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Corona-Pandemie: Die Zahl der Corona-Tests geht stark zurück

Corona-Pandemie

Die Zahl der Corona-Tests geht stark zurück

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    Noch vor ein paar Wochen wurden deutlich mehr Corona-Tests durchgeführt als heute.
    Noch vor ein paar Wochen wurden deutlich mehr Corona-Tests durchgeführt als heute. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Es ist noch nicht lange her, dass die weißen Wattestäbchen ganz heiße Ware waren. Man musste an der Kasse im Laden extra danach fragen, im Regal lagen sie schließlich nicht. Rationiert waren sie auch, pro Person gab es mancherorts nur zwei Stück – sofern sie nicht ohnehin ausverkauft waren. Dazu ein beachtlicher Preis: Fünf Euro pro Corona-Selbsttest waren durchaus üblich. Inzwischen aber haben sich die Zeiten geändert.

    Mittlerweile sind die Tests für schlappe 80 Cent zu haben, die Nachfrage ist merklich zurückgegangen. Das gilt freilich nicht nur für die Selbsttests, die man sich zuhause in die Nase schieben, dann in eine Lösung tauchen und nach einer Viertelstunde das Ergebnis ablesen kann. Auch in den bayerischen Testzentren ist immer weniger los, auch viele Apotheken wollen ihr Angebot aufgrund der gesunkenen Nachfrage einschränken. Kaum verwunderlich: Schließlich ist wegen der derzeit niedrigen Inzidenzen kaum mehr irgendwo ein negativer Test-Nachweis nötig.

    In Hirblingen wurde der Testbetrieb am Wochenende eingestellt

    Wie sehr sich die Situation geändert hat, zeigen die Zahlen: Deutschlandweit wurden etwa in der Woche von 19. bis 25. April mehr als 1,4 Millionen PCR–Tests durchgeführt. In der Woche vom 7. bis 13. Juni waren es nur noch rund 820.000 wie aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervorgeht, die auf der Abfrage von Labordaten basieren. Auch in Bayern sind die Zahlen rückläufig. Das Sieben-Tages-Mittel der durchgeführten PCR-Tests pro Tag lag im Juni bisher bei rund 38.600, wie das bayerische Gesundheitsministerium auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Zum Vergleich: Von Mitte November bis Mitte Dezember wurden im Freistaat pro Tag durchschnittlich rund 47.600 PCR–Tests gemacht, von Mitte Februar bis Mitte März waren es sogar 52.500 Tests und im Mai rund 50.100 Tests. „Den Kreisverwaltungsbehörden wurde empfohlen, die Testkapazitäten bedarfsgerecht zu reduzieren und lageangepasst wieder zu erhöhen, wenn dies erforderlich werden sollte“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums.

    Dass sich immer weniger Menschen testen lassen wollen, merkt man derzeit auch im Testzentrum in Hirblingen im Landkreis Augsburg, das den Betrieb an Wochenenden eingestellt hat. „Mit Blick auf die kontinuierlich sinkende Nachfrage während der Wochenenden ist es ein sinnvoller Schritt, den Betrieb auf die übrigen Wochentage zu beschränken“, erklärt Landrat Martin Sailer die Entscheidung.

    Trotz niedriger Zahlen soll das Testzentrum Erkheim nicht geschlossen werden

    Das Testzentrum war Anfang September 2020 in Betrieb gegangen. „Während der Pandemiephasen mit stark ansteigenden Fallzahlen, insbesondere bevor die Testinfrastruktur im Landkreis dezentraler wurde, haben wir die höchste Nachfrage verzeichnet – täglich rund 400 Tests und teils auch darüber“, sagt Jens Reitlinger, der Sprecher des Landratsamtes. Freitags und montags sei die Nachfrage grundsätzlich am höchsten gewesen. „Auch vor Feiertagen oder Ferien wurde mehr getestet“, sagt Reitlinger. Kurz vor Weihnachten etwa, am 21. Dezember, wurden im Hirblinger Testzentrum 490 PCR-Tests gemacht, tags darauf 451 und am Tag vor Heilig Abend 419 Tests. Einen weiteren Peak gab es zwischen Ende März und Anfang April, als ebenfalls täglich etwa 400 Tests durchgeführt wurden. Von solchen Zahlen ist man mittlerweile weit entfernt: „Aktuell liegen wir durchschnittlich bei 100 bis 200 PCR-Tests täglich“, sagt Reitlinger. Zusätzlich würde etwa dieselbe Anzahl an Antigen-Schnelltests nachgefragt.

    Ähnlich sieht die Lage im Testzentrum in Erkheim aus, einem der ersten Testzentren im Landkreis Unterallgäu. Die Zahl der Testungen ist deutlich zurückgegangen, so dass sich eigentlich die Frage aufdrängt, ob das Zentrum nicht geschlossen werden könnte. Aber: „Wir haben längerfristige Verträge mit den Johannitern, die das Zentrum in unserem Auftrag betreiben“, sagt der zuständige Mitarbeiter im Landratsamt. „In dem Zentrum finden von montags bis freitags vor allem PCR-Tests statt. Und unser Gesundheitsamt hält es ausdrücklich für sinnvoll, dass PCR-Testmöglichkeiten vorgehalten werden.“ Darum gebe es keinerlei Ideen im Landratsamt, das Testzentrum zu schließen. Im Landkreis gebe es natürlich zahlreiche kommerzielle Anbieter von Schnelltests. Es sei zu erwarten, dass diese kurz über lang schlössen.

    Im Herbst könnte man die Testzentren wieder verstärkt brauchen

    Können nicht die niedergelassenen Ärzte – vor allem wohl die Hausärzte – diese bestehende Infrastruktur ersetzen? „Freilich testen die Niedergelassenen auch selbst“, sagt Dr. Axel Heise, stellvertretender Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern (KVB). Doch zu dem Thema gebe es innerhalb der KVB derzeit kein einheitliches Bild, wie Heise betont. Die Testzentren könnte man ja schon bald wieder verstärkt brauchen – etwa ab dem Herbst, wenn die Coronazahlen womöglich wieder steigen. Auch angesichts der Delta-Variante, die ja schon jetzt in Großbritannien für wieder höhere Inzidenzen sorge.

    Unterschiede zwischen PCR- und Schnelltest

    PCR-Test: Etwa 48 Stunden dauert es, bis das Ergebnis eines PCR-Tests vorliegt. PCR steht für Polymerase-Kettenreaktion. Genauso wie beim Schnelltest ist eine Probe aus dem Rachenraum nötig. Allerdings wird diese durch den Mund genommen. Anschließend wird die Probe in ein Labor geschickt und ausgewertet.

    Schnelltest: Bei einem Schnelltest wird zuerst durch die Nase eine Probe aus dem Rachenraum genommen. Noch vor Ort wird diese mit einer Flüssigkeit auf einen Teststreifen gegeben. In dem Streifen ist ein Stoff enthalten, der auf die Eiweiß-Struktur des Corona-Virus reagiert. Ist das Virus in der Probe vorhanden, verfärbt sich der Streifen. Das Ergebnis liegt bei diesem Test nach etwa 20 Minuten vor.

    Auch wenn schon wieder von steigenden Zahlen die Rede ist – derzeit sinken sie. Liegt das auch daran, dass weniger getestet wird? „Weniger Tests bedeuten natürlich auch weniger erkannte Fälle“, räumt die Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums ein. Dennoch seien für die niedrigen Inzidenzen nicht die verringerten Tests verantwortlich. Sondern „die umfangreichen Maßnahmen, die die Staatsregierung zur Eindämmung der Pandemie getroffen hat, das verantwortungsvolle Handeln der bayerischen Bevölkerung sowie die Witterungsverhältnisse.“

    Bislang wurden in Bayern 24 Millionen PCR-Tests gemacht

    Im Freistaat hat sich die Zahl der Testzentren in den vergangenen Monaten rasant entwickelt. Bayernweit wurden bislang über 24 Millionen PCR-Tests durchgeführt. Allein in den Apotheken wurden über 3,5 Millionen Schnelltests vorgenommen. Die Kreisverwaltungsbehörden bieten in 109 lokalen Testzentren PCR-Testungen an, in 61 davon zusätzlich Antigen-Schnelltests. Daneben bestehen dem bayerischen Gesundheitsministerium zufolge rund 600 Schnelltestzentren. „Über 1200 Apotheken und rund 800 flächendeckend vorhandene sonstige Leistungserbringer stehen der bayerischen Bevölkerung für die sogenannten Bürgertestungen ebenfalls zur Verfügung“, erklärt die Ministeriumssprecherin. Die Zahl der lokalen Testzentren und Schnelltestzentren der Kommunen, die von den Kreisverwaltungsbehörden direkt beauftragt wurden, sei seit Winter 2020 stabil.

    Sowohl die kommunalen Testzentren als auch die privaten Teststellen rechnen übrigens immer pro Test ab. „Eine Vergütung allein für die Öffnung einer Teststelle wird in keinem Fall gezahlt“, erklärt die Ministeriumssprecherin. Die Vergütung für Bürgertestungen beträgt zwölf Euro für die Durchführung und maximal sechs Euro für die Beschaffungskosten der Antigentests. Allerdings wird das Bundesgesundheitsministerium in Kürze die Test-Verordnung anpassen, im Zuge dessen werde die Vergütung für die Testungen gesenkt.

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