Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Corona-Krise: Wie gefährlich ist der Zahnarztbesuch in Corona-Zeiten?

Corona-Krise

Wie gefährlich ist der Zahnarztbesuch in Corona-Zeiten?

    • |
    Der Mund ist die meiste Zeit geöffnet – und der Abstand zwischen Arzt und Patient kann auch nicht eingehalten werden. Viele Menschen sorgen sich vor einer Ansteckung in der Zahnarztpraxis.
    Der Mund ist die meiste Zeit geöffnet – und der Abstand zwischen Arzt und Patient kann auch nicht eingehalten werden. Viele Menschen sorgen sich vor einer Ansteckung in der Zahnarztpraxis. Foto: Scholz, dpa (Symbol)

    Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen in Freistaat fragen sich derzeit viele Menschen, wie sicher sie auf dem Zahnarztstuhl sind. Eine Behandlung beim Zahnarzt wirkt schließlich auf den ersten Blick wie eine Situation, in der der Patient besonders gefährdet sein könnte, sich zu infizieren. Doch stimmt das? Unser Frage-Antwort-Stück klärt auf.

    Wie hoch ist die Ansteckungsrate für Corona bei einer Zahnarztbehandlung?

    Nach Auskunft der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) liegt die Ansteckungsrate in Zahnarztpraxen gemäß einer amerikanischen Studie unter einem Prozent – und damit deutlich unter denen in anderen Medizinberufen. Christian Berger, Präsident der BLZK, geht für Bayern sogar noch einen Schritt weiter: "Bis heute ist uns kein einziger Fall bekannt, dass man sich als Patient nachweislich in einer bayerischen Zahnarztpraxis angesteckt hat." Selbst in den Covid-Schwerpunkten Norditalien und China seien überdies kaum Infektionen bei zahnmedizinischem Personal festgestellt worden. Das heißt laut BLZK: Auch als Covid-19 noch gar nicht entdeckt war, hat offensichtlich die üblicherweise vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung des Personals Ansteckungen in den Praxen verhindert.

    Welche Corona-Hygienemaßnahmen gelten in den bayerischen Zahnarztpraxen?

    Es beginnt schon bei der Terminvergabe am Telefon: Patienten, die sich nicht gesund fühlen, sollen den Zahnarzttermin verschieben. In der Praxis wird auf eine sorgfältige Hygiene geachtet, dazu kommen intensive Desinfektionsmaßnahmen, nicht nur der Hände des Personals, sondern auch der Arbeitsflächen, der Instrumente und die Lüftung der Zimmer. Die Angestellten tragen Berufskleidung, medizinischen Mundschutz und die obligatorischen Einmal-Handschuhe. Patienten sind angehalten – außer während der Behandlung – Masken zu tragen und Abstand zu wahren, auch im Wartezimmer.

    Welche Bedeutung hat das Gurgeln von Desinfektionslösungen in den Praxen? Eine Zeit lang hatte ja das Gerücht die Runde gemacht, dass diese Lösung eine Infektion mit Corona verhindern oder gar heilen könne.

    In vielen Praxen ist es inzwischen Usus, Patienten etwa eine Minute lang mit einer solchen Desinfektionslösung gurgeln zu lassen. "Das kann in der Tat das Bakterienaufkommen im Mundraum reduzieren – und wohl auch die Zahl der Viren", sagt Christian Berger, der in Kempten eine Praxis betreibt. Das Gurgeln reduziert die Keime aber nur für den Moment. "Ist ein Patient an Covid-19 erkrankt, würde er binnen kurzer Zeit wieder Viren über die Atmung aus dem Rachen und der Nase in den Mundraum befördern." Eine nachhaltige Bekämpfung der Coronaviren mittels einer solchen Mundspüllösung ist somit laut Berger nicht möglich.

    Viele Menschen lassen inzwischen professionelle Zahnreinigungen vornehmen, bei der Zahnstein und Verunreinigungen zwischen den Zähnen beseitigt werden. Das Prozedere dauert oft eine Stunde lang. Besteht dabei nicht die Gefahr, dass Coronaviren übertragen werden können?

    Zu Beginn der Pandemie wurde die Zahnreinigung tatsächlich mehrere Wochen lang so gut wie nie durchgeführt. "Doch heute weiß man, dass die unterlassene Zahnreinigung Karies fördert und dass dank aller Schutzmaßnahmen so gut wie keine Gefahr der Übertragung besteht", erklärt Berger. Darum werde die professionelle Zahnreinigung auch wieder überall angeboten.

    Gibt es denn überhaupt Zahnbehandlungen, die aus Sicherheitsgründen derzeit nicht vorgenommen werden können?

    "Inzwischen werden wieder alle Formen zahnärztlicher Behandlung angeboten", sagt Berger. Wenn sich allerdings jemand krank fühle – etwa im Sinne von Grippe- oder Covid-Symptomen – so werde der Patient gebeten, die Behandlung, sofern möglich, zu verschieben.

    Was ist, wenn ich Covid-Symptome habe und zugleich starke Zahnschmerzen?

    Dafür gibt es in Bayern 16 Schwerpunktpraxen und vier Universitätszahnkliniken, die in diesem Fall Behandlungen trotz einer ausgebrochenen Corona-Infektion vornehmen können. "Die Nachfrage nach solchen Behandlungen ist aber äußerst gering; das kommt so gut wie gar nicht vor", erläutert Berger.

    An Flughäfen beispielsweise kommen Corona-Schnelltests zum Einsatz. Ist so etwas auch in Zahnarztpraxen denkbar – zur Erhöhung der Sicherheit?

    Zahnärzte dürfen zwar inzwischen ihr eigenes Personal testen. "Eine Testung von Patienten ist aber weiterhin Sache der regulären Corona-Testzentren und nur für konkrete Verdachtsfälle", sagt Berger. Würde ein Zahnarzt ohne entsprechende Schutzausrüstung testen und dieser Schnelltest wäre Corona-positiv, müsste das Gesundheitsamt verständigt werden, und dieses könnte Quarantäne für zwei Wochen anordnen – "das kommt einer Schließung der Praxis gleich", so der BLZK-Präsident.

    Lesen Sie dazu auch:

    Bayern bunkert Grippeimpfstoff, während Ärzte darauf warten

    Mediziner und Covid: Mein Arzt, der Corona-Leugner?

    Sollten wir uns auf den Schutz von Risikogruppen konzentrieren?

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden