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Corona-Reisewarnung: Jungholz und Kleinwalsertal befürchten "Katastrophe" für Wintersaison

Corona-Reisewarnung

Jungholz und Kleinwalsertal befürchten "Katastrophe" für Wintersaison

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    Die Grenze zwischen dem Oberallgäu und dem Kleinwalsertal war im Frühjahr monatelang dicht. Jetzt fürchten die Menschen wieder Einschränkungen.
    Die Grenze zwischen dem Oberallgäu und dem Kleinwalsertal war im Frühjahr monatelang dicht. Jetzt fürchten die Menschen wieder Einschränkungen. Foto: Matthias Becker

    In den österreichischen Exklaven Jungholz (zu Tirol gehörig) und Kleinwalsertal (Vorarlberg) gibt es derzeit viele freie Betten – wie im gesamten Tiroler Außerfern. Dabei wäre der Oktober eigentlich noch ein guter Wandermonat. Dass jetzt in vielen Betrieben Flaute herrscht, liegt aber nicht am Wetter, sondern an der Reisewarnung des Robert-Koch-Instituts (RKI) für Vorarlberg und Tirol.

    Deutsche, die sich länger als 48 Stunden in den beiden österreichischen Bundesländern aufgehalten haben, müssen nach der Einreise nach Bayern in Quarantäne. Es sei denn, sie haben einen Corona-Test gemacht und sind nachweislich negativ. Nachdem die Reisewarnung am Freitag auch für Tirol ausgesprochen war, hätten die Telefone nicht mehr still gestanden, berichtet Karina Konrad, Bürgermeisterin der 300 Einwohner zählenden Tiroler Exklave Jungholz (1300 Gästebetten).

    Nur mit triftigem Grund dürfen Jungholzer die Grenze überschreiten

    Nach dem Verordnungstext dürfen die Jungholzer nur aus triftigem Grund über die Grenze – beispielsweise zum Lebensmittelkauf nach Wertach, aber nicht zum Shopping nach Kempten. Kurios: Elf von 15 Kindern in der Zwergschule von Jungholz kommen aus Unterjoch im Oberallgäu. Die Mädchen und Buben werden also jeden Tag in ein „Risikogebiet“ gefahren und dort unterrichtet. Aber: In ganz Jungholz gibt es keinen einzigen Infektionsfall.

    Die Bürgermeisterin erzählt, dass sie Bundesminister Gerd Müller (Kempten) den Tiroler Landeshauptmann und die Wirtschaftskammer eingeschaltet hat. Der Memminger Staatssekretär Klaus Holetschek (CSU) hat in Sachen Reisewarnung für österreichische Exklaven einen Brandbrief an den RKI-Präsidenten geschrieben, der Kemptener Landtagsabgeordnete Alexander Hold (Freie Wähler) hat sich ebenso zu Wort gemeldet wie sein FDP-Kollege Dominik Spitzer. „Ich habe vom RKI bisher keine Antwort bekommen“, berichtet Alexander Hold.

    Dass sich nichts bewegt, besorgt auch den Kleinwalsertaler Bürgermeister Andi Haid: „Wir warten auf eine Sofortentscheidung.“ Dann wüssten die Menschen im Tal endlich, wie es weitergeht. Man hoffe, dass es für die nur von Deutschland zugänglichen Exklaven eine Ausnahmeregelung von den Reisewarnungen für Vorarlberg und Tirol gibt.

    Bezirke in Sorge: Es sind schon viele Gäste aus den Hotels abgereist

    Momentan sei die Situation im Tal sehr angespannt. Viele Gäste seien abgereist, einige Übernachtungsbetriebe hätten die Saison vorzeitig beendet. Bürgermeister Haid sagt: „Langsam verlieren die Bürger das Verständnis für solche Entscheidungen.“ Nicht nur in den Exklaven, sondern im gesamten Bezirk Reutte (Außerfern) macht eine Sorge die Runde: Wie wird die kommende Wintersaison? Wenn die flachfällt, sei das eine Katastrophe sind sich die Jungholzer Bürgermeisterin Konrad und ihr Amtskollege Haid einig.

    Von einem „drohenden Super-GAU“, auch für viele Familienbetriebe, spricht Armin Walch, Geschäftsführer der Burgenwelt Ehrenberg. Für ihn steht fest: Der Tourismus im Außerfern sei vor allem auf deutsche Urlauber angewiesen – und auch auf Tagesgäste aus dem süddeutschen Raum. Walch leuchtet nicht ein, dass beispielsweise auch für das zu Tirol gehörende Außerfern eine Reisewarnung besteht, obwohl es im Bezirk Reutte mit 33 .000 Einwohnern praktisch kein Infektionsgeschehen gebe und die Corona-Ampel auf Grün stehe.

    Laut Oberallgäuer Landratsamt sind für Deutsche Tagesausflüge nach Tirol und Vorarlberg nach wie vor problemlos möglich. Wer innerhalb von 48 Stunden zurückkehre und dort nicht an Veranstaltungen teilgenommen hat, sei nicht zur Quarantäne verpflichtet.

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