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Corona-Künstler: #allesdichtmachen: Künstler kritisieren die Corona-Politik und ernten Kritik

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#allesdichtmachen: Künstler kritisieren die Corona-Politik und ernten Kritik

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    Die Kombo aus einzelnen Video-Standbildern der Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube zeigt Schauspieler, die sich an der Internetaktion beteiligen.
    Die Kombo aus einzelnen Video-Standbildern der Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube zeigt Schauspieler, die sich an der Internetaktion beteiligen. Foto: -/Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube, dpa

    Soll das nun ernst gemeint sein? Ironisch oder satirisch? Und wenn ja: Ist das angesichts der Folgen der Corona-Pandemie angebracht? Das haben sich viele Nutzer sozialer Netzwerke gefragt, als am Donnerstag unter dem Stichwort #allesdichtmachen eine Aktion startete, an der mehr als 50 prominente Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligt sind. Sie kritisieren in kurzen Videoclips Corona-Maßnahmen, machen sich teils über sie lustig. Ganz klar wird das Zuschauern auf den ersten Blick nicht. Und so fielen erste Reaktionen durchaus gemischt aus. Zustimmung gab es, weil bekannt ist, wie schlecht es gerade der Film- und Fernsehbranche geht: Seit mehr als einem Jahr bleiben Aufträge aus; Kulturschaffende beklagen, von der Politik vergessen worden zu sein und nicht als „systemrelevant“ anerkannt zu werden.

    Nach #allesdichtmachen-Video gegen die Corona-Politik: Liefers rudert zurück

    Ulrich Tukur etwa fordert in einem Beitrag für diese Aktion – ironisch? ernsthaft? polemisch überspitzt? verärgert? – die Schließung jeder menschlichen Wirkungsstätte. In einem Interview mit unserer Redaktion hatte er vor kurzem gesagt, dass „der Tod nicht wegzuadministrieren ist“. Auf Facebook jedenfalls lobte eine Nutzerin Tukurs Beitrag mit den Worten: „Eine tolle Aktion!“ Sie zeige, dass man derzeit immer in eine Schublade gesteckt werde, nur weil man nicht mit allem einverstanden sei oder Dinge hinterfrage. Andere üben scharfe Kritik an der Aktion, darunter Schauspielerkollegen.

    In den jeweils etwa einminütigen Videos von #allesdichtmachen sieht man die TV-Stars meist in einem Raum, Schauspielerin Nadja Uhl sitzt auf einem Sofa. „Tatort“-Ermittler Richy Müller hat als Hintergrund das schwarz-weiß-Foto einer Großstadt gewählt. Er hält jeweils eine Mülltüte in jeder Hand, aus einer atmet er Luft ein, in die andere atmet er sie aus. Ihm zufolge aus Sorge um das Corona-Virus. Dadurch, dass er die Raumluft nicht aufnehme, schütze er sich und andere. „Es gibt so viele Egoisten“, erklärt er – und gibt ebenjenen die Schuld daran, dass „alles so schlimm ist.“ Sein Beitrag endet mit dem Satz: Wenn jeder die „Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr. Ich gehe jetzt mal Luft holen.“ Eine Kritik an der Maskenpflicht? Wahrscheinlich.

    Jan Josef Liefers erklärt in seinem Video mit viel Ironie, man sollte «allem zustimmen» und «tun, was man uns sagt», um gut durch die Pandemie zu kommen.
    Jan Josef Liefers erklärt in seinem Video mit viel Ironie, man sollte «allem zustimmen» und «tun, was man uns sagt», um gut durch die Pandemie zu kommen. Foto: Oliver Berg, dpa

    Schauspieler Jan Josef Liefers wiederum bedankt sich in seinem Video mit ironischem Unterton „bei allen Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben“. Und dass sie dafür sorgten, „dass kein unnötiger kritischer Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen und immer angemessenen Maßnahmen unserer Regierung“. Einige Zeitungen hätten aber damit begonnen, alte überwunden geglaubte Vorstellungen von kritischem Journalismus wieder aufleben zu lassen – „dagegen müssen wir uns wehren“, wir sollten „einfach nur allem zustimmen und tun, was man uns sagt“. Sein Monolog endet mit den Worten: „Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht.“

