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Corona-Krise: Ungeimpfter Allgäuer auf Intensivstation: "Corona ist schlimmer, als ich je gedacht hätte"

Corona-Krise

Ungeimpfter Allgäuer auf Intensivstation: "Corona ist schlimmer, als ich je gedacht hätte"

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    Ein ungeimpfter Mann aus dem Ostallgäu hat nach einer Corona-Infektion schwere Symptome entwickelt. Nun appelliert er an andere, sich impfen zu lassen.
    Ein ungeimpfter Mann aus dem Ostallgäu hat nach einer Corona-Infektion schwere Symptome entwickelt. Nun appelliert er an andere, sich impfen zu lassen. Foto: Bodo Schackow, dpa (Symbolfoto)

    Von seiner Familie hatte er sich bereits verabschiedet. Für immer. Denn er glaubte, seine letzte Stunde habe geschlagen. Ein 54-jähriger Landwirt aus dem Ostallgäu erlebt nach einer Corona-Infektion ein Martyrium.

    Der ungeimpfte Mann liegt seit Tagen auf der Corona-Intensivstation des Klinikums Kaufbeuren. Zuvor erlitt er mehrere Schwächeanfälle, bekam keine Luft mehr. Seit Mittwoch muss er mit einer Druckmaske beatmet werden. Er ist einer von aktuell 13 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren.

    Allgäuer dachte, Corona sei keine Gefahr für ihn - jetzt liegt er auf der Intensivstation

    Sprechen ist ihm kaum möglich. Dennoch sucht er den Kontakt zur Öffentlichkeit, um andere - speziell auch im ländlichen Raum - davor zu warnen, das Virus nicht zu unterschätzen. „Corona ist viel schlimmer, als ich je gedacht hätte. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich impfen lassen", lässt er unserer Redaktion über seine Familie ausrichten.

    Ein Impfgegner sei er zwar nicht gewesen, schildert seine Frau den Fall im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch für sich selbst habe er durch Corona keine Gefahr gesehen. Auf seinem Hof habe er sich sicher gefühlt. „Wo soll ich mich denn anstecken? Ich geh doch eh kaum unter die Leut’“, lautete sein Argument. Überhaupt sei er kerngesund. Er gehörte zu jener Kategorie Mensch, „die erst dann zum Arzt gehen, wenn der Fuß schon ab ist“, beschreibt ihn seine Frau.

    Dass das Coronavirus für ihn lebensbedrohlich werden würde, erschien ihm undenkbar. Doch die Pandemie macht vor keiner Türschwelle halt. Über einen bislang ungeklärtem Kontaktweg erreichte sie den Hof in Baisweil. Zunächst wurde einer der Söhne positiv getestet. Ein Tag später hatte der Landwirt Gewissheit, dass auch er sich infiziert hatte. Was mit Halskratzen begann, nahm einen dramatischen Verlauf. „Es war schrecklich zu sehen, wie schnell sich sein Zustand verschlechterte“, sagt seine Frau.

    54-jähriger Mann hatte schon fast mit seinem Leben abgeschlossen

    Vier Tage nach dem positiven Test begab sich der Familienvater freiwillig ins Krankenhaus. Drei Tage später war seine Lunge derart angegriffen, dass er an massiver Atemnot litt und den Tod vor Augen wähnte. „Stell mir die Maschinen ab, wenn es nicht mehr geht. Verkauf den Stall, wenn ich nicht mehr bin. Und vergiss nicht, die Winterreifen aufzuziehen.“ Das waren die letzten Worte an seine Frau, bevor er das zu diesem Zeitpunkt letzte freie Bett auf der Intensivstation zugewiesen bekam. Erst nach mehreren Tagen des Bangens und Betens schlug die Therapie an. Seither geht es in kleinen Schritten bergauf.

    „Es ist unglaublich, was das Ärzte- und Pflegeteam leistet“, sagt die Familie des Landwirtes. Auch für das an der Grenze der Belastbarkeit arbeitende Klinikpersonal hoffen sie, dass die Corona-Lage nicht weiter eskaliert. „Wir können nur jedem raten, sich impfen zu lassen."

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