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Foto: Matthias Bein, dpa
Foto: Matthias Bein, dpa

Bayern hat sich entschieden, AstraZeneca für alle Altersgruppen freizugeben.

Corona-Pandemie
22.04.2021

Impfung mit AstraZeneca für alle in Bayern: Das müssen Sie jetzt wissen

Von Markus Bär

Niedergelassene Ärzte können in Bayern den Impfstoff von AstraZeneca ohne Priorisierung verabreichen. Dennoch müssen Impfwillige weiter Geduld haben.

Nachdem Sachsen den Corona-Impfstoff von AstraZeneca am Mittwoch für alle Altersgruppen freigegeben hat, zogen kurz danach auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern nach. Sie hoben die Priorisierung für diesen Impfstoff komplett auf. Doch was bedeutet das nun für die Menschen im Freistaat? Sollen sie sich nun ausschließlich an ihren Hausarzt wenden? Gilt die Regelung auch für die Impfzentren? Zu diesem Thema beantworten wir wichtige Fragen:

Wo wird der Impfstoff von AstraZeneca ab jetzt in Bayern verimpft?

Die Freigabe bezieht sich ausschließlich auf niedergelassene Haus- und Facharztpraxen. Diese Ärzte dürfen ab jetzt auch Menschen unter 60 Jahren den Impfstoff anbieten. Der Impfstoff war ins Gespräch gekommen, weil er insbesondere bei jüngeren Frauen in seltenen Fällen Hirnvenenthrombosen ausgelöst hatte – einige Fälle endeten sogar tödlich.

Doch nach Ansicht von vielen Experten ist der Impfstoff etwa für Männer und auch für die meisten Frauen unbedenklich. Zumal bei einer bereits ausgebrochenen Covid-Erkrankung Hirnvenenthrombosen wesentlich häufiger als nach einer Impfung auftreten. Das Risiko beispielsweise einer Thrombose könne der Hausarzt, der seine Patienten kennt, gut einschätzen. Darum ist in Bayern vor dem Spritzen von AstraZeneca eine ausführliche Beratung durch den niedergelassenen Arzt Bedingung.

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Welcher Impfstoff wird in den Impfzentren verabreicht?

Laut einem Beschluss des Bundes darf in den Impfzentren AstraZeneca nicht mehr gegeben werden. Einzige Ausnahme: Hat jemand bereits AstraZeneca in einem Impfzentrum als Erstimpfung bekommen, dann kann er dort auch die Zweitimpfung erhalten. Ansonsten wurde in den Impfzentren vor allem der Impfstoff des deutschen Herstellers Biontech gespritzt. Der US-Impfstoff von Moderna spielte dort bisher zahlentechnisch kaum eine Rolle – und der US-Impfstoff von Johnson & Johnson ist derzeit in Deutschland noch nicht zu haben.

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Wie kam es zu der Änderung des Priorisierungskurses bei AstraZeneca in Bayern?

Einer der Gründe dafür ist, dass die Nachfrage nach AstraZeneca bei Sonderimpfaktionen in besonders stark betroffenen bayerischen Gebieten etwa an der tschechischen Grenze sehr groß war – trotz möglicher Vorbehalte wegen der Hirnvenenthrombosen.

Dazu teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Donnerstag unserer Redaktion mit: „Die zurückliegenden Sonderimpfaktionen in den bayerischen Impfzentren haben gezeigt: Es gibt in Bayern viele Menschen außerhalb der Priogruppen, die ein großes Interesse an der Impfung haben und dazu auch AstraZeneca nehmen wollen. Hier den Arztpraxen mehr Freiraum zu lassen hilft allen: Schnellerer Impfzugang für Impfwillige, mehr Flexibilität für die Ärzte – und kein Impfstoff, der länger als nötig in Kühlschränken liegt.“

Wird es denn in den kommenden Wochen überhaupt genügend Impfstoff von AstraZeneca geben, um die Hausärzte zu versorgen?

Nach Auskunft des bayerischen Gesundheitsministeriums wird in den kommenden Wochen immer mehr Impfstoff zur Verfügung stehen. Das sei schon jetzt absehbar. Was aber nicht heiße, dass es nun Impfstoff im Übermaß geben werde. Das Ministerium warnt darum vor einer überzogenen Erwartungshaltung für die nächsten Wochen. Doch danach könne sich die Situation in der Impfstoffversorgung erheblich verbessern. Sprich: Es werden allmählich wohl wirklich ausreichend Vakzine zu haben sein.

Kann es sein, dass die Priorisierung bald auch für die anderen Impfstoffe wegfällt?

Laut Berichten etwa der Bild soll es ab Ende Mai so viel Impfstoff in der gesamten Bundesrepublik geben, dass jeder Erwachsene ein Impfangebot haben wird – ohne dass es dazu eine Priorisierung gibt.

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Impfung mit AstraZeneca in Bayern: Wie muss ich nun als Impfwilliger vorgehen? Soll ich mich an meinen Hausarzt wenden?

Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) macht es jetzt keinen Sinn, gleich heute bei seinem Hausarzt Sturm zu läuten. „Manche Praxen müssen 100 bis 200 Anfragen pro Tag bewältigen“, sagt etwa Axel Heise, Sprecher der KVB in München. „Solche Telefonate führen nicht zu mehr Impfungen, sondern dazu, dass die Kräfte in den Praxen ihre Arbeit nicht machen können.“ Besser sei es, sich sozusagen in aller Ruhe in nächster Zeit zu melden. „Die meisten Ärzte haben eine Warteliste mit Patienten, die zuerst geimpft werden sollten.“ Das müsse man berücksichtigen.

Impfung mit AstraZeneca: Wie ist die Lage im Regierungsbezirk Schwaben?

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Insgesamt haben niedergelassene Ärzte – Stand Mittwochabend – 57.161 Impfungen in Schwaben vorgenommen. 80 Prozent davon mit Biontech, 20 Prozent mit AstraZeneca. Moderna wird nur ganz selten gegeben. Jakob Berger, Sprecher der Hausärzte in Bayerisch-Schwaben, empfiehlt Impfwilligen, sich ohne Eile telefonisch bei ihrem Hausarzt vormerken zu lassen, „aber nicht damit zu rechnen, dass man dann gleich zwei Tage später mit dem Impfen an der Reihe ist“. Zumal die Hausärzte aus lieferungstechnischen Gründen – in der nächsten Woche – nur den Impfstoff von Biontech erhalten.

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