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Corona-Pandemie: Luftwaffe bringt bayerische Corona-Patienten in andere Bundesländer

Corona-Pandemie

Luftwaffe bringt bayerische Corona-Patienten in andere Bundesländer

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    „Eine fliegende Intensivstation“: Im Airbus A310 MedEvac der Luftwaffe gibt es sechs Behandlungsplätze für Intensivpatientinnen und -patienten.
    „Eine fliegende Intensivstation“: Im Airbus A310 MedEvac der Luftwaffe gibt es sechs Behandlungsplätze für Intensivpatientinnen und -patienten. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Eigentlich ist das Flugzeug, das am Freitag gegen 13.50 Uhr auf dem Allgäu Airport in Memmingerberg landet, dafür gedacht, verletzte Soldatinnen und Soldaten aus dem Einsatz zurückzuholen. Diesmal ist der Airbus A310 MedEvac der Luftwaffe aber im Rahmen der Amtshilfe im Einsatz: Im Auftrag des Bundesinnenministeriums werden mehrere Corona-Patienten aus Bayern ausgeflogen. Wegen der überaus angespannten Situation auf den bayerischen Intensivstationen werden die Erkrankten künftig in Nordrhein-Westfalen behandelt.

    Kurz nachdem das Flugzeug der Luftwaffe gelandet ist, stehen schon die ersten Krankenwagen mit Intensivpatienten auf dem Rollfeld. Mit Blaulicht fährt einer nach dem anderen Richtung Flugzeug. Immer nur ein Patient wird liegend in ein Liftfahrzeug gerollt und zur Ladeluke des Flugzeuges gehoben, wo er von Intensivmedizinern und -pflegekräften in Empfang genommen und ins Innere des Fliegers gebracht wird.

    Dann ist der nächste Patient an der Reihe. Etliche Fotografen, Fernsehteams und Reporter stehen etwa 200 Meter entfernt hinter einem Zaun und halten das Geschehen auf dem Rollfeld fest. Einige Fernsehteams senden live und erklären, was im Hintergrund zu sehen ist. Hier wird deutlich, dass dieser erste Corona-Verlegungsflug von bundesweitem Interesse ist.

    Insgesamt sollen 50 bayerische Patienten in andere Bundesländer verlegt werden

    „Wir haben sechs Intensivstationen an Bord“, sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Die Besatzung bestehe aus etwa 25 Personen, 20 davon seien medizinische Fachkräfte, die die Patienten während des Fluges betreuen. Die Bundeswehrkräfte haben Erfahrung mit solchen Einsätzen, beispielsweise wurden mit dem Airbus zu Beginn der Pandemie Corona-Infizierte aus dem italienischen Bergamo nach Deutschland gebracht. „Jetzt ist es das erste Mal, dass wir auch innerhalb Deutschlands fliegen“, sagte der Sprecher. „Wir sind froh, dass wir helfen können. Wenn wir auch nur ein Leben retten können, hat es sich schon gelohnt.“ Er rechnet damit, dass in den kommenden Tagen weitere Flüge stattfinden werden. Unklar ist, ob diese auch im Allgäu starten.

    Insgesamt sollen 50 bayerische Patienten in andere Bundesländer verlegt werden, rund 30 davon bis Sonntag. Bereits in der Nacht zum Freitag waren zwei Patienten per Intensivtransporter nach Fulda in Hessen gebracht worden.

    In Bayern werden derzeit 1037 Covid-Schwerkranke auf den Intensivstationen behandelt; das ist mehr als ein Drittel aller Intensivpatienten im Freistaat. In rund der Hälfte aller bayerischen Landkreise und größeren Städte sind die Intensivbetten knapp. Deswegen gibt es wachsende Probleme bei der Aufnahme und Versorgung von Notfallpatienten, die zum Teil über sehr weite Strecken transportiert werden müssen. Die Luftwaffe hält zwei Flugzeuge für den Hilfseinsatz bereit. Dazu gehört der Airbus A310 MedEvac sowie eine umgerüstete Spezialmaschine, das Überwachungsflugzeug A319OH. In dieses wurden zwei Plätze zur Intensivbehandlung eingebaut.

    Markus Söder rief den Bund am Freitag zu schnellem Handeln auf

    Die Intensivpatienten, die am Freitag und am Wochenende in andere Bundesländer gebracht werden sollen, stammen aus Schwaben, Oberbayern und Niederbayern. Die sechs Patienten des ersten Flugs sollen in Westfalen weiter behandelt werden – drei in Münster, drei im Umland der Stadt.

    Eine maßgebliche Ursache der Krankenhauskrise in Bayern, Sachsen und Thüringen ist nach Einschätzung der meisten Mediziner und Wissenschaftler die niedrige Impfquote in den drei Bundesländern. Bund und Länder hatten am Dienstag das „Kleeblatt-Konzept“ zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten „aktiviert“. Das soll verhindern, dass dringend behandlungsbedürftige Patienten wegen Überlastung der Intensivmedizin in einem Bundesland nur noch unzureichend oder gar nicht mehr versorgt werden können.

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rief den Bund am Freitag zu schnellem Handeln auf. „Corona ist die Bürde unserer Zeit. Es ist die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte er in Neuburg am Inn im Landkreis Passau, einem Corona-Hotspot mit einer Inzidenz über 1000. In Rosenheim hatte der CSU-Chef zuvor eine „einheitliche Bundesnotbremse“ gefordert, eine Vorverlegung der Ministerpräsidentenkonferenz und eine schnelle allgemeine Impfpflicht – am besten schon am 1. Januar. Es gehe nicht um ein bayerisches, sondern um ein nationales Phänomen. „Deutschland ist mittlerweile das Corona-Sorgenkind in Europa“, sagte Söder. (mit dpa)

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