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Corona-Pandemie: Priorität für Pädagogen: Das sind die Pläne für die früheren Corona-Impfungen

Corona-Pandemie

Priorität für Pädagogen: Das sind die Pläne für die früheren Corona-Impfungen

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    Bestimmte Lehrer und Erzieher sollen bald mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden.
    Bestimmte Lehrer und Erzieher sollen bald mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Der Freistaat will beim Impfen ordentlich Gas geben. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sprach gar von einem „Impfturbo“, der nun gezündet werden soll. Ein Teil dieser Tempo-Offensive: Lehrer und Erzieher sollen deutlich schneller geimpft werden als ursprünglich vorgesehen. Wir erklären, welcher Impfstoff dabei eingesetzt wird, wann es losgehen könnte und ob andere Menschen, die auf eine Impfung hoffen, jetzt benachteiligt werden.

    Lehrer und Erzieher sollen früher geimpft werden als ursprünglich geplant. Was bedeutet das im Detail?

    Erzieher sowie die Beschäftigten an Grund- und Förderschulen sollen in die Priorisierungsgruppe zwei aufgenommen werden und ein Impfangebot erhalten, soweit der nötige Impfstoff in den Bundesländern vorhanden ist. Bisher waren diese Berufsgruppen in der Priorisierungsgruppe drei eingestuft. Dass es für Lehrer und Erzieher nun schneller gehen soll, darauf hatte sich die Gesundheitsministerkonferenz – deren Vorsitzender Holetschek ist – mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montag geeinigt. Die geänderte Corona-Impfverordnung des Bundes tritt schon an diesem Mittwoch in Kraft. Spahn erwartet so „zusätzliche Sicherheit“ in einem Umfeld, in dem Abstand und Maske nicht immer möglich seien.

    Wie viele Lehrer und Erzieher werden in Bayern nun schneller geimpft und wann geht es los?

    In bayerischen Schulen und Kindergärten sollen sich rund 200.000 Beschäftigte so schnell wie möglich gegen das Coronavirus impfen lassen können. Auf die Frage, wann das Impfen für diese Berufsgruppen beginnen könnte, sagt Holetschek am Dienstag in einer Pressekonferenz: Man brauche ein bisschen Vorbereitung, es komme auch auf die Impfstofflieferungen an. Im Laufe der Woche werde nun organisatorisch alles soweit vorbereitet, „dass es nächste Woche aus meiner Sicht eigentlich beginnen könnte.“ Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) sagt gegenüber unserer Redaktion: „Ich begrüße es sehr, dass die Lehrkräfte beim Impfen höher priorisiert werden. Damit wird ein wichtiges Anliegen von mir umgesetzt. Die Entscheidung ist in der Sache richtig und auch ein Zeichen der Wertschätzung für unsere Lehrkräfte.“

     „Das ist ein guter und sicherer Impfstoff, an dem es aus meiner Sicht keinen Zweifel gibt“, sagt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek über den Impfstoff von AstraZeneca.
    „Das ist ein guter und sicherer Impfstoff, an dem es aus meiner Sicht keinen Zweifel gibt“, sagt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek über den Impfstoff von AstraZeneca. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Wie wird das Impfen organisiert?

    Noch ist unklar, ob mobile Impfteams in die Schulen und Kitas kommen oder ob Lehrer und Erzieher in die Impfzentren gehen sollen. Auch ein gemischtes Modell ist denkbar. „Wir müssen jetzt besprechen, was sinnvoll ist“, sagt Holetschek.

    Welcher Impfstoff wird eingesetzt?

    Die Lehrer und Erzieher sollen mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft werden. „Das ist ein guter und sicherer Impfstoff, an dem es aus meiner Sicht keinen Zweifel gibt“, macht Holetschek angesichts der immer wieder aufkommenden Kritik an dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers deutlich. Der AstraZeneca-Impfstoff sei außerdem vorrangig für die Gruppe der 18- bis 65-Jährigen vorgesehen – in diese Gruppe fallen natürlich die allermeisten Lehrer und Erzieher.

    Warum rücken nur Kita-Erzieher sowie Grund- und Förderschullehrer in der Priorisierung nach vorne?

    Man müsse vor allem Berufsgruppen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko schützen, erklärt Holetschek. Dazu gehörten eben Erzieher und Beschäftigte an Grund- und Förderschulen. Denn: „Auch Kinder können sich mit Corona infizieren und andere Menschen anstecken.“ Und für Krippen- und Kita-Kinder sowie Grund- und Förderschüler sei es eine besondere Herausforderung, die notwendigen Hygieneregeln wie Abstand halten und Maske tragen vorschriftsmäßig einzuhalten. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßt die Pläne – sagt aber auch, dass sie noch nicht weit genug gingen: „Natürlich fordern wir auch für alle anderen Lehrerinnen und Lehrer, dass eine freiwillige, priorisierte Impfung kommt. Selbstverständlich verstehen wir aber, dass sich die aktuelle Priorisierung an der Öffnungsstrategie hier in Bayern orientiert“, sagt die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Und auch wenn man sich freue, dass nun Lehrer geimpft würden, müssten auch weitere Schutzmaßnahmen wie Schnelltests für alle folgen. „Wir spüren doch jetzt schon, dass die Kolleginnen und Kollegen, die Eltern und die Kinder Angst haben, Angst vor den neuen Mutationen.“

    Wenn nun Lehrer vorgezogen werden, hat das dann Auswirkungen auf die nachfolgende Gruppe?

    Wie viel später Gruppe drei unter anderem mit den 60- bis 70-Jährigen bei einem Vorziehen der Lehrer drankommt, sei Spekulation und könne nicht vorhergesagt werden, sagt ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz befürchtet, dass Hochbetagte und Schwerkranke bei der Impfung ins Hintertreffen geraten könnten, wenn die Gruppe zwei erweitert wird. Auch die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht die priorisierte Impfung von Lehrkräften und Erziehern kritisch. Das Verändern der Impf-Priorisierung bedeute, dass man das ursprüngliche Prinzip dahinter aufgebe. Der Impfplan sei „sehr gut überlegt“ gewesen. Zudem habe die ständige Impfkomission klar gesagt, dass Lehrkräfte und Erzieher nicht den gleichen Risiken ausgesetzt seien wie Menschen, die von Beginn an in der zweiten Gruppe der Impf-Reihenfolge waren, „da reden wir ja tatsächlich von Patientinnen und Patienten, die aktiv in der Chemotherapie sind“, sagte Buyx dem Deutschlandfunk. Zudem sei die Verteilung der Vakzine angesichts der knappen Impfmengen derzeit sowieso schon ein Problem. Zwar gebe es keinen „harschen Verteilungskonflikt“, und in der nächsten Zeit rechne man mit viel mehr Impfdosen. Aber klar sei derzeit auch: „Wenn Sie einer Gruppe bevorzugt etwas geben, dann fehlt es eben tatsächlich irgendwo anders“, erklärt Buyx.

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