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Christian Walliser in Lebensgefahr: Drei Tiger zerfleischen Augsburger Dompteur

Christian Walliser in Lebensgefahr

Drei Tiger zerfleischen Augsburger Dompteur

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    Archivbild
    Archivbild Foto: Cirus Crocofant

    Vor Mäusen, hat Christian Walliser einmal scherzhaft in einem Gespräch mit unserer Zeitung gesagt, habe er ein bisschen Angst. Vor Tigern aber hat sich der Augsburger, der "jüngste Dompteur Deutschlands", nicht gefürchtet. "An die Gefahr darf ich nicht denken, wenn ich in den Käfig steige", erklärte er erst vor ein paar Monaten.

    Jetzt aber hat ihn eben diese Gefahr eingeholt. Stundenlang kämpften die Ärzte gestern um das Leben des 28-Jährigen. Noch am Abend war nicht klar, ob er seine schweren Verletzungen überleben wird.

    Vor den Augen von 170 entsetzten Gästen, die gerade zu Abend aßen, hatten sich am Montag bei einer Zirkusshow im Hamburger Tierpark Hagenbeck drei Bengalische Tiger auf den Dompteur gestürzt. Die Tiere zerbissen Oberkörper, Kopf und Hand des jungen Mannes. Mitarbeiter der Show versuchten, das Blutbad mit Wasserstrahlen und Feuerlöschern zu beenden. Zwei Ärzte aus dem Publikum leisteten erste Hilfe. Sie konnten verhindern, dass Christian Walliser noch im Tierpark verblutete.

    Die Tiger hätten nur "spielen" wollen, versuchte der Direktor der "Dinner Show", Stefan Pagels, die Attacke zu erklären: "Der Vorfall ist kein böswilliger Angriff gewesen." Drei der fünf jungen Raubkatzen seien einfach ihrem Instinkt gefolgt, nachdem Christian Walliser beim Betreten des Käfigs gestolpert war.

    Seit mehr als vier Jahren arbeitet der Augsburger schon mit Raubkatzen, gebissen, sagte er noch Anfang des Jahres, sei er bis dahin nie geworden. Narben auf seinem Brustkorb, eine Erinnerung an einen Tatzenhieb, waren zu der Zeit die einzige Spur, die sein gefährlicher Beruf hinterlassen hatte.

    Dabei verbrachte er die vergangenen Jahren täglich Seite an Seite mit seinen acht Tigern - zwei zog er mit der Flasche groß, die übrigen hatte er einem polnischen Zirkus abgekauft. Mit ihnen trainierte er für seine Show, kuschelte für die Kameras und erntete im Scheinwerferlicht den Applaus der Menge.

    Schon als kleiner Bub, als er noch mit seinen Eltern im Augsburger Stadtteil Oberhausen wohnte, habe er davon geträumt, Dompteur zu werden, hat er einmal erzählt. Seine Eltern seien "stolz" auf ihn, weil er es "allein geschafft" habe: "Jeden Tag nach der Abendvorstellung ruft meine Mutter an und fragt, ob noch alles dran ist."

    Am Montagabend war solch ein Telefonat nicht mehr möglich. Seither sind die Scherze des Sohnes verstummt, Angst und Trauer überdecken den Stolz der Eltern. Als sie von dem Unglück erfuhren, sind sie sofort aus Augsburg aufgebrochen und ins Krankenhaus nach Hamburg gefahren.

    Ein Gespräch mit ihrem Sohn war gestern Nachmittag aber auch dort nicht möglich. Bei dem Angriff hatte Christian Walliser ein offenes Schädel-Hirn-Trauma erlitten. In einer Notoperation mussten die Ärzte seine linke Hand amputieren. Die Angehörigen hätten den schwer verletzten 28-Jährigen zwar "sehen" können, berichtete ein Arzt, "ansprechbar" sei er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gewesen. "Wir wissen zurzeit selber nicht genau, wie es ihm geht", erklärte Christians Oma Rosmarie Walliser am Abend am Telefon, mehr will sie nicht sagen, der Schock sitzt tief.

    Die Polizei hat unterdessen die Ermittlungen in dem "Arbeitsunfall" aufgenommen. Die Veranstalter der "Dinner Show" hatten schon kurz nach dem Unglück erklärt, sie wollten weitere Vorstellungen nicht absagen. Es gelte das uralte Zirkusmotto "The show must go on" - die Show muss weitergehen. Vorführungen mit Tigern seien aber in nächster Zeit nicht geplant. Karin Seibold/Lea Thies

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