie für unser Gesundheitssystem?

    Das hängt maßgeblich von einem Faktor ab: der Geschwindigkeit der Ausbreitung. Je besser es gelingt, die Rate der Ansteckungen kleinzuhalten, desto geringer dürfte der Druck auf das Gesundheitssystem sein. Problematisch wird das Infektionsgeschehen vor allem dann, wenn es komprimiert in kurzer Zeit auftritt. Dann drohen volle Wartebereiche und Arztpraxen, knapp werdende Intensivbetten und vollkommen überlastete Gesundheitsämter.

    Wie ansteckend ist das Virus?

    Ein Wert, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, lässt sich nach wie vor nicht gesichert angeben. Das Virus vermehrt sich im Rachen und verbreitet sich vor allem durch Tröpfchen etwa beim Husten und Sprechen. „Die fliegen vielleicht so eineinhalb Meter weit und fallen relativ schnell zu Boden“, erklärt der Berliner Virologe Christian Drosten. „Es ist das Einatmen einer solchen Wolke, die einen infiziert in den meisten Fällen.“ Nur in Kontaktsituationen gibt es demnach ein reales Risiko – etwa, wenn man mit einem Infizierten ungefähr eine Viertelstunde oder länger gesprochen habe. Die Inkubationszeit – das ist der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen – beträgt in der Regel bis zu 14 Tage.

    Wie gefährlich ist das Virus?

    Die meisten Menschen haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. Hinzukommen können Fieber und Husten, wie sie auch bei einer Grippe auftreten. Auch Kopfschmerzen oder Durchfall sind möglich. Laut dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, kommt es in etwa einem von fünf Fällen zu einem schwereren Verlauf – inklusive Atemproblemen oder Lungenentzündung. Betroffen sind zumeist Menschen aus Risikogruppen wie Krebskranke in Chemotherapie, alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auf Diabetes zurückgehende Organschäden.

    Ist die Grippe nicht auch gefährlich?

    Die vom Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 und die Grippe sind beide Atemwegserkrankungen. Schwere bis lebensbedrohliche Verläufe gibt es nach bisherigen Auswertungen bei Covid-19 allerdings häufiger als bei der Grippe. Anders als bei der Grippe gibt es gegen das Coronavirus auch noch keine Impfung oder zielgerichtete Medikamente.

    Wie lässt sich Covid-19 behandeln?

    Eine spezielle Therapie gibt es nicht. Patienten werden symptomatisch behandelt – etwa mit fiebersenkenden Mitteln.

    Jochen Deiring, Bezirksgeschäftsführer in Schwaben, bestätigt die Einschätzung von Geppert. Genaue Zahlen kann Deiring nicht nennen, das sei Kaffeesatzleserei und komme auf die Lage des Betriebes an. „Im Allgäu sind die touristischen Betriebe sicher sehr viel mehr betroffen“, sagt er.

    Die Umsatzeinbußen seien laut Deiring „unglaublich“. Die Hilfen, die durch die Politik jetzt veranlasst werden, seien zwar gut, dienen aber nur der kurzfristigen Sicherung der Liquidität. Durch zugesagte günstige Kredite oder eine Steuerstundung könne man zahlungsfähig bleiben, langfristig müsse man über Kurzarbeit nachdenken. Gleichzeitig sei man auf Verständnis seitens der Banken und der Verpächter angewiesen. „Wir müssen aber realistisch sein: Die Umsätze sind unwiederbringlich weg“, verdeutlicht Deiring.

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