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Corona-Pandemie: Gibt es die Corona-Impfung bald in der Apotheke?

Corona-Pandemie

Gibt es die Corona-Impfung bald in der Apotheke?

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    Bis Weihnachten sollen in Deutschland rund 30 Millionen weitere Corona-Impfungen verabreicht werden. Apothekerinnen und Zahnärzte im Freistaat sind prinzipiell bereit, zu helfen.
    Bis Weihnachten sollen in Deutschland rund 30 Millionen weitere Corona-Impfungen verabreicht werden. Apothekerinnen und Zahnärzte im Freistaat sind prinzipiell bereit, zu helfen. Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Stolze 30 Millionen zusätzliche Corona-Impfungen sollen bis Weihnachten in Deutschland verabreicht werden – auch um die dritte Impfung mit dem verstärkenden Booster-Effekt unters Volk zu bringen. Ein erheblicher logistischer Aufwand, denn viele Impfzentren sind in der Zwischenzeit geschlossen worden.

    Zwar wird auch in Arztpraxen weiterhin geimpft, doch das wird vermutlich nicht ausreichen. Darum ist bei der Ministerpräsidentenkonferenz, bei dem Bund und Länder sich über das weitergehende Vorgehen in Sachen vierter Corona-Welle berieten, auch zur Sprache gekommen, dass etwa Apotheker oder Zahnärzte in diese Impfkampagne aufgenommen werden sollen. Aber wie sehen das die Apothekerinnen und Apotheker in der Region? Und sind die bayerischen Zahnärztinnen und Zahnärzte bereit, die Aufgabe zu stemmen?

    Apotheker-Sprecher: "Wir dürfen bislang einfach nicht impfen"

    „Von heute auf morgen wird sich ein solches Vorhaben natürlich nicht umsetzen lassen“, sagt Ulrich Koczian, Sprecher der Augsburger Apotheker, gegenüber unserer Redaktion. „Es ist ja nicht so, dass man sagt, in Apotheken darf geimpft werden – und dann machen wir einmal schnell eine kleine Impfstation auf.“ Zahlreiche Aspekte seien in diesem Zusammenhang zu betrachten. Da ist einmal das Rechtliche: „Wir dürfen bislang einfach nicht impfen.“ Man müsste ein solches Vorhaben also mit einem rechtlichen Rahmen versehen. „Das heißt, dass das Infektionsschutzgesetz wohl noch geändert werden muss.“ Dazu sei ein entsprechender Beschluss des Bundestages nötig. Ein solches dann erlassenes Gesetz müsste – schon rein formal – von einem Gesundheitsminister oder einer Gesundheitsministerin unterschrieben werden, der oder die aber noch gar nicht benannt worden ist. „Gut, das sind alles Dinge, die sich zeitnah regeln lassen.“

    Doch dann kommen praktische Aspekte dazu. Eine Apothekerin lernt im Studium zwar sehr viel darüber, wie man Medikamente herstellt und wie sie wirken, aber nicht, wie man einen Patienten anfasst, geschweige denn, ihm eine Spritze in den Oberarmmuskel (genauer gesagt in den sogenannten Deltamuskel) setzt. Also werden konkrete theoretische und praktische Schulungen nötig. „Da hat man in Modellregionen schon Erfahrungen gesammelt“, sagt Koczian. Zumal die Idee ja nicht neu sei – sondern beispielsweise in Frankreich abgeschaut.

    Damit Apothekerinnen und Apotheker impfen können, sind praktische Schulungen nötig

    Zunächst muss man als Apothekerin oder Apotheker also einen theoretischen Teil absolvieren und das durch eine Hospitanz – etwa in einer Arztpraxis oder in einem Impfzentrum – ergänzen. Dann könne man in Apotheken impfen. Nach derzeitigem Stand geht Koczian nicht davon aus, dass diese Arbeit vom Apotheker an sein Fachpersonal delegiert werden könne. Anders also als etwa in Hausarztpraxen, in denen das Assistenzpersonal gewohnt sei, intramuskulär zu spritzen – etwa gegen Tetanus.

    Die Durchführungsverantwortung obliege dann dem Apotheker. „Sollte es zu einem Zwischenfall kommen, etwa eine Schocksituation, geht man vor wie in vielen anderen Arztpraxen auch: Den Patienten in eine Schocklage bringen – und gegebenenfalls den Notarzt rufen.“

    Koczian sieht auch logistische Probleme: „Man bekommt bei Biontech sechs Dosen aus einer Ampulle. Also muss ich erst einmal sechs Impfwillige beisammen haben.“ Er kann sich vorstellen, dass man also zunächst entsprechend Termine vereinbart – und vielleicht abends nach Geschäftsschluss oder samstagnachmittags impft. Zugleich muss eine Wartezone eingerichtet werden, weil ja jede oder jeder Geimpfte nach der Gabe noch etwa 20 Minuten beaufsichtigt werden muss. Trotz allem geht Koczian davon aus, dass die Apothekerinnen und Apotheker im Freistaat mitmachen werden, weil es sich ja um eine Notfallsituation handle.

    Zahnärzteschaft in Bayern steht bereit, um gegen Corona zu impfen

    Das betont auch Christian Berger, Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer: „Die Zahnärzteschaft in Bayern – das sind etwa 8000 Praxen – ist dazu bereit.“ Da bei Zahnärzten (wie auch Apothekern) ausschließlich an die Verabreichung der dritten Impfung gedacht ist, sei das unproblematisch. „Die Menschen haben ja schon ein Arztgespräch hinter sich – und zwei Impfungen. Mit schweren Komplikationen ist also nicht zu rechnen.“

    Eine Schulung zum Impfen in den Oberarm brauche ein Zahnarzt im Gegensatz zu einem Apotheker nicht: „Zahnärzte geben jeden Tag Injektionen. Zwar nicht in den Oberarm. Aber sie haben Anatomie als Fach im Studium. Und sie werden das problemlos hinkriegen.“ Ähnlich wie Koczian sieht Berger es so, dass die Impfungen eher außerhalb der üblichen Praxiszeiten verabreicht werden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zwischen zwei Zahnfüllungen stattfinden wird.“ Womöglich könne darüber nachgedacht werden, in dieser Ausnahmesituation den traditionell freien Mittwochnachmittag auch fürs Impfen zu nutzen.

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