Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Corona und Schule: In den Ferien zur Schule: So sollen Schüler wieder besser lernen

Corona und Schule

In den Ferien zur Schule: So sollen Schüler wieder besser lernen

    • |
    Externe Helfer sollen Bayerns Schüler unterstützen.
    Externe Helfer sollen Bayerns Schüler unterstützen. Foto: Maja Hitij, dpa

    Der Wissensstand hat gelitten, aber noch mehr die Seele: Die Corona-Pandemie hat Bayerns Schüler sehr mitgenommen. Depressive Ängste und Sorgen nahmen deutlich zu. Grundschüler haben im schlimmsten Fall das Wissen eines dreiviertel Schuljahres verloren, wie eine Augsburger Studie kürzlich zeigte.

    Ein groß angelegtes Förderprogramm samt Sommerschule soll die Schüler wieder aufbauen – und zwar ihre Noten genauso wie den Nachholbedarf im Umgang mit anderen. „Gemeinsam Brücken bauen“, heißt es – und zusätzliche Unterstützungskräfte sollen bei den Baumaßnahmen und Reparaturen helfen. Das Programm ist auf drei Phasen angelegt. Erste Phase: die Zeit nach den Pfingstferien bis zu den Sommerferien. Zweite Phase: die Sommerferien. Dritte Phase: Das kommende Schuljahr. Was die Schüler genau erwartet?

    Die Sommerschule soll jedem Schüler helfen, der sie braucht

    Zunächst einmal sollen die Lehrer herausfinden, wer Förderung nötig hat - und zwar, sobald die Schüler wieder in den Präsenz- oder Wechselunterricht starten. Dafür, so heißt es in einem Schreiben des Kultusministeriums an die Schulen, das unserer Redaktion vorliegt, könnten die Lehrer zum Beispiel eine schriftliche, unbenotete Lernstandserhebung ansetzen.

    Auch im Mathe-Unterricht soll es Förderkurse geben.
    Auch im Mathe-Unterricht soll es Förderkurse geben. Foto: Roland Holschneider, dpa

    Die wohl konkreteste Form der Förderung ist die sogenannte „Sommerschule 21“. In zwei der sechs Sommerferienwochen – entweder gleich am Anfang oder eine am Anfang und eine am Ende – müssen die Schulen Intensivkurse anbieten, vor allem in Kernfächern wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. Schüler können freiwillig daran teilnehmen.

    Ein Sprecher des Kultusministers Michael Piazolo (Freie Wähler) verspricht auf die Frage, ob jeder Schüler, die individuelle Förderung nötig hat, sie auch bekommt, ganz klar: „Ja.“ Die Schulen haben dabei weitgehend freie Hand. Je nach Schulart könnten neben den Kernfächern Projekte zur beruflichen Orientierung, zur Stärkung des Lernverhaltens oder für die Persönlichkeitsbildung angeboten werden.

    Das Ferienprogramm mit Lerneffekt läuft schon

    Seit Beginn der Pfingstferien läuft schon ein freizeitpädagogisches Ferienprogramm in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Jugendring (BJR). Wer mitmachen möchte, kann sich auf einer Bayern-Landkarte auf der Internetseite des BJR bereits Veranstaltungen aussuchen, zum Beispiel Ferienprogramme zum Basteln, Malen und zur Leseförderung, oder Sport in der freien Natur. Manche Regionen – das Allgäu zum Beispiel – sind bisher aber noch ziemlich weiße Flecken auf der Landkarte.

    Wenn der Unterricht nach Pfingsten wieder beginnt – je nach Inzidenzzahl für einen Großteil der Schüler – soll das Tutorenprogramm „Schüler helfen Schülern“ ausgebaut werden. Ältere Schüler begleiten jüngere beim Lernen und führen sie als eine Art Lotsen auch ins soziale Leben der Schule zurück. Laut Kultusministerium können Schüler aus höheren Klassen auch an Grundschulen eingesetzt werden. Dort werden mitunter die größten Lernrückstände befürchtet.

    Schüler werden sich wohl auch nach den Ferien noch testen müssen.
    Schüler werden sich wohl auch nach den Ferien noch testen müssen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Parallel soll auch die individuelle Förderung von Schülern mit Lernrückstand beginnen. Sie könnten je nach Leistungsstand in Gruppen eingeteilt werden, so hat es Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) angekündigt. Auch Kurse am Nachmittag sind möglich. Welche Angebote es an den einzelnen Schulen geben wird und ab wann, ist aber noch reichlich unkonkret. Das entscheiden die Schulen selbst. Zur Unterstützung können die Einrichtungen zusätzliches Personal anfordern. Bezahlt wird es aus einem Fördertopf über 20 Millionen Euro.

    Viel Lob und etwas Kritik am Programm für Schulen in Bayern

    Dass das komplette Programm gute Ansätze beinhaltet, darin sind sich Bildungsexperten, Verbände und nicht zuletzt Lehrer weitgehend einig. Alois Mayr, Schulleiter des Gymnasiums bei St. Anna im Zentrum Augsburgs, sagt zum Beispiel: „Ich finde es sehr gut, weil es nicht nur Lernrückstände aufholen, sondern auch die sozialen Kompetenzen der Schüler fördern will und dafür sorgt, dass sie wieder etwas erleben können.“

    In seinen Gedanken ist die Sommerschule schon am Entstehen. „Wir haben viele Ideen – man könnte zum Beispiel vormittags Förderunterricht anbieten, dann gemeinsam mittagessen, nachmittags etwas unternehmen, Sport machen.“ Er ist froh um die Unterstützung von außen: „Meinen Lehrern kann ich das nicht zusätzlich aufbürden.“

    Um die Helfer zu finden, richtet das Ministerium ein Online-Bewerberportal ein. „Das Personal (...) soll über pädagogische und fachliche Vorkenntnisse und Erfahrungen verfügen“, betont Piazolos Sprecher. Zudem bereite man ein „virtuelles Unterstützungskonzept“ vor, um die Bewerber auf ihre neue Aufgabe einzustimmen. Bislang gibt es dieses Portal aber noch nicht, es soll zum 1. Juni freigeschaltet werden. Das ist ein Knackpunkt.

    Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und selbst jahrzehntelang Schulleiter in Deggendorf, bezweifelt, dass rechtzeitig ausreichend Helfer gefunden werden. „Die Frage ist auch: Nehmen auch diejenigen das Angebot in Anspruch, die es am nötigsten brauchen?“ Mehr noch: "Wie ist überhaupt der Wissensstand der Schüler?" Nach den Ferien sollen die Lehrer genau das herausfinden.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden