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Corona-Tote: Übersterblichkeit: Wie viele Menschen in Bayern bisher durch Corona gestorben sind

Corona-Tote

Übersterblichkeit: Wie viele Menschen in Bayern bisher durch Corona gestorben sind

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    Auf den Intensivstationen kämpfen Ärzte und Pflegekräfte seit einem Jahr um das Leben von an Covid 19 schwerst erkrankten Menschen. Nicht immer ist dieser Kampf erfolgreich.
    Auf den Intensivstationen kämpfen Ärzte und Pflegekräfte seit einem Jahr um das Leben von an Covid 19 schwerst erkrankten Menschen. Nicht immer ist dieser Kampf erfolgreich. Foto: dpa

    Wie gefährlich ist Corona tatsächlich? Und vor allem: Starben durch die Pandemie wirklich deutlich mehr Menschen in Bayern, als im Durchschnitt früherer Jahre? Für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist nach einer ersten Auswertung der amtlichen Statistik für das Jahr 2020 die Antwort klar: "Die Zahlen zu den Sterbefällen lassen keinen Zweifel an der Gefährlichkeit des Coronavirus."

    Innenminister Joachim Herrmann erklärt, die Zahlen ließen keinen Zweifel an der Gefährlichkeit des Coronavirus.
    Innenminister Joachim Herrmann erklärt, die Zahlen ließen keinen Zweifel an der Gefährlichkeit des Coronavirus. Foto: Timm Schamberger, dpa

    Im Dezember 2020 starben 35 Prozent mehr Menschen als sonst

    So lag bereits auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle im April 2020 die Zahl der Sterbefälle in Bayern mit einer Zunahme um 21,5 Prozent deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Gleiches gilt für die zweite Corona-Welle: Im November 2020 starben rund zwölf Prozent mehr Menschen als in den Vorjahren, im Dezember 2020 sogar gut 35 Prozent mehr. Allein in diesen beiden Monaten lag die sogenannte Übersterblichkeit in Bayern im Vergleich zu den Vorjahren bei mehr als 5100 Personen. Ein schmerzlicher Trend, der nach vorliegenden Rohdaten auch im Januar 2021 anhielt: Hier starben in Bayern wohl rund 2900 Menschen mehr, als sonst in diesem Monat üblich.

    Dass in den ersten zehn Monaten 2020 insgesamt keine deutlich erhöhte Sterblichkeit in Bayern festzustellen war, könne die Gefährlichkeit des Corona-Virus nicht relativieren, erklärte Herrmann: "Damit die Gefahren von Corona kleinreden zu wollen, ist ebenso leichtsinnig wie statistisch falsch." Schließlich habe die erste Corona-Welle erst Mitte März begonnen. Zudem habe sich die Corona-Lage in Bayern über den Sommer bis weit in den Herbst hinein auch dank der Hygiene-Regeln lange Zeit entspannt. Im gesamten Jahr 2020 starben in Bayern rund 145.000 Menschen – knapp zehn Prozent mehr als in den Vorjahren.

    Maßnahmen gegen Corona zeigen auch Wirkung gegen die Grippe

    Auch die wohl leicht unterdurchschnittlichen Sterbezahlen im Februar 2021 sprächen nicht gegen die große Corona-Gefahr, findet Herrmann: Dass der Vorjahreswert nach den Rohdaten wohl um rund 400 Sterbefälle unterschritten wurde, liege nämlich vor allem am Ausbleiben der sonst im Winter üblichen Influenza-Welle. Dies sei auf den harten Winter-Lockdown und die Masken-Pflicht zurückzuführen. Darüber hinaus habe im Februar bereits die Corona-Impfung in zuvor besonders betroffenen Alten- und Pflegeheimen erste Erfolge gezeigt.

    Besonders eindrücklich zeige sich die Gefährlichkeit von Corona zudem, wenn man besonders betroffene Regionen betrachtet, findet Herrmann: So lag im April 2020 in 56 der 96 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte die Sterblichkeit mit mindestens 15 Prozent deutlich über dem langjährigen Schnitt. In Schwaben besonders betroffen mit bis zu 50 Prozent mehr Sterbefällen waren die Landkreise Ostallgäu, Kaufbeuren, Aichach-Friedberg, Donau-Ries sowie der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Zwischen 15 und 25 Prozent mehr Todesfälle gab es im Unterallgäu, in Neu-Ulm und im Kreis Dillingen. Im Januar 2021 lag die Sterblichkeit im Landkreis Unterallgäu und in der Stadt Augsburg um mehr als 15 Prozent und in den Landkreisen Augsburg und Donau-Ries sogar um bis zu 50 Prozent über dem Schnitt der Vorjahre.

    Möglicher Impf-Effekt: Im Februar sinkt die Sterblichkeit der über 80-Jährigen

    Deutliche Unterschiede gibt es jedoch in der Betroffenheit der Altersgruppen: Während es bei den unter 60-Jährigen im gesamten Jahr 2020 keine auffällige Abweichung der Sterbezahlen zu den Vorjahren gab, starben in der Altersgruppe zwischen 60 und 79 Jahren fast 14 Prozent mehr Menschen. Bei den über 80-Jährigen lagen die Todeszahlen im April 2020 und im Januar 2021 sogar um ein Drittel, in November 2020 um fast ein Fünftel und im Dezember 2020 gar um fast die Hälfte über dem Schnitt der Vorjahre. Erst im Februar sank die Sterblichkeit in dieser Altersgruppe auf das Niveau der Vorjahre – was nach Angaben von Herrmann vor allem auf die Impfungen zurückzuführen ist.

    "Impfungen sind der Schlüssel zur Normalisierung unseres Alltags", hebt der Minister deshalb am Montag hervor. Die Statistik zeige aber auch, dass die bisherigen Lockdown-Maßnahmen in Bayern Menschenleben gerettet haben. Die hohe Zunahme an Todesfällen in den bisherigen Corona-Wellen verdeutliche zudem, wie gefährlich das Virus sei, betont Herrmann und ergänzt: Die "Verharmlosung von Corona-Leugnern" kann durch die nun vorliegenden Fakten jedenfalls in keiner Weise bestätigt werden.

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