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Corona und Schule: Gurgeltests an Grundschulen? Bayern will neue Corona-Strategie für Kinder

Corona und Schule

Gurgeltests an Grundschulen? Bayern will neue Corona-Strategie für Kinder

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    Bislang müssen Schulkinder in Bayern den "Nasenbohrer-Test" im Klassenzimmer machen. Zumindest für die jüngsten Grundschüler könnte es bald Alternativen geben.
    Bislang müssen Schulkinder in Bayern den "Nasenbohrer-Test" im Klassenzimmer machen. Zumindest für die jüngsten Grundschüler könnte es bald Alternativen geben. Foto: Michal Kamaryt, dpa (Symbolbild)

    Der Druck auf die Staatsregierung, eine funktionierende Test-Strategie für Kitas und Schulen anzubieten, wächst offenbar. Am Dienstag befasst sich wohl auch der Ministerrat mit dem Thema. Nach Informationen unserer Redaktion soll es dann unter anderem darum gehen, eine alternative Lösung für die Schnelltests im Klassenzimmer auf den Weg zu bringen und auch Kindergartenkindern regelmäßige Tests zu ermöglichen.

    Das Gesundheitsministerium spricht sich intern für PCR-Pool-Tests aus, in der ganze Gruppen gleichzeitig getestet werden sollen. PCR-Tests sind genauer als die Antigen-Schnelltests werden und im Labor ausgewertet. Die Proben dafür können auch daheim genommen werden, indem etwa mit Wasser gegurgelt wird oder Kinder auf einem Stück Watte lutschen.

    So funktioniert Pool-Testen

    Bei diesem PCR-Testverfahren werden Proben, die verschiedene Menschen abgegeben haben, als eine ausgewertet. Das funktioniert etwa bei einem 30er-Pool so: 30 Menschen geben eine Probe ab – zum Beispiel, indem sie mit etwas Wasser gurgeln und dieses dann in ein verschließbares Röhrchen füllen.

    Alle 30 Proben werden in einem Labor zusammengeschüttet und vermengt. Aus der einen Pool-Probe wird ein Milliliter entnommen und mit dem PCR-Test-Verfahren untersucht.

    Ist die eine Poolprobe Corona-negativ, heißt das: Alle 30 Personen im Pool sind negativ. Ist die eine Poolprobe positiv, heißt das: Mindestens eine Person aus dem Pool ist Corona-positiv.

    Um herauszufinden, wer das ist, wird der Pool aufgelöst. Das heißt: Von jeder Person wird eine Einzelprobe mit dem PCR-Verfahren untersucht. Um diesen zweiten Schritt zu beschleunigen, werden bei Poolscreenings häufig gleich zwei Proben abgegeben. Im zweiten Röhrchen befindet sich die Rückstellprobe, die für einen eventuellen zweiten Test verwendet wird.

    Pooltests werden verwendet, wenn eine große Zahl an Menschen getestet werden soll, bei denen eine hohe Negativ-Quote zu erwarten ist. Die Größe des Pools richtet sich nach der Inzidenz. Je höher die ist, desto kleiner sollte der Pool sein, sagen Wissenschaftler, denn Pooling mache keinen Sinn, wenn jeder Pool positiv ist und aufgelöst werden muss.

    Für Schulklassen und Kitagruppen werden aktuell 20er- bis 30er-Pools empfohlen. Auch dann sind PCR-Tests noch mehr als 100 Mal empfindlicher als Antigentests.

    In einer Telefonkonferenz am 21. April zwischen Gesundheitsministerium, dem Landesamtes für Gesundheit, Vertretern des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Regierungsbezirke ging es bereits um das PCR-Pooling. Man wolle eine bayernweite Lösung dem Ministerrat noch im April vorschlagen. Dazu kommt es nun wohl am Dienstag.

    Pool-Tests für Grundschulkinder der ersten und zweiten Klasse

    In dem Gesprächsprotokoll aus der Telefonkonferenz heißt es weiter: Zielgruppe sind Grundschulkinder der ersten und zweiten Klasse. Und: "Nach Ministerratsbehandlung sollen dann mittels einer Förderrichtlinie die Kommunen in die Lage versetzt werden, an ihren Schulen derartige Testmethoden selbstständig einzuführen." Dadurch könnten einige Kommunen schon im laufenden Schuljahr mit Pool-Tests starten, vorausgesetzt die Laborkapazitäten und eine Probenabgabe-Logistik seien dafür vorhanden. Diese aufzubauen, dauert nach Einschätzung von Experten, rund vier Wochen.

