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Coronavirus: Wenn der Arbeitsweg mit dem Zug zum Infektionsrisiko wird

Coronavirus

Wenn der Arbeitsweg mit dem Zug zum Infektionsrisiko wird

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    Wenn die Pendler dicht gedrängt in überfüllten Zügen fahren müssen, ist an Sicherheitsabstand zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus nicht zu denken.
    Wenn die Pendler dicht gedrängt in überfüllten Zügen fahren müssen, ist an Sicherheitsabstand zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus nicht zu denken. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Mindestens 1,5 Meter Sicherheitsabstand zu anderen Menschen empfehlen Experten und Politiker, so soll das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus gesenkt werden. Viele Geschäfte sorgen inzwischen mit Absperrungen dafür, dass Kunden und Angestellte diesen Abstand einhalten. Nicht so die Bahn: Wer am Montagmorgen von Augsburg nach München pendelte, fand sich in einem völlig überfüllten Zug wieder. Die Fahrgäste standen dicht gedrängt im Abteil, an Abstand in irgendeiner Form war nicht zu denken.

    Der Zug nach München war völlig überfüllt

    "Wegen der Umstellung der Fahrzeiten fällt mein Zug komplett aus", berichtet Pendler Kevin Beschta unserer Redaktion per Telefon. Als dann der nächste im Bahnhof Mering St. Afra einfuhr, sei Beschta schockiert gewesen: Es sei nur ein kurzer Zug gewesen und er war schon total überfüllt. "Alle Sitzplätze waren voll, auch Platz zum Stehen war nicht viel vorhanden. Am Bahnhof Mering sind dann nochmals einige Leute zugestiegen." Den empfohlenen Sicherheitsabstand habe niemand auch nur annähernd einhalten können, sagt Beschta. "Man konnte nicht einmal richtig stehen."

    Ähnliches berichtet Birgit Marterer. Die Pendlerin fuhr am Montagmorgen ebenfalls in dem Zug von Augsburg nach München. "Durch die Streichung etlicher Verbindungen, entgegen früherer Aussagen auch zu Stoßzeiten, sind die verbliebenen Züge vollkommen überfüllt", kritisiert sie. Der Kontakt sei sogar noch enger als vor der dem Ausbruch des Coronavirus. "Der Zugbegleiter machte eine Durchsage, er war selbst mit der Situation nicht glücklich", sagt Marterer.

    Folgen des Coronavirus treffen auch das Personal der Bahn

    Wie genau es dazu kam, dass auf der intensiv genutzten Pendlerstrecke Augsburg - München ausgerechnet während des Berufsverkehrs das Angebot so empfindlich eingeschränkt wurde, verrät ein Sprecher der Bahn nicht. Er erklärt aber, warum aktuell weniger Züge fahren: Auch an den Mitarbeitern der Bahn gingen die Maßnahmen gegen das Coronavirus nicht spurlos vorbei. "Wir haben glücklicherweise noch Personalstände, mit denen wir einen soliden Betrieb ermöglichen können, aber Eisenbahn funktioniert nur mit Menschen – und hier wollen wir nachhaltig und zuverlässig planen."

    Damit das Bahn ein verlässliches und stabiles Angebot bieten könne, reduziere sie in Abstimmung mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) die Fahrpläne, sagt der Sprecher. Wegen der stark gesunkenen Fahrgastzahlen seien die Züge sonst auch gar nicht ausgelastet; Schulen und Universitäten seien geschlossen und viele Berufstätige arbeiteten derzeit von zu Hause aus. Probleme mit vollen Zügen seien ihm mit Ausnahme von Augsburg und der Münchner S-Bahn nicht bekannt. Wie genau der Fahrplan aussehe, entscheide die Bahn auch nicht alleine, sondern in Absprache mit der BEG.

    Nach dem Debakel am Montag haben Bahn und BEG offenbar schnell reagiert, denn bereits am Dienstag gab es am Morgen einen zusätzlichen Zug auf der Strecke Augsburg - München. "Es war immer noch recht viel los, aber es waren noch Sitzplätze frei. Die meisten hatten zwei Plätze für sich. Die 1,5 Meter konnte man trotzdem nicht einhalten", sagt Beschta.

    Über alle Entwicklungen informieren wir Sie auch immer in unserem Live-Blog.

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