Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Corona Impfungen in Bayern: Warum sich weniger Menschen impfen lassen

Pandemie

Warum sich in Bayern plötzlich weniger Menschen impfen lassen

    • |
    In vielen bayerischen Impfzentren bleiben derzeit Stühle frei. Der Grund: Die sinkende Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Das Gesundheitsministerium will verstärkt für das Impfen werben.
    In vielen bayerischen Impfzentren bleiben derzeit Stühle frei. Der Grund: Die sinkende Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Das Gesundheitsministerium will verstärkt für das Impfen werben. Foto: Peter Kneffel , dpa (Symbolbild)

    Eigentlich wären es ja gute Nachrichten, von denen Max Kaplan erzählen könnte. „Endlich wird genügend Impfstoff geliefert“, berichtet der ärztliche Koordinator der Impfzentren Bad Wörishofen und Memmingen. „Wir bekommen ausreichend Biontech, Moderna, Johnson&Johnson und insbesondere AstraZeneca.“ Doch schon im nächsten Atemzug folgt das große Aber: „Wir könnten in unseren beiden Impfzentren tatsächlich viel mehr Menschen impfen, wenn die Nachfrage entsprechend groß wäre.“

    Ausreden, warum Menschen ihren Impftermin nicht wahrnehmen, gibt es viele

    Begründungen und Ausreden, warum derzeit viele Termine abgesagt oder einfach nicht wahrgenommen werden, hat Kaplan schon viele gehört. Die einen wollen zum Beispiel nicht mit Moderna geimpft werden und warten lieber auf einen Termin mit Biontech, erzählt der Impfarzt. „Das ist aber völlig unverständlich. Das sind beides mRNA-Impfstoffe mit identischem Wirkungsprinzip. Sozusagen der gleiche Impfstoff, aber unterschiedlich verpackt.“

    Andere Bürger sind bereits vom Hausarzt geimpft worden, haben es aber versäumt oder vergessen, ihren Termin im Impfzentrum abzusagen. Das sei ein enormer Aufwand, für diese Termine dann kurzfristig eine andere Person zu finden. „Und dass Menschen es vorziehen, in den Urlaub zu fahren, anstatt einen Impftermin zu vereinbaren, oder dass sie sich aufgrund der niedrigen Inzidenzzahlen in falscher Sicherheit wiegen und sich deshalb nicht mehr so dringend impfen lassen wollen, auch das ist bei uns im Impfzentrum schon vorgekommen“, sagt er.

    Vor ein paar Wochen noch waren die Termin sofort weg, erzählt ein Impfarzt

    Max Kaplan stellt eine gewisse Impfmüdigkeit fest – und kann seine Einschätzung mit einem Beispiel belegen: 6000 Personen seien in Bad Wörishofen registriert, 3000 hätten eine Einladung bekommen. Doch nur 524 hätten überhaupt einen Termin ausgemacht. „Diese Termine wären noch vor drei Monaten ruckizucki weg gewesen“, ist sich Kaplan sicher. Dabei sei in diesen Tagen besonders die Zweitimpfung so wichtig, betont er. „Die Delta-Variante breitet sich immer weiter aus – und sie ist ansteckender und führt häufiger zu einem schweren Verlauf.“

    Eine Einschätzung, der sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) anschließt. Gegen die sich auch hierzulande immer weiter verbreitende Delta-Variante helfe am Ende nur das vollständige Impfen, sagt Söder am Montag nach dem bayerischen Impf-Gipfel, zu dem auch Vertreter der Ärzteschaft, der Apotheken, der Kommunen, der Wissenschaft und der Wirtschaft eingeladen waren. „Bei der Delta-Variante reicht die Erstimpfung nach jetzigem Stand kaum aus, um einen effektiven Schutz zu haben“, macht Söder deutlich.

    Was der Freistaat tun will, um mehr Menschen für eine Impfung zu gewinnen

    Das Problem ist aber eben: Die Impfbereitschaft nimmt in Bayern derzeit etwas ab, wie Söder erklärt – ähnlich wie der Allgäuer Impfarzt Max Kaplan. Es gebe eine „gewisse Müdigkeit beim Impfen“, sagt der Ministerpräsident. Ärzte würden von abgesagten oder verschobenen Terminen berichten und von Menschen, die stattdessen lieber in den Urlaub fahren. „Wir müssen noch mal jedem klar machen, dass es nicht vorbei ist mit Corona“, betont Söder. Eine Impfpflicht werde es aber auch weiterhin nicht geben, trotz des sinkenden Interesses. „Wir verteilen auch keine Goodies fürs Impfen. Aber wir werben dafür.“ Etwa mit der neuen Kampagne „Ich tu’s für...“, mit der das Bayerische Gesundheitsministerium die Bevölkerung aufruft, sich gegen Corona impfen zu lassen. Für sich selbst, aber eben auch für andere.

    Dass es derzeit eine gewisse Impfmüdigkeit in der Bevölkerung gibt, zeigt auch das vergangene Wochenende. In Memmingen gab es eine Sonderimpfaktion, rund um die Uhr und ohne vorherige Anmeldung wollten die Mitarbeiter im Impfzentrum Menschen mit AstraZeneca impfen. Der große Ansturm blieb allerdings aus. Gerade einmal zehn Prozent der 1800 Impfdosen, also nur 180, wurden gebraucht. Die Aktion wurde deswegen schon am Samstag um 23 Uhr vorzeitig beendet. Eigentlich hätte sie bis Sonntag, 8 Uhr, laufen sollen.

    Was passiert mit den Impfdosen, die keiner haben will?

    Noch vor einigen Monaten gab es bei solchen Sonderimpfaktionen einen immensen Zulauf. Mitte April etwa hatte der Landkreis Augsburg 3500 zusätzliche AstraZeneca-Dosen im Angebot – und die Nachfrage war gigantisch. Beim Landratsamt gingen am Tag des Registrierungsstarts mehr als 225.000 Anrufe ein, davon rund 155.000 in der ersten Stunde. Vorübergehend wurde sogar die Telefonanlage außer Gefecht gesetzt.

    Die Impfdosen, die in Memmingen übrig geblieben sind, werden natürlich nicht weggeworfen, wie Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betont. „Die werden jetzt erstmal wieder zurückgenommen, weil es das Verfallsdatum Gott sei Dank hergibt.“ Sie würden eingelagert und dann, so Holetschek, müsse man die nächste Aktion starten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden