Eltern kennen ihre Kinder am besten. Sie wissen, wann sie welche Art von Ansprache benötigen. Sie erinnern sich, welches Wort das erste war, das halbwegs verständlich den Mund verlassen hat. Niemand kann mehr über die Buben und Mädchen berichten als die Väter und Mütter. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch am besten einschätzen können, wann der Nachwuchs bereit ist für die Schule.
Um das beurteilen zu können, ist der Vergleich mit anderen Kindern notwendig. Wie ist es um die geistige und emotionale Reife bestellt? Reichen die koordinativen Fähigkeiten aus, um die Schularbeiten stressfrei erledigen zu können? Das können Psychologen oder Rektoren besser einschätzen als die eigenen – zwangsläufig wenig objektiven – Eltern. Wer seit Jahren mit Kindern beruflich arbeitet, kann besser vergleichen, in welchem Entwicklungsstand sich jedes einzelne befindet.
Eltern soll nicht ihr Mitspracherecht genommen werden
Das bedeutet nicht, dass den Eltern ihr Mitspracherecht genommen werden soll. Wahrscheinlich schätzen sie die Fähigkeiten ihres Nachwuchses richtig ein. Aber was spricht dagegen, sich eine externe Expertise einzuholen? Der Blick von außen ist oft der bessere. Psychologen und Rektoren sind nicht der natürliche Feind der Eltern, sondern im besten Fall Unterstützer und Ratgeber. Die bisherige Praxis hat gut funktioniert. Eltern, die ihr Kind zurückstellen lassen wollten, haben das geschafft. Allerdings mussten sie Zeit investieren. Sich ernsthaft damit auseinandersetzen, warum ihr Kind noch nicht bereit sein soll für die Schule.
Es fällt Eltern schwer, Entscheidungen infrage stellen zu lassen, die jenes Feld betreffen, in dem sie sich vermeintlich am besten auskennen: die Entwicklung ihres Kindes. Ein angenehmes Lernen wird aber dadurch erleichtert, dass die Schüler einer Klasse in etwa den gleichen Entwicklungsstand haben. Das können Außenstehende besser beurteilen.
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