Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Corona-Krise: Welche (digitalen) Alternativen Händler, Sportstudios und Künstler jetzt finden

Corona-Krise

Welche (digitalen) Alternativen Händler, Sportstudios und Künstler jetzt finden

    • |
    Fitnessstudios, aber auch Lehrer und Kirchen steigen in der Coronakrise vermehrt auf Videoformate um.
    Fitnessstudios, aber auch Lehrer und Kirchen steigen in der Coronakrise vermehrt auf Videoformate um. Foto: Christin Klose, dpa (Symbol)

    Eigentlich stehen sie genau für das, was Onlinehandel, Streamingdienste und Influencer nicht bieten können: persönlichen Kontakt von Mensch zu Mensch. Doch das soll aktuell unter allen Umständen vermieden werden, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verlangsamen. Entsprechend hart trifft die Krise Einzelhändler, Clubbetreiber, Sportstudios, Künstler und andere, die das gesellschaftliche Leben unter Normalbedingungen am Laufen halten.

    Viele von ihnen nutzen nun die Zwangspause, um neue Angebote zu schaffen und den riesigen Konkurrenten im Internet zumindest zeitweise auch online Paroli zu bieten. Die Zahl der Videoangebote wird von Tag zu Tag größer - und in den sozialen Netzwerken sind zahlreiche Ideen zu finden.

    Yoga, Fitness und Konzerte - in der Corona-Krise geht vieles nur digital

    Kleine Läden wie etwa die Buchhandlung Di Santo in Bobingen (Kreis Augsburg) bietet etwa neben dem bereits existierenden Onlineshop nun verstärkt Beratung und Recherche per Mail, Whatsapp oder Telefon an. Die Kuriere des Augsburger Lieferdienstes Boxbote bringen neben Mahlzeiten aus der lokalen Gastronomie nun auch Besorgungen für den täglichen Bedarf (lesen Sie dazu auch: Geschlossene Geschäfte: Bei diesen Läden können Sie online einkaufen)

    Musiklehrer und Leiter von Sportgruppen stellen ihren Schülern und Gruppenteilnehmern Videos zur Verfügung - teils mit erheblichem Aufwand. Dominik Scherer leitet die private Musikschule Beathof in Stadtbergen. Seit Montag verbringt er viel Zeit ohne seine Schüler im Unterrichtsraum: Für rund 70 Einzel- und Gruppenschüler erstellt er Lernvideos, die er nachts und am Morgen konzipiert, tagsüber aufnimmt und anschließend bearbeitet. "Der Aufwand ist deutlich größer als für normalen Unterricht", sagt Scherer. Da er didaktisch auf jeden Schüler eingehen wolle, seien individuelle Videos notwendig - und mit Liveschaltungen per Skype oder ähnlichen Plattformen ist der Perfektionist nicht zufrieden.

    Scherer kommt zugute, dass sein Unterrichtsraum gleichzeitig Aufnahmestudio ist und er durch andere Projekte über die entsprechende Technik verfügt. Hilfe kommt außerdem von älteren Schülern, die beruflich im Medienbereich tätig sind: "Ich erlebe hier viel Unterstützung und Solidarität", sagt er. Trotzdem: Die Mehrarbeit bleibt unbezahlt.

    Andere nutzen die Mittel, die sie zur Hand haben: Yogaübungen und Stunden für musikalische Früherziehung werden von den Lehrern im heimischen Wohnzimmer mit dem Handy oder Tablet aufgenommen und anschließend verschickt. Manche nutzen Cloud-Lösungen, andere etwa die Dienste Zoom oder Patreon. Auch das kommt - zumindest zeitlich begrenzt - gut an: Wer im Homeoffice arbeitet oder kleine Kinder betreut, ist froh um etwas Abwechslung.

    Auch Fitnessstudios steigen nach und nach auf Videoalternativen und digitale Trainingspläne um. Statt professionellen Geräten wird nun zeitweise etwa eine große Wasserflasche zur Hantel.

    Lokale Bands und Künstler halten vor allem über soziale Netzwerke Kontakt zu ihren Fans, posten Einblicke ins Privatleben oder laden Konzertmitschnitte oder Wohnzimmeraufnahmen hoch.

    Anders ist die Ausgangssituation für große Opernhäuser und Museen: Die Staatsoper München hat einen alternativen Online-Spielplan eingerichtet, die Berliner Philharmoniker ihren hauseigenen Streamingdienst Digital Concerthall für 30 Tage frei zugänglich gemacht. Das Staatstheater Augsburg bietet aktuell noch keine digitale Plattform an, teilt auf Facebook aber mit, dass man fleißig an alternativen Projekten arbeite.

    Der Direktor der Mannheimer Kunsthalle, Johan Holten, startete am vergangenen Wochenende mit einem spontanen Kurzvideo über ein Gemälde den Startschuss für eine Serie von virtuellen Beiträgen in den sozialen Netzwerken. Die Kunsthalle Baden-Baden will Online-Führungen durch die aktuelle Ausstellung anbieten.

    Sogar das Nachtleben verlagert sich in Augsburg ins Virtuelle: Die Musikkantine bot am Wochenende kurzfristig ein Club-Streaming auf Facebook an, diese Woche soll der nächste Club an der Reihe sein - welcher es sein wird, steht noch nicht fest. Die Organisation übernimmt die Club- und Kulturkommission Augsburg.

    Erste Kirchen übertragen Gottesdienste ins Internet

    Auch die Kirche nutzt nun gezwungenermaßen digitale Wege. Eigene Whatsapp-Gruppen für Gläubige in der Region erfahren zuletzt einen Zulauf. Das Bistum Augsburg plant außerdem, einzelne Gottesdienste demnächst live zu übertragen. Die Pfarrei St. Michael in Mering ist schon einen Schritt weiter: Sie hat bereits im Februar erste Videoformate ins Netz gestellt und überträgt nun jeden Sonntag den Gottesdienst im Livestream.

    Bei aller Kreativität rechnen Einzelhändler und Selbstständige jedoch trotzdem mit teils erheblichen finanziellen Einbußen: Denn wer ein Video öffentlich zugänglich auf Instagram, Facebook, Youtube oder ähnliche Plattformen hochlädt, erreicht so zwar im Idealfall weiterhin seine Kunden, tut das - anders als werbefinanzierte Influencer - aber ohne Bezahlung. Apps wie Zoom oder Patreon funktionieren mitunter für diese Zweck, einfach zu bedienende Streaming-Portale mit Bezahlfunktion, die ähnlich wie ein soziales Netzwerk befüllt werden können, sind (noch) eine Marktlücke.

    Über alle Entwicklungen rund um das Coronavirus informieren wir Sie in unserem Live-Blog.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Wie verändert sich die Arbeit von Journalisten in Zeiten des Coronavirus? In einer neuen Folge unseres Podcasts geben wir einen Einblick.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden