Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Coronavirus: So liefen die Masken-Kontrollen in Bayerns Zügen

Coronavirus

So liefen die Masken-Kontrollen in Bayerns Zügen

    • |
    Murat Böcher rechts und sein Kollege Sandro Laminit, beide Sicherheitskräfte der Deutschen Bahn, arbeiten bei der ersten bundesweiten Kontrolle zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen mit der Bundespolizei zusammen.
    Murat Böcher rechts und sein Kollege Sandro Laminit, beide Sicherheitskräfte der Deutschen Bahn, arbeiten bei der ersten bundesweiten Kontrolle zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen mit der Bundespolizei zusammen. Foto: Daniel Weber

    Es ist nicht viel los im Zug nach Ulm. Als er um 8.25 Uhr den Augsburger Hauptbahnhof verlässt, hat jeder Passagier einen Doppelplatz für sich, die meisten Sitzreihen sind frei. Nur in einem Wagen ist mehr los: Zwei Sicherheitskräfte der Deutschen Bahn und fünf Bundespolizisten sind dort gerade eingestiegen. Im Rahmen einer bundesweiten Corona-Kontrollaktion stellen sie sicher, dass alle Fahrgäste sich an die Infektionsschutz-Vorschriften halten. In Bayern gab es eine solche Maßnahme bereits zweimal, doch an diesem Montag werden erstmals in ganz Deutschland gezielt öffentliche Verkehrsmittel und Plätze mit Maskenpflicht kontrolliert.

    Corona-Kontrollen: Die meisten Fahrgäste tragen im Zug die Maske richtig

    Die Männer vom Sicherheitspersonal und die Bundespolizisten im Zug nach Ulm kennen sich offenbar schon von früheren gemeinsamen Aktionen und wechseln ein paar freundliche Worte, dann werden Telefonnummern getauscht und das Vorgehen besprochen. Nach dem Bahnhof Oberhausen bleiben die Frauen und Männer der Bundespolizei in der Mitte des Zugs stehen, die beiden Sicherheitskräfte machen sich auf den Weg ans Ende des Zuges. Murat Böcher fällt bald etwas auf: Der hoch gewachsene, kräftig gebaute Vollbartträger wendet sich nach rechts zu einer jungen Frau, die wegen ihrer Ohrenstöpsel erst einen Augenblick später merkt, dass ihre Aufmerksamkeit gefragt ist. "Bitte Maske über die Nase ziehen", sagt er in sachlich-freundlichem Ton. Wortlos zieht sie das Stoffstück weiter nach oben. Böcher lässt es dabei bewenden und geht weiter.

    Bei Neusäß sind die beiden Sicherheitskräfte am Zugende angekommen, außer der kurzen Ermahnung hat es keine Vorfälle mehr gegeben. Als der Zug steht, öffnet Böcher die Tür, lehnt sich hinaus und sieht nach links und rechts den Bahnsteig entlang. "Machen Sie bitte ihre Zigarette aus", fordert er einen älteren Herrn auf, der seinen Glimmstängel daraufhin sofort verschwinden lässt und sich die Maske übers Gesicht zieht, die vorher unter seinem Kinn hing. Zu beanstanden gibt es heute nicht viel. Wenn doch etwas nicht in Ordnung ist, hat meist jemand die Maske nicht bis über die Nase gezogen oder raucht auf dem Bahnsteig. Letzteres sei schon vor Corona verboten gewesen, sagt Böcher; die einzige Veränderung sei, dass wegen der Infektionsgefahr nun auch die Raucherbereiche nicht mehr als solche benutzt werden dürfen. Der Sicherheitsmann sieht die aktuelle Lage positiv: Die Menschen haben sich an die Maske gewöhnt, es gebe kaum noch Verstöße. Außerdem passiere es auch nur noch selten, dass Passagiere die ganze Fahrt über Essen oder ein Getränk vor sich stehen lassen und das als Vorwand nehmen, um keinen Mundschutz aufzusetzen. Nicht, dass ihnen das helfen würde – bei Böcher und Laminit kämen sie damit ohnehin nicht durch.

    Erste bundesweite Corona-Maskenkontrolle: 250 Euro kostet ein Verstoß

    "Die meisten halten sich vorbildlich an die Maskenpflicht", sagt auch Innenminister Joachim Herrmann bei einer Pressekonferenz in München am Montagnachmittag, wo er sich mit Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (beide CSU) ein Bild von den Kontrollen macht. Bis zum Mittag seien bei der Aktion allerdings auch etwa 700 Verstöße festgestellt worden. Eine endgültige Bilanz will das Innenministerium erst am Dienstag bekannt geben. Zum Vergleich: Seit im April die Maskenpflicht in Zügen und Bahnhöfen eingeführt wurde, sprach die Münchner Bundespolizei über 14.500 Reisende an, weil sie keine Maske trugen. Dabei zeigten sich knapp 200 Personen uneinsichtig und müssen mit Bußgeldern rechnen: 250 Euro kostet es, Mund und Nase nicht zu bedecken. Bei den beiden vorangegangenen großen Kontrollaktionen im Freistaat ließ sich ein Trend hin zum korrekten Maske-Tragen erkennen: Während die Beamten noch bei der ersten Durchführung im Frühjahr etwa 3000 Verstöße entdeckten, waren es Ende August nur noch rund 1800.

    Dinkelscherben, 8.51 Uhr: "Morgen, am Bahnhof ist Maskenpflicht", grüßt Böcher einen Passanten, der umgehend sein Exemplar aufsetzt. Sollte doch einmal jemand auf Krawall aus sein, würden sich die Sicherheitskräfte an die Kollegen von der Bundespolizei wenden – auf der Fahrt nach Ulm bleibt das aus. Auch sonst spitze sich die Situation nur selten zu, sagt Böcher. Als der Zug am Günzburger Bahnhof hält, spricht ein Senior die Sicherheitskräfte an: Er habe es nicht mehr geschafft, rechtzeitig am Automaten eine Fahrkarte zu lösen, ob sie ihm eine verkaufen könnten? Böcher verneint und bietet ihm stattdessen an, in Ulm gemeinsam mit ihm das Ticket zu lösen. Der Mann hat sich gerade noch rechtzeitig gemeldet, wenig später kontrollieren die beiden Sicherheitskräfte die Tickets. Wenn keine Zugbegleitung an Bord ist, übernehmen sie manchmal diese Aufgabe.

    Kaum ein Pendler hat ein Attest, das vom Mundschutz befreit

    Beim nächsten Kontrollgang treffen sie auf einen Mann, der seine Kapuze tief in die Stirn gezogen hat – und keinen Mundschutz trägt. Als die Sicherheitskräfte ihn bitten, eine Maske aufzusetzen, antwortet er, er habe ein Attest. Das lassen sich die beiden zeigen und nehmen es genau in Augenschein. Es scheint alles in Ordnung zu sein, sie geben es dem Mann zurück und wünschen ihm eine gute Weiterfahrt. Dass jemand ein Attest habe, sei sehr selten, sagt Böcher. Nur drei solchen Pendlern begegne er regelmäßig.

    Auf der Rückfahrt nach Augsburg bekommt die Bundespolizei dann doch noch etwas zu tun: Eine Beamtin kommt einer Fahrkartenkontrolleurin zu Hilfe, als diese vergeblich versucht, einer Frau klarzumachen, dass sie kein gültiges Ticket hat. Rasch klärt die Polizistin die Situation – allerdings nicht mit Handschellen, sondern mit ihren Russisch-Kenntnissen.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden