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Corona-Pandemie: Corona-Mutationen in Tirol: Droht uns ein zweites Ischgl?

Corona-Pandemie

Corona-Mutationen in Tirol: Droht uns ein zweites Ischgl?

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    Das Coronavirus ändert ständig sein Gesicht. Im Fokus stehen derzeit vor allem die als ansteckender geltenden Varianten aus Großbritannien und Südafrika. Letzte ist zuletzt öfter in Tirol aufgetaucht.
    Das Coronavirus ändert ständig sein Gesicht. Im Fokus stehen derzeit vor allem die als ansteckender geltenden Varianten aus Großbritannien und Südafrika. Letzte ist zuletzt öfter in Tirol aufgetaucht. Foto: Jakub Mrocek, dpa

    Nun fallen also diese beiden Worte, die eigentlich niemand hören will: Zweites Ischgl. Ausgesprochen hat sie Dorothee von Laer, Virologin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Sie warnt davor, dass sich die Ereignisse des vergangenen Winters, als Ischgl das Epizentrum der Pandemie in Europa wurde, wiederholen könnten. Der Grund für ihre drastische Wortwahl: Die Anzeichen mehren sich, dass Teile Tirols mittlerweile ein Hotspot für die Ausbreitung der südafrikanischen Corona-Variante sind. Angesichts dessen wächst bei vielen Menschen in Bayern das Unbehagen. Schließlich grenzt der Freistaat unmittelbar an Tirol, es gibt viele Pendler und die Region zwischen Innsbruck und der deutschen Grenze bei Kufstein – gerade einmal eine Autostunde von München entfernt – soll von der Verbreitung der südafrikanischen Virusmutation besonders betroffen sein.

    Die Bewältigung der Pandemie mache nicht vor Landesgrenzen halt, macht ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums gegenüber unserer Redaktion deutlich. Man wisse, dass Österreichs Regierung die Situation in Tirol als ernst bezeichne und genau beobachte, ob eine Gefahr der Ausbreitung der südafrikanischen Virusvariante bestehe. Ein Anpassungsbedarf der bayerischen Einreise-Regelungen bestehe aktuell aber nicht, "ist jedoch maßgeblich von den Entwicklungen des Infektionsgeschehens abhängig", sagt der Ministeriumssprecher. Es liege in Bayern bisher nur ein bestätigter Fall der zuerst in Südafrika nachgewiesenen Virusvariante B.1.351. vor. "Ein Zusammenhang mit Tirol als Infektionsort ist hier nicht bekannt."

    In Österreich denkt man über eine Abschottung Tirols nach

    Während in Bayern die südafrikanische Virus-Variante noch so gut wie nicht nachgewiesen wurde, denkt man im Österreich bereits über drastische Schritte nach. Virologin von Laer machte in einem Interview mit der Zeitung Der Standard deutlich, dass nun schnell gehandelt werden müsse. Denn noch könne man die Ausbreitung dieser Variante vielleicht verlangsamen und zumindest Zeit gewinnen, argumentiert die Wissenschaftlerin. Das Land müsse für einen Monat isoliert werden, auch die für den 8. Februar geplante Öffnung der Geschäfte müsse ihrer Ansicht nach zumindest um eine Woche verschoben werden. Aus Regierungskreisen heißt es, es sei nicht auszuschließen, dass es zu einer Abriegelung einzelner Gebiete kommen könne. Denkbar sei auch, das gesamte Bundesland Tirol unter Quarantäne zu stellen. Eine Entscheidung soll am Sonntag fallen.

