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Corona-Krise: Tourismus bald wieder möglich: Hotels und Gastronomen bereiten sich auf Öffnung vor

Corona-Krise

Tourismus bald wieder möglich: Hotels und Gastronomen bereiten sich auf Öffnung vor

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    Im letzten Sommer durften die Biergärten auch unter strengen Vorgaben öffnen.
    Im letzten Sommer durften die Biergärten auch unter strengen Vorgaben öffnen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es ist eine lang ersehnte Perspektive, die Aussicht auf ein Stück Normalität bei einem Radler im Biergarten: Ab Montag dürfen Biergärten und andere Außengastronomie wieder öffnen – bis 22 Uhr, unter strengen Hygieneauflagen und auch nur in Regionen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz über mehrere Tage hinweg unter 100 liegt. Zu Beginn der Pfingstferien soll dann auch Tourismus wieder möglich sein. Gastronomen, Hotelbetreiber und Verbände sind einerseits dankbar für die Lockerung der Regeln, andererseits sehen sie auch noch einige Fragen ungeklärt.

    „Wir freuen uns, dass es wieder losgeht“, sagt etwa Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Bayern. „Das war ein lang ersehnter und längst überfälliger Schritt.“ Einen wirklich wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb werde man gerade in der Gastronomie so zwar nicht betreiben können, „aber ich hoffe, dass die Gemeinden jetzt pragmatische Lösungen finden, um die Außenflächen der Gastronomiebetriebe zu erweitern“.

    Ein negativer Antigentest.
    Ein negativer Antigentest. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Wer dann in den Biergarten will, wird auf bereits bekannte Auflagen treffen: Masken- und Abstandsregeln gelten weiterhin, außerdem muss der Termin im Voraus gebucht werden. Außerdem soll es eine Testpflicht geben. Die genauen Regeln werden gerade ausgearbeitet, laut der aktuellen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ist ein Negativ-Nachweis dann nötig, wenn an einem Tisch Personen aus mehreren Hausständen sitzen.

    Ein Corona-Testzentrum will der Biergartenbetreiber nicht einrichten

    Zoran Culibrk, der Geschäftsführer des Landgasthofs Mariaberg in Kempten im Allgäu, freut sich über die Lockerungen der Regierung. „Wir können es kaum erwarten unseren Kastanienbiergarten wieder zu öffnen.“ Auf beinahe 850 Metern Höhe ist der Landgasthof Mariaberg der höchstgelegene Biergarten Kemptens, nur wenige Laufminuten entfernt vom gleichnamigen Berg. Doch acht Monate lang konnte niemand die Aussicht genießen, die Bierbänke waren leer und in der Gaststätte konnte nur essen „To go“ angeboten werden. Für Culibrk war das eine schwere Zeit: „Es war wirklich hart.“

    Deswegen ist er mehr als froh, dass die Außengastronomie endlich wieder öffnen darf. „Ob sich das Öffnen des Biergartens lohnt, muss ich abwarten“, meint Culibrk. Ein Hygienekonzept hat er schon erarbeitet. Wie es die Regierung vorschreibt, müssen Gäste einen negativen Test vorweisen. Ein Testzentrum am Landgasthof kann sich der Geschäftsführer aber nicht vorstellen. „Ein Testzentrum einzurichten kostet viel. Es reicht, wenn die Menschen einen Test beim Eintritt vorweisen.“ Des Weiteren hat er den Biergarten umzäunt, es gibt nur einen Ein- und Ausgang. Erst nachdem sein Team die Tische desinfiziert hat, werden neue Gäste hereingelassen. „Wir haben außerdem einen großen Biergarten und können die Tische bis zu drei Meter auseinander stellen“, erklärt Culibrk.

    Corona-Krise: Verein für die Wirtshauskultur will keine Testpflicht in der Gastronomie

    Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) hat mit der Testpflicht seine Probleme. Er fordert, darauf zu verzichten. Geschäftsführerin Ursula Zimmermann sagt: Gerade in ländlichen Gebieten sei es problematisch, einen negativen Test vorweisen zu müssen. Apotheken böten Corona-Testungen oftmals nur wenige Stunden pro Tag an und seien oft ausgebucht. Testzentren gebe es meist nur in der Stadt. „Wer verpflichtende Tests verlangt, muss dafür auch die Kapazitäten schaffen. Die Wirte werden schon aus organisatorischen Gründen sicherlich keine kostenintensiven Tests anbieten.“

    Lockdown in der Gastronomie. Die Biergartenmöbel standen monatelang ungenutzt in der Ecke.
    Lockdown in der Gastronomie. Die Biergartenmöbel standen monatelang ungenutzt in der Ecke. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Jedoch überlegen sich auch Gastronomen in den Großstädten, ob sie öffnen sollen. Münchner Wirte äußern sich in den dortigen Medien skeptisch. Ihre Überlegungen: Was passiert, wenn es plötzlich regnet und keiner darf in die Innenräume? Was, wenn die Gastronomie doch wieder schließen muss? Wohin dann mit der ganzen Ware? Darauf gibt es bislang keine Antworten.

    Corona-Lockerung für Tourismus: Hotels erleben einen Ansturm

    Für Hotels hingegen sieht Dehoga-Geschäftsführer Thomas Geppert „eine echte Perspektive“, wenn ab den Pfingstferien wieder Gäste kommen dürfen. „Mit den bisherigen Regeln wurden Urlauber ins unsichere Ausland gedrängt. Jetzt empfangen wir sie im sicheren Bayern.“ Hoteliers in den bayerischen Urlaubsgebieten berichten von einem wahren Ansturm. Eine „unglaubliche Erleichterung“ verspürt Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top Hotels.

    Kurz nach Söders Pressekonferenz hätten in den gut 80 Häusern dieses Verbundes bereits die Telefone geklingelt. „Die Kunden wollen wissen, ob wir zu Pfingsten wirklich öffnen können“, sagt Wiedenmann und versichert: „Wir schaffen das.“ Die Herausforderung werde jetzt sein, dass alle Gäste, Lieferanten und Mitarbeiter mithelfen, dass die Inzidenzzahl nach einer Öffnung nicht wieder steigt. Denn nichts wäre schlimmer, als nach ein paar Tagen wieder schließen zu müssen.

    Aber finden die Hotels so schnell überhaupt genügend Personal? Schließlich sind sie auch auf Saisonkräfte angewiesen. „Man fährt so einen Betrieb nicht hoch, wie man einen Lichtschalter anmacht“, sagt Dehoga-Mann Geppert. „Durch das Instrument der Kurzarbeit standen die Betreiber ständig in Kontakt mit vielen ihrer Mitarbeiter. Ich bin zuversichtlich, dass sie ihr Personal bekommen.“

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