Erpel müsste man sein! Dann säße man jetzt in München auf der Wiesn wie Dagobert Duck und bestünde auf eine Extrawurst. Oder führe wie Donald Duck im Kettenkarussell (Was den zusätzlichen Vorteil hätte, dass einem nicht schlecht würde wie im normalen Leben als Mensch und Zeitungsredakteur. Oder wird Comic-Enten schlecht?). Aber, hach, das Oktoberfest fällt aus in Corona-Zeiten. Und ob der Traum, ein Erpel zu sein, wirklich so verlockend wäre?
Der arme Donald also ist mit seinen Neffen im Urlaub in München – und nicht einmal dort hat er seine Ruhe vor dem so stinkreichen wie knauserigen Onkel Dagobert. Und auch nicht vor den Panzerknackern, die es mal wieder auf dessen Geldspeicher abgesehen haben …
Das Abenteuer von Donald Duck in München wird neu aufgelegt
Die Geschichte "Donald Duck in München" – sowie "Donald Duck in Berlin" – ist vor Jahren schon einmal erschienen. In der vergangenen Woche wurden beide in der Egmont Comic Collection erneut veröffentlicht. "Das Oktoberfest fällt für uns zwar in diesem Jahr aus, doch die Ducks bringen die Festtagsstimmung direkt nach Hause", erklärte der Verlag. Ein gutes Timing, kann man Egmont attestieren und den Verlag beglückwünschen: Die Neuerscheinung war bereits kurz nach Verkaufsstart zeitweise vergriffen. Wer nicht auf die Wiesn kann, will wenigstens in Wiesn-Gefühlen schwelgen, warum nicht?
Am alten, neuen München-Abenteuer der Ducks kann man seine Freude haben. Statt durch Entenhausen watscheln sie durch München ("Pah! Das reinste Freilichtmuseum! Schauderhaft!", beschwert sich Donald) und lernen vor allem das "Technische Museum" (das Deutsche Museum auf der Museumsinsel) besser kennen, als ihnen lieb ist. In aller Kürze: Es geht um eine "Eiserne Henne", eine Erfindung, mit der sich aus Bananenschalen Eier machen lassen … Wunderbar: Dagobert, der alte Grantler, ist in Grantl-Hochform.
Der Comic verstößt gegen bayerische Sitten
Man kann sich aber auch als Bayer ein wenig ärgern über das Preußisch-Ungelenke in den Sprechblasen. Da ruft ein Trachtler den Panzerknackern hinterher: "Euch werd ich Mores lehren, ihr Diebesgesindel!" Gleich darauf wollen die sich einen Laster, in den viel Zaster passt, "leihen" – auf dem Gelände des "Pannendienst Peer Pneuke". Oder da schimpft ein Bayer "Sakrahimmiherrgott" – ein Fluch, der vermutlich noch von keinem Menschen im Freistaat je gen weiß-blauem Himmel geschickt wurde. Es sind solche Unstimmigkeiten, die Comicfans, bayerischen zumal, aufs Gemüt schlagen. Erst recht, wenn die Wiesn zu einem Fest "auf den Wiesen" degradiert und irgendetwas Flüssiges in dubiosen Bechern getrunken wird, von einer der Trachtler-Figuren gar mit drei Fingern der linken Hand gehalten – wie von einem Kind, wenn es mit seinen Puppen Kaffeekränzchen spielt.
Es ist schon ein Weilchen her, dass Donald Deutschland und München für sich entdeckte. 2012 zum Beispiel in einer Serie des Micky-Maus-Heftes ("Die Ducks in Deutschland"), gezeichnet vom Münchner Jan Gulbransson, einem Enkel des bekannten Zeichners Olaf Gulbransson, der bei Tegernsee starb. Von ihm ist auch das aktuelle Titelbild. "Donald Duck in München" reicht aber weiter zurück und stammt aus dem spanischen Francesc Bargadà Studio, was einiges erklärt – eine Geschichte für Comic-Feinschmecker... 2012 jedenfalls war von Corona-Krise keine Rede, diskutiert wurde hauptsächlich, was eine Maß kostet. Nämlich zwischen 9,10 Euro und 9,50 Euro. Selige Zeiten. Dagobert Duck hätte sich dennoch aufgeregt.
Donald Duck in München. Egmont Comic Collection, 48 Seiten, 9,99 Euro
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