    Die Skigebiete rund um Ischgl sind bei Wintersportlern beliebt _ im vergangenen Winter wurde der Ort zum Corona-Hotspot.
    Die Skigebiete rund um Ischgl sind bei Wintersportlern beliebt _ im vergangenen Winter wurde der Ort zum Corona-Hotspot. Foto: Felix Hörhager, dpa

    In Tirol wird derweil die Kontaktnachverfolgung weiter ausgebaut, Testkapazitäten werden nach oben gefahren. "Seit den ersten Auffälligkeiten bei positiven Corona-Testungen in Jochberg zu Jahresbeginn testen und tracen wir intensiv und suchen aktiv nach Mutationen, um deren Verbreitung bestmöglich zu unterbinden. Die aktuelle Situation ist ernst und fordert unsere volle Aufmerksamkeit", sagt Landeshauptmann Günther Platter. Er verwies aber auch darauf, dass laut Analysedaten keine exponentielle Ausbreitung der Mutationen zu erkennen sei und die Zahlen konstant blieben. Bis zum Mittwoch seien bei 21 Proben die britische Virusmutation sowie bei 75 Proben die südafrikanische Mutation festgestellt worden.

    Die Inzidenzwerte in den Grenzregionen sind hoch

    Letztere bereitet derzeit vielen Experten Kopfzerbrechen. Denn die südafrikanische Variante des Coronavirus hat eine veränderte räumliche Konfiguration. Die Folge: Neutralisierende Antikörper können nicht mehr so gut andocken, um das Virus unschädlich zu machen. "Das heißt, dass auch die Impfstoffe eventuell nicht mehr so gut funktionieren. Und auch Menschen, die bereits erkrankt waren, könnten sich leichter mit dieser neuen Variante infizieren", sagt Professor Dr. Clemens Wendtner, Infektiologe und Chefarzt an der München Klinik Schwabing. Hinzu kommt: Auch die monoklonalen Antikörper, auf denen derzeit große Therapie-Hoffnungen ruhen, könnten gegen die südafrikanische Variante schlechter wirken. Dem Robert-Koch-Insitut (RKI) zufolge geht die südafrikanische Variante zudem mit einer höheren Übertragbarkeit einher.

    Nicht erst jetzt, da sich im Nachbarland die Mutationen ausbreiten, richtet sich der Blick aus Bayern Richtung Grenze. Ministerpräsident Markus Söder hatte die hohen Fallzahlen der vergangenen Monate immer wieder auch damit begründet, dass der Freistaat im Vergleich zu anderen deutschen Bundesländern eine sehr lange Außengrenze habe – und tatsächlich fielen vor allem die bayerischen Grenzgebiete immer wieder durch viele Coronafälle auf. Und das ist auch jetzt noch so: "Das Infektionsgeschehen in Bayern befindet sich, vor allem auch in grenznahen Regionen im Osten Bayerns, weiterhin auf hohem Niveau", sagt der Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber unserer Redaktion. Drei bayerische Kommunen aus der Grenzregion zu Tschechien lagen am Freitag mit den deutschlandweit höchsten Inzidenzwerten an der Spitze der täglich vom RKI aktualisierten Tabelle. An erster Stelle der Landkreis Tirschenreuth (363,7), gefolgt vom Landkreis Hof (337,5) und der Stadt Hof (327,3).

    Bayern macht verstärkt Jagd auf die Corona-Mutationen

    Zu den ohnehin hohen Infektionszahlen in einigen Regionen des Freistaats kommt nun die Sorge vor den Mutationen. Die britische Variante ist im Freistaat bereits mehrfach aufgetreten. Sie soll – wie die südafrikanische Variante – deutlich ansteckender sein als das ursprüngliche Virus. "Damit wäre die Gefahr eines erneuten erheblichen oder sogar exponentiellen Anstiegs der Zahl der Neuinfektionen in Bayern verbunden, bei denen zuletzt ein leichter Rückgang verzeichnet werden konnte", warnt der Ministeriumssprecher.

    Nun soll verstärkt Jagd auf die Virus-Varianten gemacht werden. "Das bayerische Gesundheitsministerium wird alle Gesundheitsämter und lokalen Testzentren anweisen, positive PCR-Proben ab sofort mittels vPCR (variantenspezifische PCR, Anm. d. Redaktion) auf besorgniserregende Virusvarianten untersuchen zu lassen", teilte das Gesundheitsministerium mit. "Proben, die in dieser Untersuchung Auffälligkeiten zeigen, werden anschließend einer Gesamtgenomsequenzierung unterzogen, um die genauen Mutationen zu erfassen und die vorliegende Virusvariante sicher zu bestimmen."

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