    Wie eine Lösung für die Kitas aussehen könnte, ist noch nicht bekannt. Bis dato werden Eltern keine kostenlosen Selbsttests für ihre Kinder angeboten. Die Altersangaben der einzelnen Tests würden nicht passen, heißt es. Selbsttests seien kleinen Kindern nicht zumutbar. Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Sozialministerin Carolina Trautner sprachen sich bisher für Umfeldtestungen aus: Eltern und ältere Geschwister sollten sich stellvertretend für die Kita-Kinder mehrmals wöchentlich in Schnelltestzentren kostenlos testen lassen. Für viele Familien ist dieser Testaufwand im Pandemie-Alltag aber zu groß.

    Bessere Lösung für Corona-Tests an Kitas wird noch gesucht

    "Mit Blick auf die hohen Infektionsraten unter Kindern und aus Sorge vor Long-Covid bei Kindern ist es unerlässlich, auch die Kleinen zu testen", schrieb SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher am Mittwoch in einem Brief an Sozialministerin Trautner. Die Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie im Bayerischen Landtag kritisierte darin: "Kindgerechte Testmöglichkeiten sind vielerorts längst im Einsatz, auch bei uns in Bayern, beispielsweise in Hof. Es ist für mich wirklich unverständlich, weshalb diese Tests nicht endlich flächendeckend eingesetzt werden können."

    Nach Informationen unserer Redaktion wird über eine bessere Lösung für Kitas bereits nachgedacht. Diese Woche ließen sich Vertreter des Sozialministeriums über Pool-Tests informieren und sahen sich diesbezüglich die Kindergartenstudie "Wü-Kita-Cov" aus Würzburg genauer an.

    In NRW gibt es die Tests für Familien bereits kostenlos

    Andere Bundesländer sind mit ihrer Teststrategie an Kitas bereits weiter. Das Land Baden-Württemberg und die Kommunen haben sich Anfang April auf eine gemeinsame Finanzierung von Corona-Schnelltests an Kindertagesstätten, Kindergärten und in der Kindertagespflege verständigt. "Die Kommunen beschaffen die Tests in eigener Verantwortung und rechnen diese mit dem Land ab", teilt ein Sprecher des Sozialministeriums mit. Sofern die Kosten von Pooltests nicht die der Schnelltests überschreiten, sind auch PCR-basierte "Lolli-Tests" möglich. Die Teilnahme ist freiwillig. Eltern dürfen entscheiden, ob sie ihr Kind testen lassen möchten und welcher Test zumutbar ist. In Karlsruhe etwa bekommen die Eltern von Kita-Kindern kostenlose Laienschnelltests, bei denen die Probe mit einem lolliähnlichen Wattestäbchen genommen wird.

    In Nordrhein-Westfalen bekommen Familien seit Mitte April die sogenannten Nasenbohrer-Selbsttests zu Verfügung bestellt, um entweder ihre Kita-Kinder oder das Umfeld testen zu können. In Köln dürfen sich Kita-Kinder und Erzieherinnen aktuell zwei Mal pro Woche mit einem selbstdurchgeführten Lolli-Abstrich PCR-testen lassen – die Kosten von fünf Millionen Euro übernimmt die Stadt.

    Augsburg könnte eine der ersten Kommunen sein

    Sollte der Ministerrat am Dienstag einer Änderung der Strategie zustimmen, könnte Augsburg zu einer der ersten Kommunen gehören, die die neue Strategie umsetzen. Die Stadt hat mit "AuxLolli" bereits ein Konzept erarbeitet, bei dem zwei Mal pro Woche an 20 Kitas und zwei Grundschulen PCR-Lolli-Tests angeboten werden sollen. Dafür hat die Stadtregierung bereits vor den Osterferien einen Förderantrag beim Landesamt für Gesundheit eingereicht und wartet seitdem auf eine Genehmigung. Deswegen hat sich Bürgermeisterin Eva Weber auch bereits an Klaus Holetschek gewandt.

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