    Nach #allesdichtmachen-Video gegen die Corona-Politik: Michael Blume hält Liefers' Äußerung für halbherzig

    Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung, sieht in der Aktion „den Versuch einer Satire“. „Die Aktion ist missglückt, und am Ende bleibt der bittere Geschmack des Hohns“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Satire dürfe Menschen emotional anfassen, kluge Satire bringe sie zum Lachen. Er habe Beiträge der Aktion allerdings als „übergriffig und überhaupt nicht lustig“ empfunden. Die Aktion zeige ihm, so Blume, dass auch intelligente Leute in Verschwörungsmythen abstürzen könnten. Ein Vorwurf, den er auch Liefers macht. An dessen Beitrag kritisiert Blume etwa, dass darin Medien pauschal abgesprochen werde, sachgemäß zu berichten – etwas, dass ihn an die „Querdenken“-Bewegung oder an Rechtspopulisten erinnere, denen hier in die Hände gespielt werde. Tatsächlich stieß die Aktion in diesen Kreisen auf Begeisterung.

    Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, wirft der umstrittenen «Querdenken»-Bewegung offen Demokratiefeindlichkeit vor.
    Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, wirft der umstrittenen «Querdenken»-Bewegung offen Demokratiefeindlichkeit vor. Foto: Bernd Weissbrod, dpa

    Noch am Donnerstagabend hatte sich Liefers ausdrücklich von „Querdenkern“ und auch Reichsbürgern distanziert. Michael Blume sagte dazu: „Eine ehrliche Entschuldigung hielte ich für glaubwürdiger als halbherzige Distanzierungen.“ Liefers Kollegin Nora Tschirner kommentierte dessen Beitrag fassungslos wie folgt: „Echt ja, Leude? (...) Unfuckingfassbar.“

    Auch Elyas M’Barek sparte nicht mit Kritik. Er bezog sich auf Schauspielkollege Volker Bruch hatte in seinem knapp einminütigen Monolog insgesamt 13 Mal das Wort Angst benutzt und der Regierung im Subtext vorgeworfen, diese nur zu schüren „Mein Appell: Macht uns mehr Angst“. M’Barek schrieb daraufhin, dass „das doch Blödsinn“ sei. „Was unterstellst du da unserer Regierung?“ Ex-Tatort-Schauspieler Christian Ulmen ging noch einen Schritt weiter und twitterte „Heute bisschen für Kollegen schämen.“

    Nach #allesdichtmachen-Video gegen die Corona-Politik: Spahn will Dialog

    Im Laufe des Freitags sahen sich immer mehr Mitwirkende dazu genötigt, ihr Anliegen klarzustellen. Schauspielerin Heike Makatsch distanzierte sich ebenso wie ihre Kollegin Meret Becker und Ken Duken von rechtem Gedankengut und würde es zutiefst bereuen, rechten Demagogen in die Hände zu spielen. Auch habe sie niemals das Leid der Corona-Erkrankten und ihrer Angehörigen nicht schmälern wollen.

    Jens Spahn (CDU) dagegen bot den Initiatoren und Initiatorinnen den Dialog an. „Dass es Kritik und Fragen gibt an den Maßnahmen und den Hintergründen, finde ich in einer freiheitlichen Demokratie wünschenswert.“ Der Gesundheitsminister äußerte zudem Verständnis dafür, dass Künstler auf Härten der Krise aufmerksam machten.

    Anders ist das bei Jakob Zapf. Dem Friedberger Regisseur erschwert Corona zwar ebenfalls seine Arbeit, dennoch hält er das Video für eine Botschaft von oben herab. "Wenn man erfolgreich als Schauspieler arbeitet, ist das keine Garantie für ein besseres Weltverständnis", sagt Zapf. Dennoch bedeute das nicht, dass er alle Corona-Maßnahmen der Politik gut finde.

    Lesen Sie dazu auch Lea Thies' Kommentar #allesdichtmachen: Eine brandgefährliche Aktion bekannter Schauspieler

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